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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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habe, die Glückgöttin war. “
    „Ihr habt um Geld gewürfelt?“, fragte Demaris entsetzt. „O Jonathan, das hättet Ihr zuerst mit mir besprechen sollen. Erst Feuerwaffen - dann Glücksspiel! “
    „Und Schmuggelei, und Alkohol und dann noch ein böser Mann der zum Abendessen an Euren Herd kommt“, neckte er.
    Statt eines Mieders und eines Korsetts trug sie nur eine dicke ärmellose Strickweste, und dort, wo ihr Unterhemd verrutscht war, sah man ein kleines Stück von ihrer weichen, runden Schulter, über die Jonathan nun mit dem Daumen strich. „Ich bekomme doch ein Abendessen von Euch, ja?“, erkundigte er sich.
    „Ich sollte Euch wirklich geben, was Ihr verdient, Jonathan Sparhawk!“, erklärte sie, doch leider nicht so streng, wie sie es beabsichtigt hatte. Im Gegenteil, dachte sie, ich werde noch ebenso kokett wie Evelyn. Und so, wie Jonathan jetzt ihre Schulter streichelte, würde er sie selbst bestimmt gleich zu küssen versuchen - hier auf dem Hügel, wo Ruth und wahrscheinlich auch Daniel und Seth sie sahen.
    Jonathan hatte seine Hand inzwischen zu ihrem Kinn hinaufgleiten lassen und hob sich nun sanft ihr Gesicht entgegen. Sie wollte nicht, dass er aufhörte, doch der Gedanke daran, was Ruth sagen würde, gab ihr die erforderliche Widerstandskraft. Demaris senkte das Kinn, legte beide Hände an Jonathans Brust und versetzte ihm einen Stoß.
    Als sie sein verblüfftes Gesicht sah, musste sie laut lachen. Sie drehte sich um, raffte ihre Röcke und rannte behende den Hügel hinunter zu ihrem Haus. Sie war sicher, dass Jonathan sie mit seinem verletzten Bein nicht einzuholen vermochte, doch nachdem sie nur so lange innegehalten hatte, um sich die schweren Pantinen von den Füßen zu schütteln, erreichten sie und er die Hintertür beinahe gleichzeitig. Beide lachten und waren außer Atem.
    „Ihr wollt mir also geben, was ich verdiene, ja?“, fragte er gespielt ernst und packte die vor Lachen Kreischende um die Taille. „Wer entscheidet das, he? Wollt Ihr mein Richter und mein Henker sein?“
    „Demaris Clarke.“ Elisabeth Willets Stimme klang eisig und höchst missbilligend.
    Diese Stimme hatte Demaris seit sechs Jahren nicht mehr gehört, doch sie hätte sie zu jeder Zeit und überall wiedererkannt. Sie befreite sich rasch von Jonathan und strich sich mit den Händen über das windverwehte Haar. Ihr Mut sank ins Bodenlose.
    Drei Personen standen an der Tür zum Wohnzimmer: Elisabeth Willet, Hannah Hoxie und Mary Cort, alle drei streng und makellos gekleidet mit ihren gestärkten Hauben und grünen Schürzen, alle drei Freundinnen ihrer verstorbenen Mutter, alle drei Quäkerinnen, die mit Demaris seit deren Hochzeit nicht mehr gesprochen hatten.
    Im Ausdruck ihrer Gesichter spiegelte sich Demaris allzu deutlich wider - ihre Röcke ohne Unterröcke über bloßen Füßen und nackten Beinen hochgerafft, kein Korsett, das Haar nachlässig geflochten und ohne Haube, und dazu lachte sie auch noch lüstern in den Armen eines schwarzhaarigen Mannes, der entschieden zu schön war, um ein Mitglied der Gesellschaft der Freunde zu sein, und der ganz so aussah, als hätte er die letzten drei Tage und Nächte in einer anrüchigen Hafenschenke dem Glücksspiel gefrönt.
    „Demaris Clarke“, wiederholte Elisabeth. „Du überraschst mich.“
    „Und du mich auch, Elisabeth“, brachte Demaris heraus. Sie sah, dass Hannah das Gesicht verzog und dann rasch einen Blick in die Küche warf - vermutlich in der Absicht, Demaris wegen mangelhafter Haushaltsführung zu tadeln. „Willkommen in meinem Heim! Darf ich euch dreien einen Tee oder ein Glas Apfelwein anbieten? Und ein Stück Orangenkuchen vielleicht, den ich heut Morgen gebacken habe?“

„Nein, Demaris Clarke“, lehnte Mary ab. „Wir bleiben nicht lange.“
    Hoch erhob Demaris den Kopf. „Jetzt habt ihr mich dreimal mit dem Namen meines Vaters angeredet“, stellte sie ruhig fest. „Möglicherweise habt ihr vergessen, dass ich Ebenezer Allyn geheiratet und als seine rechtmäßige Gattin auch seinen Namen angenommen habe.“
    Elisabeth seufzte verärgert darüber, dass das offensichtlich auch noch erklärt werden musste. „Du hast dich außerhalb unserer Gemeinschaft verheiratet, und deshalb bleibst du für uns niemand anderes als Thomas Clarkes Tochter. Wir dachten jedoch, dass du angesichts Ebenezer Allyns Tod Trost in den Armen der Gesellschaft der Freunde zu finden wünschst.“
    Hannah verzog abermals das Gesicht. „So weit ich das sehe, steht

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