FKK im Streichelzoo - Roman
dachte ich wirklich, dass die Rolle das verlangte.
Gut, das tat sie ja in gewisser Weise auch.
Also zog ich blank und fragte mich nur still und leise, was ausgerechnet die Größe meines Penis mit meiner Rolle des He-Man zu tun haben sollte.
Aber hey, sagte ich mir damals: That’s showbusiness!
5
Der winzige Igelwurm-Mann wandert durch den Mund des zehn Zentimeter großen Weibchens bis in dessen Unterleib. Dort kümmert er sich direkt an Ort und Stelle um die Befruchtung der Eier – in einer Art Männer-WG mit zwanzig Artgenossen.
Direkt am nächsten Tag rief Jean mich an und teilte mir äußerst gut gelaunt mit, dass er den ersten kleinen Dreh für mich an Land gezogen habe – eine gute Übung, bevor es zum Masters-of-the-Universe -Casting gehen sollte, dachte ich mir. Jeans gigantische Stimmung hielt auch an, als er mich nach einer ärztlichen Unbedenklichkeitserklärung und irgendeinem Wisch vom Gesundheitsamt fragte und ich wiederum von ihm wissen wollte, was er denn genau damit meinte.
»HIV, Tripper, Hepatitis A, B, C … Die Standards eben«, war die Antwort, die aus seinem Mund absolut logisch klang.
Trotzdem war ich jetzt so langsam doch etwas verwirrt. Und noch während ich die Frage aussprach, was das denn mit meiner Rolle als He-Man zu tun habe, fiel langsam der Apfel der Erkenntnis. Sein Fall dauerte vielleicht zwei Sekunden.
Einundzwanzig.
Zweiundzwanzig.
Dann zog die linke Gehirnhälfte, die bei den meisten Menschen für das logische Denken verantwortlich ist, der rechten eins mit dem Vorschlaghammer über. Eine Milliarde Nervenzellen schrien gleichzeitig auf. Und da wusste ich, wie Ben Kenobi sich gefühlt haben musste, als der friedliche Planet Alderaan vom Todesstern pulverisiert worden war und der alte Jedi die Schreie der sterbenden Seelen mit aller Macht spürte.
Ich Idiot! Dabei hatte die Wahrheit die ganze Zeit vor meinen Augen gestanden und verzweifelt mit den Armen gerudert, nur war ich zu doof, zu verblendet, zu eitel oder alles zusammen gewesen, um das wilde Winken zu erkennen.
Sheera Gail war natürlich nicht die Prinzessin der Macht, und ebenso wenig ging es bei der in Aussicht gestellten Rolle um He-Man , den stärksten Mann des Universums. Und schon gar nicht um eine Doppelrolle!
Noch mal: ICH IDIOT!
Von vornherein war es um Filme im horizontalen Gewerbe gegangen. Hoppelwestern. Pimmelkrimis. Pornos!!!
No way! Nicht mit mir! So verzweifelt war ich noch lange nicht!
Aber just in dem Moment, als ich Jean mitteilen wollte, wo er sich sein Casting hinstecken konnte, nannte er die Höhe der Gage – und ich verstummte ehrfurchtsvoll.
Nachdem die Karten nun endlich auf dem Tisch lagen, erfuhr ich, dass Jean selbst einmal eine große Nummer in der deutschen Pornoszene gewesen war. In den Achtzigern war er ebenfalls als Darsteller unterwegs gewesen. Laut eigenem Bekunden hatte er sie alle gehabt: Sibylle Rauch, Teresa Orlowski, Dolly Buster und wie sie alle hießen.
Ja, ja, die guten alten, goldenen Zeiten, in denen es noch haarig und silikonfrei zuging. Damals, so sagte er, sei er nur einen kleinen Schritt vom Sprung ins internationale Geschäft entfernt gewesen. Genau genommen waren es sogar nur fünf Zentimeter, wie ich mittlerweile weiß. Und so zeugen heute nur noch vergilbte Polaroids, die ihn Arm in Arm mit den einstigen Pornogrößen zeigen, und leiernde Betamax-Kassetten auf denRamschtischen der Sexshops vom Ruhm seiner glorreichen Vergangenheit.
Nun lag es an mir, meine Männlichkeit unter Beweis zu stellen, bevor ich auf die große Bühne gelassen wurde.
»Für die Karriere«, sagte Jean. »Da müssen wir jetzt durch.«
Da war es. Dieses Wir.
Spätestens hier hätte ich einen Schlussstrich ziehen und mir einen seriösen Job als Typ in einer Drückerkolonne oder Pfandflaschensammler am Bahnhof suchen sollen. Doch die Neugier und die Aussicht auf das schnelle Geld überwogen. Und schließlich kann man ja von manchen Dingen erst dann wirklich sagen, ob man sie nicht mag, wenn man sie einmal ausprobiert hat. (Diese Erfahrung habe ich in meiner Pornodarsteller-Karriere inzwischen übrigens schon oft gemacht. Und mittlerweile gibt es eine ansehnliche Liste von Dingen, über die ich bereits weiß, dass ich sie nicht mag. Gangbang gehört beispielsweise dazu. Und all diese skurrilen Sachen, die Ländernamen tragen. Also bis auf Französisch vielleicht. Aber von Albanisch oder Italienisch möchte ich an dieser Stelle dringend abraten – zumindest außerhalb
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