Flames 'n' Roses
hineinbrennen; im Geiste sah ich, wie meine Haut schmolz und seine Hand sich für immer mit meinem Arm verband. Ich konnte es nicht mehr aufhalten. Es war zu heiß, zu stark. Das Feuer verschlang meinen Arm, loderte schneller und höher hinauf, immer weiter auf mein Herz zu. Wieder schrie ich, doch es kam kein Ton über meine Lippen.
Und dann war der Raum plötzlich von Lärm erfüllt. Ich schlug die Augen auf. Lend lag im Flur auf dem Boden; sein Körper krümmte sich, als die Elektroschocks durch ihn hindurchschossen. »Lend!«, rief ich lautlos. Er hatte den Alarm ausgelöst – hatte die Türschwelle übertreten, obwohl er wusste, was dann passieren würde.
Reth seufzte ungeduldig auf und drückte meinen Arm noch fester. »Dass sich aber auch immer irgendwer einmischen muss.« Das Feuer war jetzt in meiner Schulter, die ersten Flammen berührten mein Herz und nisteten sich darin ein wie ein kleines Tier.
»Lorethan!« Eine klare, scharfe Stimme drang durch den Schmerz zu mir durch.
Reth wandte den Kopf, sein Gesicht verzerrt von mörderischer Wut.
Raquel redete langsam und deutlich über den Alarm hinweg. »Du rührst Evelyn nicht an.«
Einen Sekundenbruchteil später zuckte seine Hand von meinem Arm zurück, als wäre er derjenige, der sich verbrannt hätte. Das Feuer, das noch übrig war, teilte sich – die eine Hälfte zog sich wieder in meinen Arm zurück, dahin, wo seine Hand gelegen hatte. Doch die andere Hälfte schlängelte sich in mein Herz. Noch immer konnte ich nicht sprechen oder mich bewegen. Reth stand auf und sah Raquel mit derselben kalten Wut an, die ich ihm angesehen hatte, als er den Werwolf getötet hatte.
»Lass uns jetzt allein«, befahl Raquel.
Reth regte sich nicht. Wie ein Rachegott stand er da, mitten in dem weißen Raum. Ich fragte mich, ob er uns jetzt alle töten würde.
Nach dem wohl längsten Schweigen meines Lebens bewegte er schließlich die Hand und ich, endlich wieder fähig, mich zu rühren, brach auf dem Bett zusammen. Ohne ein Wort ging Reth zur Wand und verschwand durch seine Feenpforte.
Mit einem Knopfdruck auf ihren Kommunikator schaltete Raquel den Alarm ab und eilte dann an meine Seite. »Evie, Liebes, geht’s dir gut?«
Die Erinnerung an den Schmerz tat so weh, als würde ich ihn noch immer spüren. Schluchzend presste ich meinen verbrannten Arm an meine Brust.
»Zeig mal«, sagte sie und nahm meine Hand. »Oh, Evie, es tut mir so leid.« Ich sah auf, in ihren Augen glitzerten Tränen. »Ich hätte auf dich hören sollen.«
Auf meinem Handgelenk prangte feuerrot der Abdruck von Reths Hand. Aber Raquel konnte nur die Verbrennung sehen. Sie sah nicht das, was ich sah.
Unter dem Handabdruck loderte noch immer das Feuer.
Gebranntes Kind
Ich starrte auf meinen Arm. Unter dem roten Handabdruck tanzten goldene Schlieren, warm und lebendig. »Was hat er getan?«, flüsterte ich schluchzend. Was hatte Reth mir da eingepflanzt?
Raquel, die dachte, ich würde von Lend reden, strich mir übers Haar. »Er hat versucht zu fliehen.«
Ich sah auf und schüttelte den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Als Reth … Lend konnte nicht … Er ist über die Türschwelle gesprungen, um den Alarm auszulösen. Nur so konnte er mir helfen.«
»Oh«, sagte Raquel sanft. Sie warf einen Blick in den Flur auf die bewusstlose Gestalt, die dort lag, oder zumindest auf das, was sie davon erkennen konnte. Für sie sah Lend wahrscheinlich bloß wie Shorts und eine Fußfessel aus, die über dem Boden schwebten.
Raquel rief mit ihrem Kommunikator ein paar Wachleute, die Lend wieder hereinbrachten. Ich rutschte ans Ende des Betts, ohne meinen Arm loszulassen. Als sie Lend abgeladen hatten, legte ich meine unverletzte Hand auf seine Brust, wie immer überrascht darüber, dass er sich so fest und warm anfühlte. »Er atmet noch.« Vor lauter Erleichterung fing ich an zu heulen.
»Ist ja gut.« Raquel legte mir den Arm um die Schultern. »Wie konnte das passieren?«
»Wie das passieren konnte? Machst du Witze? Wie lange erzähle ich dir jetzt schon, dass Reth verrückt ist und dass er diese Sachen mit mir macht? Wie oft habe ich dir gesagt, dass ihr die Feen einfach nicht versteht? Ihr könnt sie nicht kontrollieren!«
»Es tut mir so leid, ich hätte dir wirklich zuhören sollen. Aber ich bin mir sicher, dass es an deinem ›Ich brauche dich‹-Befehl lag – den muss er sich so gedreht haben, wie es ihm gepasst hat.«
Ich verdrehte die Augen. »Ach nein, wirklich? So machen die das nun
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