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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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aufgeklart zu sein, sanfte Lichtstrahlen blenden meine Netzhaut und sorgen einen kurzen Augenblick für ein absolutes Glücksgefühl. Ja, ja, die körpereigenen Drogen … Wir hatten ja bereits das Vergnügen.
    Doch schon in der nächsten Sekunde verdunkelt sich das Tor zur Außenwelt. Ein großer Schatten steht ihm Türrahmen und gibt ein inbrünstiges Gebrüll von sich. Kim ist wieder zu Hause. Und ich sehe ihm an, dass er nicht zu Scherzen aufgelegt ist.

23
    Sauerei: Schweine haben bis zu dreißig Minuten andauernde Orgasmen. Mehr ist dem nicht hinzuzufügen.
    Als meine Erinnerung wieder einsetzt, merke ich nur, dass es mir hundsmiserabel geht. Ich schwitze. Ein Bison im Hochsommer ist nichts gegen mich. Jeder Muskel in meinem Körper krampft, zuckt, pocht und schmerzt. Eine Hand tupft mir die Schweißtropfen von der Stirn. Meine Kehle schreit nach Flüssigkeit. Ich habe Durst, unendlichen Durst.
    »Ruft am besten auch in der Urologischen an«, höre ich jemanden in der Ferne rufen. »Keine Sorge, Herr Bachmann«, sagt die Stimme gleich darauf zu mir. »Ich werde Ihnen zunächst etwas Krampflösendes und Schmerzlinderndes geben.«
    Das klingt gut.
    »Es wird ein wenig piksen.«
    Das weniger.
    Als er mir die Spritze verabreicht, kann ich spüren, wie sich ein leichtes Kribbeln in meinen Venen ausbreitet.
    »Ihnen wird es gleich besser gehen. Ich werde Sie jetzt an den Tropf hängen, um Ihren Kreislauf zu stabilisieren.«
    Wie auf Kommando wird mir anders. Das Meer aus Schmerzen zieht sich ebbeartig zurück und weicht dichtem Nebel, der meinen Kopf verhüllt. Mir wird unglaublich schwindelig. Von der Deckenbeleuchtung fallen Sternschnuppen in den Raumund tanzen rhythmisch zum Chiquita-Banana-Song, der nun irgendwo gespielt wird. Vermutlich im Radio.
    Dadadadada …
    »Geht es Ihnen gut, Herr Bachmann?« Ein besorgtes Gesicht schiebt sich zwischen mich und die Sternschnuppen. »Was singen Sie denn da?«
    Ich muss lächeln. Die Haut, die das Gesicht umspannt, wirkt dünn und porös, als wäre sie aus Löschpapier. Womöglich habe ich laut gedacht, denn das Gesicht schaut mich irritiert an. Und da mein Lachen nicht erwidert wird, höre ich damit auf. Und auch mit dem Singen.
    »Ich? Gar nichts, also … das Lied, aus dem … Radio …?«
    Der Mensch, der sich um mich gekümmert hat, legt die Einwegspritze in eine Petrischale. »Okay, das wäre es dann fürs Erste. Jetzt müssen wir nur noch die andere Sache in den Griff kriegen«, sagt er und deutet auf meine Körpermitte. Er zieht ein Telefon aus seinem Kittel. »Darum kümmert sich dann meine Kollegin.«
    Durch den silbrigen Dunst kommt ein kleines Lichtlein auf mich zugeflogen. »Kollegin? Was’n für ’ne Kollegin?«
    *
    Mit indischen Religionen habe ich nie viel am Hut gehabt, und Shiva hat auch jetzt keine Opfergaben von mir zu erwarten. Dennoch glaube ich das erste Mal in meinem Leben an Karma, als Cassandra vor mir steht. Als auch sie mich erkennt, weiten sich ihre Augen, sodass die gesamte runde zyanfarben schimmernde Iris sichtbar wird. Sie singt zwar nicht das Bananenlied und schießt auch keine Sternschnuppen aus einem Feenstab, trägt aber unpassenderweise ein verflucht aufregendes schwarzes Abendkleid. Irgendetwas stimmt hier so ganz und gar nicht.
    »Du hier?«, stammele ich mit schwerer Zunge.
    Ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten, stülpt sie sich die hautfarbenen Latexhandschuhe über, öffnet Schubladen und legt nicht lustig aussehende Instrumente auf das grüne Tuch des Beistellwagens.
    »Was machst du hier?«, frage ich erneut, während allmählich die Benommenheit abnimmt.
    »Retten, was zu retten ist«, ist ihre sachliche Antwort, die mir durch und durch geht. Sie wirkt gestresst, ihr Gesicht ist vor Ernsthaftigkeit ganz angespannt. Sie ist sooo schön …
    »Die Lage ist wirklich prekär, Quentin. Wenn wir das Teil nicht innerhalb kürzester Zeit herausgefischt bekommen und die Harnröhre wieder zusammenflicken, kann ich für Langzeitschäden nicht garantieren.«
    »Was’n für Langzeitschäden?« Ich versuche, die Panik nicht allzu sehr Herrin über meine Stimme werden zu lassen. »Und wofür brauchst du dieses Ding da?«
    Entsetzt betrachte ich die riesige Pinzette mit den spitzen Enden in ihrer Hand.
    Ich versuche mich aufzurichten, aber nicht nur die Wirkung des Beruhigungsmittels ist weg, auch die Selbstbestimmung meiner Extremitäten. Es fühlt sich beinahe so an, als wäre ich in einer riesigen Hüpfburg gefangen, in der

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