Flachskopf
kann ich begreifen ,« sagte Herr Boon mit lächelnden Augen... »aber ich werde dir mal ein Glas Bier holen... Du magst doch Bier ?«
»Das will ich meinen, Herr !«
Flachskopf hatte größeren Durst nach einem von diesen Äpfeln, aber er war auch so zufrieden. Er roch noch einmal an den verführerischen Früchten, hielt eine zwischen den Zähnen seines weit aufgerissenen Mundes, legte sie wieder hin und holte sich schnell noch zwei Zigarren.
»Hier ,« sagte Herr Boon, wieder ein tretend, »trink einmal, dann wirst du keinen Durst mehr haben!« und er reichte Flachskopf ein großes Glas Bier.
»Danke, Herr, Gesundheit .«
Er setzte das Glas an den Mund, trank es halb leer, leckte sich mit der Zunge den Schaum von den Lippen und fragte keuchend:
»Das ist wohl Braunbier von der Vereinsbrauerei, Herr ?«
»Jawohl, Flachskopf.«
Nach dieser Bestätigung trank Flachskopf den Rest, schielte dabei nach Herrn Boon, um zu sehen, ob er auch ins Portemonnaie greifen würde; und als das Glas leer war, stellte er es auf den Tisch und wischte sich mit der Mütze den Mund ab.
»Jetzt wohl noch eine Zigarre?«
»Wie Sie denken, Herr...« Und Flachskopf überlief es plötzlich kalt vor Angst, daß Herr Boon es vielleicht merken könnte... Nein! er holte, ohne hinzusehen, eine kleine Zigarre aus der Kiste und gab sie Flachskopf, während er in seiner Tasche nach Streichhölzern suchte. »Lassen Sie nur, Herr, ich habe auch Streichhölzer«, und nach kurzem Suchen brachte er aus seiner Hosentasche ein dickes Streichholz zum Vorschein, strich es über seine Hose in Brand und rauchte mit geschlossenen Augen, wegen des beißenden Schwefelgeruchs, seine Zigarre an.
»Nun bist du gerüstet ,« sagte Herr Boon und machte die Tür auf, »und sag deinem Vater, daß er dann morgen kommen soll.«
»Jawohl, Herr«, antwortete Flachskopf, der mit einem Groschen besser gerüstet gewesen wäre, da er ja schon acht Zigarren hatte.
»Tag, Flachskopf... Besuchst mich mal wieder...«
»Jawohl, Herr...« und er wollte eben fragen, ob es zu früh wäre, wenn er bereits morgen wiederkäme, — dann würde die Zigarrenkiste wohl noch auf dem Kaminsims stehen — aber die Tür war schon hinter ihm geschlossen.
Er stand auf der Straße und pfiff dem Hund. Max steckte ein paar Schritte weiter die Schnauze in ein tiefes Loch, das er mit den Vorderpfoten gegraben hatte. Als Flachskopf pfiff, blickte er erstaunt auf, als ob er sich wunderte, daß es drinnen schon zu Ende war, und kam dann wild herangesprungen.
Flachskopf machte es Spaß, so rauchend wie ein Erwachsener über die Straße zu gehn. Er ließ die Zigarre locker zwischen seinen Lippen hängen und rauchte mit kleinen, vorsichtigen Zügen. Er mußte doch recht männlich aussehen, mit den Händen in den Hosentaschen, den Kopf ein wenig hintenüber, um den Rauch nicht allzusehr in die Nase zu bekommen, — und spucken tat er auch nicht. Dabbe konnte keine zwei Züge an einer Zigarre oder aus einer Pfeife tun, ohne daß er spucken mußte. Jetzt müßte der Lehrer ihn mal sehen! Der würde aber ein Gesicht machen! Und er hatte noch acht Stück in der Tasche. Davon würden wohl für Sonntag ein paar übrigbleiben. Tabak hatte er auch noch, aber den konnte er jetzt wegwerfen. Er holte den gestohlenen Tabak aus der Tasche und warf ihn in den Straßengraben.
Die kleine Zigarre war zu Ende geraucht, und nun fing er an zu laufen, um das Hummelnest nicht zu verpassen. Max trabte mit weiten Sprüngen dahin, und jedesmal, wenn er ein Stück voraus war, kam er zurück, um dann wieder von neuem wild loszurennen.
An Hahns Wiese sah Flachskopf Dabbe und Locke. Er pfiff ein paarmal, und sie warteten, bis er sie eingeholt hatte.
»Wo haust denn die Hummel ?« fragte Flachskopf. »Dort an den Erlen... Sag, hast du nichts bekommen bei Boon ?«
»Nee, aber ich habe Wein getrunken .«
»Wein! Wein! Buttermilch, jawohl!«
»Nee, echten Wein, ich stand dabei, als er die Flasche aufmachte, ein volles Glas... Boon sah gleich, daß ich ein guter Kerl war, und da gab er mir Wein !«
Von den acht Zigarren brauchte er j a nichts zu sagen. »Wollen wir nun gleich nach dem Hummelnest gehen ?« fragte Dabbe ungeduldig.
»Wenn es nur nicht schon ausgeraubt ist ,« äußerte Locke bedenklich, »Tist Pfanne hütet seine Kuh dort in der Nähe.«
»Wir werden ja gleich sehn .«
»Hier ist es ,« sagte Locke, »sieh... dort... am Feldrand.«
Er bückte sich über die Stelle und zeigte auf etwas, das wie ein
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