Flachskopf

kleines Büschel trockenes Moos aussah und sich rund zwischen den Grashalmen wölbte.
    »Nehmt euch in acht, wenn es braune sind ,« mahnte Dabbe, »wir müssen Wasser daraufschütten.«
    »Nichts gibts... dann ist der ganze Honig futsch... Wir werden trockenes Gras drauflegen und anbrennen... Dann verbrennen sie sich alle die Flügel .«
    »Dann ist der Honig doch auch futsch !«
    »Halt ,« sagte Flachskopf, »ich werde euch erklären, wie man es machen muß. Locke, du mußt ganz leise aufs Nest drücken, bis eine herauskommt, ich werde sie mit meiner Mütze totkneipen... so bringen wir sie alle um... Dabbe soll uns die Hummeln vom Leibe halten, die angeflogen kommen .«
    Das fanden sie richtig. Flachskopf saß neben dem Nest, mit seiner Mütze in der Hand. Locke hockte daneben und drückte leise mit einem Stock auf das Nest. Unter dem trockenen Moos fingen bei der Berührung die gestörten Tiere an zu summen wie ein Feuer, und durch ein kleines, rundes Loch an der Seite kam langsam, unbeholfen zwischen dem dichten Gras, eine braungelbe Hummel gekrochen, mit glänzenden Äuglein, mit Fühlhörnchen und offenen Flügeln, die vor Wut zitterten. Sie wollte auffliegen, aber ein Griff von Flachskopf, und sie saß in seiner Mütze, die er fest zukniff.
    »Das ist eine !« sagte Flachskopf und schüttelte die tote Hummel aus seiner Mütze.
    »Noch eine... schnell... schnell !« Ein neuer Griff, und die zweite Hummel teilte das Schicksal ihrer Schwester. Aber niemand dachte an Max, der keuchend und neugierig diesem sonderbaren Spiel zugesehen hatte. Als er Flachskopf so lebhaft zugreifen und kleine Tierchen von der Erde auffliegen sah, sprang er plötzlich voll Eifer hinzu, und bevor einer von den dreien es verhüten konnte, scharrte er mit seiner großen, plumpen Pfote das ganze Nest auseinander, und ein Schwarm von braungelben Hummeln stieg daraus auf. Die drei Bengel stoben wie der Blitz davon ins Gehölz, aber Max, der keinen Unterschied machte zwischen braunen Hummeln und gewöhnlichen Fliegen, die ihm den ganzen Tag die Ohren blutig stachen, blieb ruhig stehen und schnappte links und rechts nach den Insekten, die um seinen Kopf kreisten. Plötzlich ein fürchterliches Gejammer, — der erhobene Schwanz von Max schnellte wie eine Sprungfeder zwischen seine Hinterpfoten, und heulend wie vom Teufel besessen raste er durch die Wiese.
    »Max! Max !« rief Flachskopf aus dem Gehölz. Aber Max hörte und sah nichts, rannte um die ganze Wiese, blieb ab und zu stehen, um sich an den harten Grasstoppeln der Wiese den Hintern zu reiben, und heulte so erbärmlich, daß man es weit und breit in den Feldern hören konnte.
    »Schweig, Flachskopf ,« rief Locke, »verdammt! wenn er herkommt, dann haben wir sie auf dem Leibe .«
    Über die unerwartete Posse mit dem Hund schütteln sie sich vor Lachen... Der dumme Max hatte gar keine Ahnung, wie man mit Hummeln umgehen mußte.
    Über dem zerstörten Nest trieben die Tierchen in dichtem Schwarm unruhig hin und her. Die weggeflogen waren, um die Störenfriede zu bestrafen, kamen nun von allen Seiten zurück, und nach einigen Minuten hatten sich alle wieder niedergelassen.
    »Wie werden wir es jetzt machen ?« fragte Flachskopf. »Hast du kein Taschentuch ?«
    »Nee..., du, Locke?«
    »Ja, ich glaube .«
    »Sind keine Löcher drin ?«
    »Ich weiß nicht! ... nee... guck...«, und er zeigte einen schmutzigen roten Lappen, der ein Taschentuch vorstellen sollte.
    »Das machen wir naß, werfen es über das Nest, und dann trampeln wir sie alle tot. Der Honig wird nun doch futsch sein .«
    Locke tauchte das Taschentuch ein paarmal in den Graben, und es an zwei Ecken vor sich hinhaltend, trat er vorsichtig heran. Der Lappen flog über das Nest, und die drei Bengel fingen an, wie rasend darauf herumzutrampeln, fünf Minuten lang, bis jedes Summen der Hummeln verstummt war. Sie traten sich dabei gegenseitig auf die Zehen und an die Fußknöchel, aber das wurde nicht so genau genommen.
    »Nehmt das Taschentuch jetzt ruhig weg !« sagte Dabbe. Alle Hummeln waren breitgetreten. Aber das Taschentuch schien ebenfalls zum Teufel zu sein, denn als Locke es wegnahm, waren verschiedene Löcher und Risse darin.
    »Macht nichts ,« sagte Locke, »es gehört ja doch unserem Franz, und ich brauche keins...« Und der Lappen flog in den Graben.
    Das Spiel mit den Hummeln war nun vorbei, und die drei Knaben blieben noch eine Weile sitzen und besprachen die Möglichkeit, gestochen zu werden, wo sonst noch Hummeln