Flames 'n' Roses
drauflos.
»Geht’s dir gut? Hast du schlimme Schmerzen? Kann ich irgendwas für dich tun?«
Er wollte sich aufsetzen, ließ es dann aber sein und fasste sich an die Stirn. »Mann, tut das weh.«
»Tut mir so leid! Das ist alles meine Schuld.«
Stirnrunzelnd sah er mich an. »Wieso ist das deine Schuld?«
»Na, meinetwegen hast du doch schon wieder ’nen Stromstoß abgekriegt.«
»Ich würde mal behaupten, das können wir getrost diesem irren Feentypen vorwerfen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn du nicht … Ich weiß gar nicht … Danke.« Ich lächelte und nahm seine freie Hand. »Tausend, tausend Dank. Ich bin ziemlich sicher, dass du mir das Leben gerettet hast. Oder zumindest meine Seele.«
Er richtete sich auf, ohne meine Hand loszulassen. Das gefiel mir. Das gefiel mir sehr. »Was hat er da eigentlich mit dir gemacht?«
Ich setzte mich neben ihn aufs Bett und starrte zu Boden. »Ich weiß es nicht. Das, was er sonst auch immer gemacht hat – die Sache mit der Wärme. Aber diesmal war’s irgendwie anders – stärker. Es war, als würde ich von innen verbrennen, als würde er das Feuer mit Gewalt in meinen Körper hineinzwingen. Und es ist –« Ich hielt inne. Raquel hatte ich nicht erzählen können, was ich da in mir sah. Konnte ich es Lend anvertrauen?
»Was ist es?«
Ich atmete tief durch. »Es ist immer noch da.«
Ich löste meine Hand von seiner, wickelte den Verband ab und starrte auf den roten Handabdruck und die flüssigen Flammen darunter. Lend atmete zischend ein und ich sah schockiert zu ihm auf.
»Du kannst es sehen?«
»Natürlich kann ich es sehen!«
(Keine) Hexerei
Lend konnte die Flammen unter meiner Haut sehen! Ich konnte es kaum glauben. Vielleicht war das ja doch nichts Paranormales. »Du siehst es, wirklich? Wie kann das sein?«
»Na ja, es ist knallrot! Wie sollte ich das nicht sehen? Er muss dich ganz schön schlimm verbrannt haben.« Lend griff sanft nach meiner Hand, um sich die Verbrennung näher anzusehen. »Eiskalte Hände hast du aber immer noch.«
Enttäuscht ließ ich die Schultern hängen. »Du siehst es also nicht.«
Verwirrt sah er auf. »Wieso, ist da noch was anderes?«
Ich biss mir auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf, ohne ihm in die Augen zu sehen. »Ach, gar nichts.«
»Evie. Was hat er dir angetan?«
»Ich weiß es nicht.« Das stimmte ja schließlich auch. Ich hatte keine Ahnung, was Reth mit mir gemacht hatte oder was passiert wäre, wenn ihn niemand aufgehalten hätte.
»Du siehst da doch noch irgendwas anderes, stimmt’s?«
Wieder schüttelte ich den Kopf. Dann schloss ich die Augen und nickte.
»Was denn?«
»Ich weiß nicht. Es ist … Es ist, als wäre dieses Feuer von ihm … also, als wären die Flammen noch da, direkt unter dem Handabdruck. So ein goldener Wirbel, richtig unheimlich. Und bei mir selbst habe ich sonst noch nie irgendwas unter der Haut gesehen.«
»Nicht mal, als er das früher schon mit dir gemacht hat?«
»Nein, nicht so. Da war’s irgendwie anders.« Ich versuchte, mich zu erinnern. Ich wusste, dass mir dabei jedes Mal ziemlich warm geworden war, aber das war auch immer wieder vergangen, sobald Reth weg war. »Ich hab nie nachgeguckt, aber es ist ja auch nie so geblieben. Das Gefühl ist immer wieder weggegangen. Damals war es so, als würde er mir seine Wärme leihen. Aber diesmal hat es sich so angefühlt, als würde er sie mir gewaltsam eintreiben, als würde er mich zwingen, sie in mir aufzunehmen.«
»Vielleicht vergeht das hier ja auch?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich wieder und hielt mühsam die Tränen zurück. »Es ist nicht nur in meinem Arm.«
»Wo denn noch?«
Ich konnte nur noch flüstern. »Mein Herz.«
Lend sagte lange nichts. »Was sagt Raquel denn dazu?«
»Ich hab’s ihr gar nicht erzählt. Die haben mich doch schon als Paranormale klassifiziert. Da will ich ihnen nicht noch was liefern, das ihnen … das mich, ich weiß auch nicht, noch seltsamer erscheinen lässt als eh schon.«
»Kann ich verstehen. Schließlich habe ich mich mein Leben lang vor ihnen versteckt. Aber wie willst du sonst mehr darüber herausfinden?«
»Ach, die wissen doch ’nen piep über Feen.«
Lend lachte.
»Was ist?«, fragte ich.
»Was soll immer dieses Gepiepse? Hat dir hier keiner richtig schimpfen beigebracht?«
Ich wurde rot und musste auch lachen. »Das ist so ’ne Art Insiderwitz. Lish – also Alisha, meine beste Freundin –, sie ist eine Meerjungfrau und hat einen Computer, durch
Weitere Kostenlose Bücher