FKK im Streichelzoo - Roman
Konkurrenten und schenkten unsnichts. Aber ich war gewappnet, schließlich hatte ich alle Folgen von Germany’s Next Topmodel gesehen.
Und dann lugte ein Kopf durch den Türrahmen. »Als Nächstes sind die Nummern zweiundzwanzig bis siebenundzwanzig dran!«
Ich blickte auf meinen Sitznachbarn, der die Zwölf trug, dann auf mein eigenes Shirt. »Tja, okay, dann – los geht’s.«
Die Karriere fest im Blick, gesellte ich mich zu meinen neuen Intimfreunden, die alle schon fleißig schrubbend und wedelnd dabei waren, ihren besten Stücken das Stehen beizubringen. Wir waren sechs, und in einer anderen Situation hätte ich mich darüber dank meines infantilen Humors köstlich amüsieren können. Doch ein halbes Dutzend paarungswilliger Männer hat einen ganz eigenen Charme. Die konzentrierte Ausschüttung von Stress- und Sexualhormonen, gekoppelt mit weiteren undefinierbaren biochemischen Botenstoffen, hing im Raum wie eine unheilvolle Gewitterwolke. Man konnte das Testosteron förmlich greifen, und es stank unerträglich nach billigem Aftershave, Schweiß und WC-Reiniger. Eine Mischung, die selbst ein ausgewachsenes Flusspferd in die Flucht geschlagen hätte.
»Dann mal los«, sagte der Mann auf dem Regiestuhl, der tatsächlich der Regisseur war. »Und Action!«
Gedränge und Geschubse. Klar, jeder wollte der Erste sein.
Und bei mir verhielt es sich wie früher im Sportunterricht. Ich war ganz hinten in der Reihe. Meine Laune sank im gleichen Maße wie mein Stehvermögen. Anstellen für Sex war einfach nicht mein Ding. Ich zupfte an meiner ausbaufähigen Erektion herum und starrte Löcher in die Luft.
»Lasst den Kleinen mal nach vorn«, befahl der Regisseur plötzlich und läutete damit meinen ersten großen Auftritt vor der Kamera ein.
Der magentafarbene Vorhang aus muskelbepackten, hosenlosen Männerkörpern lichtete sich, sodass ich mich seitlichdurchdrängeln konnte. Ich zwängte mich in die erste Reihe und betrachtete die wie ein lebendes Büfett aufgebahrte Darstellerin. Zumindest das, was inmitten des mehrgliedrigen Haufens, in den sich meine fünf Mitstreiter und das Objekt der Begierde verwandelt hatten, herausblitzte. Hier eine nackte Brust, dort ein Unterarm. Schwer zu sagen, welches Körperteil wirklich ihr gehörte. Dann sah ich Teile ihres Gesichts in meine Richtung blicken.
»Okay, dann soll die Siebenundzwanzig mal loslegen«, hörte ich den Regisseur hinter mir, und der menschliche Klumpen rund um den Tisch, auf dem die Frau lag, entwirrte sich.
Es war eine einfache Anweisung, die keine Fragen oder Unklarheiten offenließ. Eine Anweisung, bei der jeder Darsteller weiß, was von ihm verlangt wird. Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Davor hatte Jean mich gewarnt. Und doch wollte es bei mir nicht so recht klappen. Die Blicke der vor sich hin masturbierenden Männer machten mich noch nervöser und setzten mich unter einen Erfolgsdruck, der mich an das Elfmeterschießen in der C-Jugend beim Germania Metternich erinnerte.
Damals scheiterte ich kläglich.
Und sosehr ich mich auch anstrengte, es war mir auch in dieser Situation unmöglich, meinen Mann zu stehen. Was ich hier tat, war nicht okay. Schon allein aufgrund des Bildes der emanzipierten Frau, welches hier gründlich verzerrt wurde.
Während ich an mir rubbelte, kniff, zog und schrubbte, lächelte die Darstellerin mir aufmunternd zu. Zumindest glaubte ich das. Wenn ich beim Verzehr einer kompletten Banane versuchen würde zu lächeln, sähe das vermutlich genauso seltsam aus.
Auf Verdacht lächelte ich zurück, legte meinen Wird-schon-Blick auf und fluchte leise vor mich hin. In meinen Kniekehlen juckte und kratzte es wie verrückt. Ich warf ein schüchternes »Moment noch!« in die Richtung, in der ich hinter der menschlichen Mauer den Regisseur vermutete. Das Jucken wurde immer schlimmer und machte mich wahnsinnig. Die allergische Reaktion auf die Selbstbräunungscreme schien ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Wenigstens einer hier.
So war das Konzentrieren auf das Wesentliche schlicht unmöglich. Mit den Worten »Ich muss nur noch eben schnell …« verabschiedete ich mich aus dem Bildausschnitt, ging in die Hocke und kratzte mir die Kniekehlen blutig, bis das Kribbeln und Krabbeln aufhörte. Die reinste Wohltat. Von ganz weit weg nahm ich Gesprächsfetzen auf.
»Wir brauchen mehr Gleitgel!«, rief der Regisseur.
Plötzlich zerrte mich ein unmenschliches, qualvolles Brennen im rechten Auge in einen schmerzgrellen
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