Flames 'n' Roses
mal.«
»Ja, aber jetzt kann er dich ja nicht mehr berühren, dafür wäre also gesorgt.«
Anscheinend dachte sie wirklich, es wäre so einfach. Sie hatte ja keine Ahnung.
»Wir zwei gehen jetzt erst mal zur Krankenstation, damit sich der Arzt deine Verbrennung angucken kann.«
Ich sah auf meinen Arm: Das goldene Glühen hatte nicht nachgelassen. Unglaublich, dass sie es nicht sehen konnte – es war, als wäre ich von innen erleuchtet. »Was ist mit Lend?« Ich legte meine Hand auf seine Wange.
»Der wacht sicher bald wieder auf. Das waren ja keine tödlichen Schocks.«
Ich ließ zu, dass sie meine heile Hand nahm und mich zur Krankenstation brachte. Die diensthabende Ärztin war eine freundliche Werwölfin Mitte vierzig. Ich war nicht mehr dort gewesen, seit ich mir vor zwei Jahren mal den Knöchel verstaucht hatte. Und falls ihr jetzt denkt, dass das sicher bei einer aufregenden Friedhofsverfolgungsjagd mit einem Vampir oder so passiert ist – Irrtum. Ich bin umgeknickt, als ich allein in meinem Zimmer war und dachte, es wäre eine gute Idee, den iPod voll aufzudrehen und mal ordentlich das Tanzbein zu schwingen. Offenbar ist Hip-Hop nicht unbedingt meine wahre Berufung. Der Gedanke daran, wie peinlich mir das damals gewesen war, stand in scharfem Kontrast zu der Panik, die ich jetzt empfand.
Raquel erklärte, was passiert war, und drängte mich, der Ärztin meinen Arm zu zeigen. Diese runzelte die Stirn – einen Augenblick durchfuhr mich die Angst, sie könnte sehen, was dort unter meiner Haut brodelte. Wenn die von der IBKP mich jetzt schon beobachteten, weil sie mich für eine Paranormale hielten, dann wollte ich gar nicht wissen, was sie tun würden, wenn sie den Verdacht hatten, ich würde mich irgendwie verändern.
»Wie eigenartig«, sagte sie. »Diese Verbrennung sieht gar nicht aus, als hättest du sie erst seit fünf Minuten. Sie wirkt viel älter, als wäre sie schon fast verheilt.« Für mich selbst fühlte sich meine Haut so heiß an, dass ich befürchtete, die Ärztin würde sich verbrennen, als sie mit dem Finger darüberfuhr, aber sie schüttelte nur den Kopf. »Fühlt sich immer noch ziemlich warm an.« Sie legte mir die Hand auf die Stirn und sah auf. »Du bist ja eiskalt.« Wenn sie noch mal dieses besorgte Stirnrunzeln aufsetzte, würde ich ausflippen. Mir war nicht kälter als sonst auch. Eigentlich eher wärmer. Besonders in der Herzgegend.
»Kann ich Sie mal kurz im Flur sprechen?«, bat Raquel und die Ärztin folgte ihr nach draußen.
Zitternd rutschte ich vom Untersuchungstisch und ging zu dem Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Ich atmete tief durch und öffnete die ersten drei Knöpfe meines Oberteils so weit, dass ich es etwas auseinanderziehen konnte. Erleichtert seufzte ich auf. Mein Spiegelbild sah völlig normal aus: blasse Haut, fast nicht vorhandenes Dekolleté und rosa BH.
Als ich mein Shirt wieder zuknöpfen wollte, sah ich nach unten. »Oh nein«, flüsterte ich. Genau an der Stelle, wo ich mein Herz in meiner Brust rasen fühlte, brannte dasselbe flüssig-goldene Feuer. Es pulsierte im Takt meines Herzschlags, fast als wäre es lebendig.
Erschrocken hob ich den Kopf, als die Tür aufging, und hielt schnell mein Oberteil zusammen. Die Ärztin lächelte mich an. »Alles in Ordnung?«
»Ich … äh … ja. Alles okay.«
»Ich bestreiche deine Verbrennung jetzt mit ein bisschen Aloe vera und dann bekommst du einen Verband. Es ist ja schon fast alles verheilt, also musst du ihn wohl nicht länger als einen Tag umbehalten. Ich habe eben kurz mit Raquel gesprochen, aber ich muss zugeben, dass ich mich mit Feenzauber und den daraus resultierenden Wunden nicht besonders gut auskenne. Gibt es sonst noch irgendwelche anderen ungewöhnlichen Symptome?«
»Nein.« Außer der Tatsache, dass ich leuchtete.
Zum ersten Mal konnte ich mich in die Paranormalen hineinversetzen. Ich wusste, dass ich es eigentlich erzählen sollte – ich müsste Raquel sagen, dass es mehr als nur eine Verbrennung war, dass Reth da irgendwas angerichtet, mich irgendwie verändert hatte –, aber ich konnte einfach nicht. Ich war alles andere als scharf darauf, eine Fußfessel verpasst zu bekommen oder mich irgendwelchen gruseligen Tests unterziehen zu müssen. Horrorvisionen, in denen ich seziert wurde, flackerten durch meinen Kopf. Eigentlich war ich mir zwar relativ sicher, dass sie so was hier nicht machten, aber ich würde es nicht riskieren, indem ich der IBKP irgendwas erzählte.
Ich
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