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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
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zerstört? Mit wem hat sie es nicht getrie…« 
    »Auch mit Erik?«, unterbrach Carl. 
    »Nein!«, fuhr Ann Christin ihn an. »Er ist nicht so ein Schwein wie Runar!« Erschrocken brach sie ab und hielt sich die Hand vor den Mund. 
    »Runar …«, überlegte Carl. »Ja, Runar wäre so eine Tat durchaus zuzutrauen. Wer Frau und Kind schlägt und es mit der Treue nicht so genau nimmt …«
    »Carl, bitte!«, versuchte Noah ihn zu bremsen. »Wir sind hier nicht in einem Verhör. Ich kenne beide, Sigrid und Runar, von Geburt an. Auch du müsstest wissen, dass Runar dazu nicht fähig wäre! Und jetzt ist Schluss mit der Vernehmung!«
    Doch Carl überhörte es. »Warum spielt uns Erik wohl den Stummen vor?«
    »Das ist doch blödes Zeug!«, rief Odin dazwischen.
    »Erik hatte keine Affäre mit Liv!«, schrie Ann Christin deutlich lauter als Odin mit Tränen in den Augen, so dass sein Einwurf unterging. 
    »Sicher?«, fragte Carl nachdrücklich. »Behaupten kann er viel. Zwei Personen müssten es aber ganz genau wissen. Die eine ist tot und die andere bringt den Mund nicht auf.«
     
     

18
    Der Nebel wollte nicht weichen. Selbst in der tiefschwarzen Nacht versteckte er das Geschehen. So sah niemand die Gestalt, die sich Haus für Haus weiterschlich, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Unbemerkt lief sie um das  erwählte Haus herum in den kleinen Garten. 
    Zunächst prüfte der Eindringling die Fenster und Türen. Alle waren verschlossen, auch die Terrassen- und die Kellertür, die vom kleinen Holzanbau in diesen führte. Unüblich für Kongesanger. Nur wenige schlossen ihre Türen ab. Doch seit dem Mord an Liv hatten die Menschen Angst. 
    Als er nicht ins Haus kam, ging er ein paar Schritte rückwärts in den Garten hinein und schaute nach oben. Versehentlich trat er auf dem Rasen auf ein vergessenes Gummitier, das sich sofort mit einem quietschenden Ton über die Misshandlung beschwerte. Erschrocken hob der Unbekannte den Fuß, erkannte den Störenfried und kickte ihn mit einem leisen Fluch in die niedrige Hecke. 
    Sein Blick glitt wieder die Fassade hinauf. Alles verschlossen, bis auf … ja, das Fenster zum Speicher unter dem Dach stand offen. Zwar unmöglich dort hochzukommen, doch für diesen Fall hatte er vorgesorgt. Aus der Tasche zog er einen länglichen Gegenstand, entzündete ihn mit einem Feuerzeug und warf den zischenden Körper geschickt durch das schmale Fenster. 
    So lautlos, wie er gekommen war, bis auf den kleinen Fehltritt, verließ der Unbekannte den Garten über das Nachbargrundstück. 
     
     

19
    So gut hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Richtig ausgeschlafen. Selbst der Kleine hatte ihn in Ruhe gelassen. Draußen war es dunkel. Ab und an schob sich ein Flackern dazwischen. Nordlichter, nicht ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit. Es knisterte. Erik dachte an die Wärme und Geborgenheit, die ihn vor seinem Kamin erfüllte. Er mochte den typischen Holzgeruch und die trockene Wärme, wie in der Backstube, die im krassen Gegensatz zur nassen Kälte draußen stand. Auch diese hatte ihre Reize, wenn er draußen im Fjord angelte, eingemummt in wasserdichter Kleidung, und nur das Prasseln des Regens auf seinem Hut hörte. Dann konnte er abschalten und alle Sorgen vergessen. Dann war er eins mit seinem Fjord.
    Er drehte sich zur Seite und blickte seine Frau durch halb geschlossene Lider an. Sie schlief friedlich und entspannt neben ihm. Selten sah sie so sorglos aus. Das flackernde Licht spielte mit ihren zarten Zügen. Sie wirkte stets so zerbrechlich. Schuldgefühle regten sich in ihm. Er liebte sie sehr, aber es war wohl ein Fehler gewesen, sie in diese abgelegene Gegend zu bringen. Sie war so zart, ein typischer Stadtmensch, das hatte er gewusst, aber er hatte immer gehofft, ihr die unverbrauchte Natur näher bringen zu können. Vergeblich. Sie litt entsetzlich unter der Einsamkeit, dem Mangel an Möglichkeiten, mal etwas zu unternehmen, oder überhaupt aus dem Ort zu kommen. Und er konnte nichts tun. Er war hier geboren und aufgewachsen und würde hier vermutlich auch sterben. Es war sein Zuhause. Seine Heimat. Die Menschen brauchten ihn. Ihren Bäcker. Aber er würde alles dafür tun, Ann Christin zu schützen. 
    Düstere Gedanken drängten sich in seine noch schläfrigen Sinne. Von Tod und Verwesung. Von … er versuchte sich zu erinnern. Kälte kroch ihm den Nacken hoch. Oder war das Angst? Eine Warnung? Eine schreckliche Fratze, die ihn anstarrte … was konnte ihn so erschreckt

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