FKK im Streichelzoo - Roman
Leuchtstäbchen, außerdem die signifikanten Muskelstränge anzuspannen und einen erregten Gesichtsausdruck an den Tag zu legen.
Mit diktatorischer Disziplin dirigiert Giacomo seine Crew wie ein russischer Ballettmeister sein Ensemble durch den Nussknacker . Hier mehr violettes Licht, dort weniger Nebel, und auf dieser unreinen Hautstelle noch eine Spur mehr Camouflage – der Mann ist eben Profi und weiß, was er will. Und er ist schonungslos. Er will das ganze Programm. Wir sind bereits seit dreieineinhalb Stunden bei der Sache, und ein Ende ist noch immer nicht in Sicht. Aufgrund der eingeschobenen Fotopausen zieht sich der Dreh hin wie ein Kondom beim TÜV-Belastungstest.
Gerade stehe ich hinter Vivian, halte ihr rechtes Bein fest und nehme sie in der Mitte des Käfigs von hinten. Vor Anstrengung zittern meine Knie bereits. Ich spüre, wie mir der Schweiß den Rücken runterläuft. Sehnsüchtig fällt mein Blick auf den Rumpf der verwitterten Freiheitsstatue am Rande des Sets, das, von Affenkot und Bananenresten beschmiert, meinem trostlosen Dasein als Pornodarsteller in einem infernalisch stinkenden Affenhaus eine tragische Note verleiht.
»Sehr gut. Nur noch ein Stellungswechsel, bevor wir zum Cumshot übergehen. Geht mal da rüber zum Trog.«
»Alles klar, Chef.«
Und dann beginnt es. Das Grauen. Der Horror. Die Gruselgeschichte, die ich meinen Enkeln nicht einmal dann erzählen würde, wenn sie mir als Zeichen ihrer Ehrerbietung den Schlüpfer ihrer jüngsten Eroberung auf einem Silbertablett bringenwürden! Denn gerade, als ich mich von meiner Partnerin lösen will, hält mich etwas fest. Aus einem Reflex heraus versuche ich es mit einem kleinen Ruck, was zur Folge hat, dass sowohl Vivian als auch ich laut aufschreien.
Und zwar nicht vor Lust. Aus purem Schmerz.
Es ist das passiert, was eigentlich gar nicht möglich ist. Möglich sein darf. Physikalisch, karmatechnisch und überhaupt unmöglich sein MUSS, es sei denn, die Theorie stimmt, dass Gott irgendwo da oben im Himmel sitzt und nicht würfelt, sondern eine Runde Strip-Poker mit Luzifer spielt und in exakt diesem Moment ein ganz beschissenes Blatt hat: Vivian und ich, das heißt eigentlich Vivians Piercing und mein Prinz Albert, haben sich ineinander verhakt.
»Nicht bewegen«, flehe ich meine Partnerin verzweifelt an, aus Angst, sie könnte mir die komplette Eichel abreißen.
»Chef!«, keuche ich und kann nicht vermeiden, panisch zu klingen. »Wir haben da ein kleines Problem!«
Wie recht ich damit haben soll, wird mir klar, als der Beleuchter eine Sekunde später ruft: »Ey, Chef, irgendetwas stimmt hier nicht. Wo kommt das ganze Licht auf einmal her?«
Doch Bewegung in die Sache bringt erst der Mann mit den riesigen Kopfhörern und dem Stabwiesel in der Hand: »Mann, wieso steht denn die Käfigtür offen?«
Ich drehe den Kopf, soweit es meine eingeschränkte Körperhaltung erlaubt, und begreife in dem Moment, in dem ich die offenstehende Tür zum Freigehege im Augenwinkel erkenne, wie tief ich in der Scheiße sitze. Passenderweise schreit in diesem Moment eine sehr alarmiert klingende Stimme: »Verdammter Mist, was ist das denn?! Raus hier!«
Panisch reiße ich meinen Kopf wieder zu Vivian herum und rufe wider alle Vernunft: »Lauf!«
Ihre reflexartige plötzliche Bewegung nach vorn hat neben den exorbitanten Schmerzen, die dafür sorgen, dass das Adrenalin in meinem Blut in Wallung gerät, auch etwas Gutes. Zumindest für Vivian. Wie ausgeschaltete elektronische Magnete lösen wir uns voneinander, was mich prompt auf den Hintern fallen lässt. Ich sehe meine befreite Partnerin zu den anderen flüchten.
»Vivian?«, stöhne ich, und die Sterne tanzen vor meinen Augen. Ich spüre eine Flüssigkeit langsam an meinem Oberschenkel entlangrinnen. Hab ich mich etwa angepinkelt?
Bevor ich an mir hinabsehen kann, sehe ich Vivian bei den anderen stehen und wild zu mir rüberwinken. Sie steht hinter der Scheibe des Affengeheges. In diesem Moment höre ich ein lautes Summen, ein Sirenengeheul aus einer anderen Dimension, wie in einem U-Boot, das auf Gefechtsstation geht. Mit zusammengekniffenen Augen erkenne ich ein rotes Licht über dem Tor zur Außenwelt, das im Rhythmus der immer drängender klingenden Sirene flackert.
Ich drehe mich um. Schaue in Richtung der Tür zum Freigehege, die immer noch offen steht. Sperrangelweit. Einen ganz kurzen Augenblick genieße ich den frischen Luftzug, der nach warmem Regen riecht. Der Himmel scheint
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