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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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Blutdruckmessgerät sagen können, dass durch meine Venen eine andalusische Kastagnettentanzgruppe fegt. Sie greift hinter mich und reißt eine Verpackung auf.
    »Bevor du etwas sagst«, nehme ich den Faden wieder auf, »möchte ich erst dir etwas erzählen. Ich habe sehr lange nachgedacht, über dich, über uns …«
    Bevor ich weiterreden kann, wird die Tür des Behandlungsraums aufgerissen, und ein kalter Luftzug wird zu uns herübergewirbelt, der mir untenrum eine Gänsehaut verursacht.
    »Wo bleibst du denn so lange? Wir kommen noch zu spät – oh!«
    Ich zucke vor Schreck zusammen. Auch Cassandra. Was zur Folge hat, dass die in ihrer Hand befindliche Pinzette auf die Reste meiner malträtierten Eichel knallt. Ich ziehe scharf die Luft ein, während Cassandra wütend ausstößt: »Hagen! Du kannst hier nicht einfach so reinplatzen!«
    »Tut mir leid, ich, äh, die Krankenschwester sagte mir, dass du noch …« Er bricht ab und räuspert sich. Doch anstatt zu gehen, kommt er auf uns beide zu. »Entschuldigen Sie bitte die Störung, Herr, ähm, ich wusste nicht …« Da fällt sein Blick auf mein zerfetztes Gemächt. »Oh.«
    »Kein Ding«, presse ich zwischen den Zähnen hervor und mustere den Mann im feinen Anzug mit abschätzendem Blick.Er ist groß, etwas korpulent, hat viele Sommersprossen im Gesicht und strohblondes, lichtes Haar. Günter-Netzer-Gedächtnis-Frisur. Ich mag ihn nicht. Schon allein deshalb, weil er in seinem Dress dafür sorgt, dass ich mich in meinem Krankenhausleibchen noch unpassender gekleidet fühle als nötig. Und es entgeht mir nicht, dass Cassandras Abendkleid und Hagens Smoking in geradezu symbiotischer Form aufeinander abgestimmt sind. Und so frage ich meine Ärztin höflich: »Möchtest du uns einander nicht vorstellen?« Dabei bohrt sich mein Blick bedrohlich in ihr Gesicht.
    Sie windet sich aus ihm heraus wie ein Regenwurm aus seinem überschwemmten Erdloch.
    »Hagen, das ist Quentin – sozusagen ein Stammkunde und … Freund.«
    Hagen? Ich wühle in meinem Gedächtnis. Nein, einen Hagen hat sie nie erwähnt. Nicht mal die Stadt. Und überhaupt, wer heißt denn schon Hagen? Außer Nina vielleicht.
    »Ist Hagen dein Chefarzt?«, frage ich hoffnungsvoll.
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Bruder?«
    Wieder verneint sie.
    »Cousin?«
    Sie schließt die Augen. Viel zu lange, als dass es als Blinzeln durchgehen könnte. Mir wird mulmig. Die Möglichkeiten reduzieren sich nun doch drastisch.
    »Geh jetzt bitte, Hagen, ich bin hier gleich fertig«, fordert Cassandra ihn auf. Doch er denkt nicht dran.
    »Sorry, ich finde das ungemein spannend, dir bei der Arbeit zuzusehen.« Und an mich gerichtet sagt er: »Cassy erzählt ja kaum etwas von ihrer Arbeit.«
    Cassy? Dieser schleimige Sumpfnomade nennt meine Cassandra Cassy? Sie ist doch kein Hund!
    »Und wer sind Sie nun bitte schön?«, frage ich ihn scharf.
    Er legt seine Hand auf Cassandras Schulter. Alles, was in dieser Geste liegt, lässt meine Welt in Trümmer brechen. Ein breites Grinsen nistet sich in seiner Visage ein. »Der Lebensgefährte von dieser reizenden Dame.«
    Etwas in mir zieht sich zusammen. Und es liegt nicht an der Pinzette, mit der mir Cassandra das verloren gegangene Piercingstäbchen aus dem Penis puhlen will.
    »Ist das wahr?«, frage ich Cassandra matt.
    »Ja, ist es«, antwortet Hagen an ihrer statt. »Ich kann es selbst noch nicht fassen. Ich meine, Cassy und ich sind jetzt schon seit fünf Jahren ein Paar. Und jetzt endlich hat sie Ja gesagt!«
    Fünf Jahre!
    »Ja wozu?«, zische ich ihn an. Hagen aber schwimmt derart auf der Welle der Euphorie, dass er die Bösartigkeit in meiner Stimme nicht heraushört.
    »Ja zu Dubai!«
    Immerhin nicht Ja zu Hagen. Dennoch …
    »Dubai?«
    Cassandra erkennt die Hysterie in meiner Stimme und wirft mir einen leicht gehetzten Seitenblick zu.
    Hagen himmelt sie verliebt an. »Das halbe Jahr in den Emiraten hat mir gezeigt, dass ich ohne mein Rehlein nur die Hälfte wert bin.«
    Rehlein?
    »Also habe ich beschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen. Wir werden gemeinsam nach Dubai ziehen und dem kalten Deutschland endlich den Rücken zukehren.«
    »Was soll sie denn in Dubai?« Mir ist es völlig egal, ob er die Verzweiflung raushört.
    Er tut es nicht. »Nun«, er greift nach ihrer Hand, küsst sie und schaut sie an. »Sie wird dort ihre eigene Arztpraxis aufmachen. Nach der Hochzeit.«
    Nach der …?
    Cassandra lächelt gequält.
    Ich auch, weil sich just in diesem Moment

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