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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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Demaris ausreichend Trost zur Verfügung, um ihr über die tiefe Trauer hinwegzuhelfen.“ Bedeutungsvoll blickte sie Jonathan an.
    Das war zu viel für ihn. „Und was zum Teufel ist dagegen einzuwenden, dass sie dort Trost sucht, wo sie ihn findet?“, fragte er scharf. Er stellte sich hinter Demaris und legte ihr seine Hände auf die Schultern. „Schon fast acht Monate sind seit dem Tod ihres Gemahls vergangen, und heute ist es das erste Mal, dass ihr alten Schachteln euch herablasst, sie zu besuchen.“
    „Jonathan, bitte! Die Damen sind Gäste in meinem Haus.“ Demaris hätte sich gern hinter ihm versteckt und ihm ihre Verteidigung überlassen, doch dies hier war eine Schlacht, die sie allein schlagen musste, eine Schlacht, die schon lange vor seinem Auftauchen hier begonnen hatte.
    „Demaris, errege dich nicht“, sagte Hannah. „Wir werden dich jetzt deinem ... Trost überlassen. Guten Tag.“ Sie warf den Kopf ein wenig zurück und rauschte zur Vordertür hinaus, wo der Kutscher mit dem Wagen wartete.
    Mary folgte ihr, nachdem sie Demaris auf eine Weise zugenickt hatte, die man kaum noch mit höflich bezeichnen konnte.
    Elisabeth blieb als Letzte zurück. Demaris und sie standen einander mit vor der Schürze gefalteten Händen gegenüber.
    Elisabeths rundes Gesicht wurde ein wenig weicher. „Demaris, würdest du bitte diesen Mann auffordern, uns allein zu lassen?“, fragte sie leise. „Ich möchte gern mit dir unter vier Augen sprechen.“
    Jonathan fasste Demaris’ Schultern fester. „Nein, Madam, ich werde sie Euch nicht überlassen, damit Ihr sie durch den Reißwolf dreht, bis nur noch kleine Fetzen von ihr übrig sind. “
    „Mir wird nichts geschehen, Jonathan.“ Demaris drehte sich zu ihm um und blickte ihn flehentlich an. „Bitte. Wir sehen uns wieder, wenn Elisabeth gegangen ist.“
    Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, bedachte Elisabeth noch einmal mit einem zornigen Blick und machte sich dann widerstrebend auf den Weg zum Stall.
    „Dieser junge Mann liebt dich“, bemerkte Elisabeth finster. „Teilst du seine Zuneigung?“
    Demaris errötete und blickte verlegen zu Boden. „Was für eine Rolle sollte das spielen, Elisabeth? Er gehört ja nicht zu uns.“
    „Zu uns? Also hast du dich noch nicht ganz von der Gesellschaft der Freunde abgekehrt“, meinte Elisabeth nachdenklich. „Das dachte ich mir schon. Du hältst dich an die Vorschrift der Schlichtheit, und gleichgültig was Hannah dem Frauenkomitee erzählen mag, dein Haushalt ist ordentlich. Des Weiteren bin ich davon überzeugt, dass du in deinem Herzen noch immer so denkst wie wir.“
    Bekümmert schüttelte Demaris den Kopf. Sie dachte an Schusswaffen und Glücksspiel, an eine Felsenhöhle voller Spirituosen, an kämpfende Männer am Strand und an eine Reise nach Providence auf einer kleinen Schaluppe im Mondschein. Und sie dachte an die lustvollen Empfindungen, die ihr Blut immer dann erhitzten, wenn Jonathan sie küsste. Elisabeth dachte, er liebte Demaris. Wenn es doch nur so einfach wäre!
    „Kehre zu uns zurück, Demaris“, drängte die alte Frau freundlich. „Komm zurück nach Newport, denn dorthin gehörst du. Du brauchst nur eine Erklärung zu verlesen, in der du deine Verfehlungen bekennst und dein Begehren darlegst, wieder in die Gesellschaft der Freunde zurückzukehren. Du wärst sofort wieder willkommen.“
    „Du willst, dass ich erkläre, ich bedauerte es, Ebenezer Allyn geheiratet zu haben, und dass meine Eheschließung eine bewusste Verfehlung war.“ Demaris verkrampfte die Hände ineinander. „Lieber würde ich mich hundertmal von der Gesellschaft der Freunde verstoßen, als mich unter solchen Bedingungen wieder aufnehmen lassen.“
    „Demaris, denke an deine liebe Mutter! Bedenke, welche Sorge ihr deine Verweigerung bereitet hätte! “
    „Meine Mutter würde gewollt haben, dass ich glücklich werde, Elisabeth. Und hier auf Nantasket bin ich glücklich. “ „Glücklich, deine Missetaten mit diesem schwarzhaarigen Schurken zu teilen?“
    Demaris hob stumm den Kopf und nickte langsam.
    „Bist du dir auch ganz sicher, Demaris?“
    Diesmal nickte sie mit mehr Nachdruck. Ihr war klar, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. In den Augen der Newporter Quäker würde das, was sie eben vor Elisabeth Willet eingestanden hatte, ebenso unwiderruflich sein wie ihre Ehe mit Eben. Zwar hatte Jonathan nie von Liebe, Heirat oder irgendeiner Zukunft gesprochen, die Demaris mit einschloss, doch mit ihrem

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