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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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ich vor etwas wegzulaufen versuche, aber nur wild mit dem Beinen strampele und mich keinen Zentimeter vom Fleck rühre.
    Im Übrigen wird mir erst jetzt bewusst, dass ich nichts weiter trage als eines dieser dünnen Krankenhaushemdchen, die hinten offen sind. Irritierenderweise habe ich das Hemdchen falsch herum an, mit der Öffnung nach vorne. Ein beängstigendes Gefühl.
    Und seit wann bin ich eigentlich nicht mehr im Affenhaus?
    »Beruhige dich bitte, das hier ist nur zu deinem Besten. Sie haben dich ins Koblenzer Klinikum bringen lassen. Du hattest einen Kreislaufzusammenbruch. Auch aufgrund des hohenBlutverlustes. Ich habe noch nicht ganz herausgefunden, was eigentlich passiert ist …«
    Meine Erinnerung kehrt zurück zu der offen stehenden Gittertür zum Freigehege und dem rot pulsierenden Licht.
    »Ehrlich, Cassandra, es war ein Unfall!«
    Sie stößt ein verächtliches Schnauben aus. »Das sagen sie alle. Der Sani meinte, es gab einen Zwischenfall bei einem Pornodreh – zwei Hauptdarsteller, die sich intim verhakt haben? Tja, das sieht wirklich übel aus.«
    »Was soll das heißen?«
    Cassandra bleibt sachlich: »Dein Piercing ist nicht mehr da. Das heißt: die Kugel. Das Stäbchen steckt schon noch irgendwo in dir drin. Die Frage ist nur, wo.«
    Mein Magen zieht sich zu einer Murmel zusammen. »Ich glaub einfach nicht, was hier passiert«, stammele ich mehr zu mir selbst als zu irgendwem anderen.
    »Seit wann hast du das Piercing?«, fragt Cassandra trocken, ohne auf meine mitleidheischende Jammerei einzugehen.
    Ich drehe die Handflächen nach außen. »Ähm, Überraschung.«
    »Hast du das etwa für mich …?«
    Ich nicke so heftig, dass mir wieder schwindelig wird.
    Sie erwidert mein Lächeln nicht. Nein, es sieht noch nicht einmal nach Freude aus. Anstatt mir aus Dankbarkeit um den Hals zu fallen, wühlt sie sich durch die Auslage an Skalpellen und weiterem urologischem Besteck, das mich schwer schlucken lässt. »Also, seit wann?«
    »Letzte Woche«, murmele ich zerknirscht.
    Cassandras Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse. So sieht sie also wütend aus. »Mensch, Quentin! Nach dem Stechen zwei Wochen absolute Ruhe, hat man dir das nicht gesagt?!«
    »Doch … aber …«
    »Kein Aber! Du kannst froh sein, wenn wir deinen Peniswieder in den Originalzustand vor dem Piercing versetzen können, Herrgott noch mal!«
    »Warum trägst du ein Abendkleid?«, frage ich um Ablenkung bemüht.
    »Warum bist du vor Schmerzen nicht wahnsinnig geworden?«, fragt sie, mehr sich selbst als mich.
    Ich habe keine Gelegenheit, ihr von dem Lidocain und Jeans lyrischer Hausapotheke zu erzählen. Sie bläst sich eine rötliche Strähne aus der Stirn und sagt: »Ich trage das Kleid, weil meine Schicht seit einer halben Stunde vorbei ist und ich eigentlich noch etwas anderes vorhatte. Und jetzt halt still! Ich muss versuchen, die Blutung zu stoppen.«
    Ich halte still. Ich kann zwar nicht sehen, was sie da macht, aber es fühlt sich sehr befremdlich an.
    »Warum hast du dich nicht mehr bei mir gemeldet?«, versuche ich die peinliche Stille zu vertreiben.
    Sie holt tief Luft, und ich bin wirklich auf ihre Antwort gespannt. Doch genau in diesem Moment fühle ich trotz der Betäubung einen kalten metallischen Gegenstand an einer Stelle, wo er ganz sicher nichts zu suchen hat. Ich schäme mich für die einsetzende Schnappatmung.
    »Ganz ruhig.« Sie hat einen Tonfall drauf wie mein Tierarzt, als er Cujo einschläferte. »Das Schlimmste ist schon fast vorbei.«
    Das hat er damals auch gesagt.
    Ich schließe kurz die Augen und versuche, mich auf den Luftstrom zu konzentrieren, der sich in meine Nase saugt. Da ist er wieder, dieser betörende Geruch nach wilden Erdbeeren. Erdig und fruchtig.
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du nicht mehr in der Praxis arbeitest?«, hake ich wieder nach. »Ich dachte, das mit uns beiden …«
    Sie hört auf mit dem, was auch immer sie gerade tut, undsieht mich eindringlich an. »Quentin, jetzt mach es nicht komplizierter, als es ist!« Dann greift sie nach einem Blutdruckmessgerät und legt es an meinem Arm an. Ich lasse zu, dass sie mir mit der Pumpe den Oberarm abschnürt. Eine passende Geste in diesem Moment, wie ich finde.
    »Ich hätte dir da längst etwas erzählen sollen …«, fängt sie zögerlich an, hält dann jedoch inne, als sie die Luft aus dem Gerät hinausströmen lässt. »Dein Puls rast«, stellt sie medizinisch vollkommen korrekt fest.
    Ich hätte ihr auch ohne

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