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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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Gestank nach Schimmel – typisch Moorhexe. Ich hielt die Luft an und ging auf Zehenspitzen um sie herum. Nicht zu fassen.
    Sie war tot.
    Ich konnte mir noch nicht mal vorstellen, wie man es schaffte, eine Moorhexe zu töten. Sie gehörten einfach zu den Wesen, die seit jeher existierten, ungefähr so wie Meerjungfrauen. Aber die hier war definitiv tot. Unter dem Cover sah ich ihre milchig weißen, weit aufgerissenen Hexenaugen und auf ihrem grausigen Gesicht lag ein verwirrter Ausdruck. Was war hier passiert?
    Ich sah mich in der Umgebung nach irgendwelchen Anhaltspunkten um, fand aber nichts. Als mein Blick wieder auf die Hexe fiel, stutzte ich. Da war etwas unter ihrem Cover, wo die Lumpen ihre Brust bedeckten. Ich suchte mir einen Stock, mit dem ich den Stoff auseinanderziehen konnte. Es war die schwache Spur eines Handabdrucks – eines hellgoldenen Handabdrucks, der immer mehr verblasste und schließlich ganz verschwand.
    Dann fiel mir noch etwas auf: Von der Moorhexe stieg leichter Dampf in die kühle Luft auf. Und das bedeutete, dass ihre Leiche noch warm war. Und das wiederum bedeutete, dass sie noch nicht lange tot war. »Oh, piep«, flüsterte ich.
    Ich richtete mich auf, Tasey fest umklammert, und wirbelte herum. Plötzlich kam mir die ganze Gegend so finster vor, als könnte hinter jedem Büschel Gras, hinter jedem Baum der Tod lauern.
    »Jacques?«, rief ich mit gedämpfter Stimme und wich langsam vom Teich zurück. In der Hoffnung, dass Fehl noch nicht allzu weit weg vom Transportpunkt war, drückte ich den Panikknopf auf meinem Kommunikator. »Jacques?« Richtig laut rufen wollte ich lieber nicht. Natürlich hatte ich jetzt schon so lange auf der Wiese rumgestanden, dass dieses Wesen, was immer es auch war, mich sowieso längst gesehen haben musste.
    Zu meiner Linken, ein Stück entfernt, knackte ein Zweig. Ich ließ die Tasche mit den Fußfesseln fallen und zog mein Messer.
    »Jacques? Jacques, bist du das?« Meine Stimme zitterte fast so sehr wie meine Hände. »Jacques?«
    Ein Schrei zerriss die Luft, als würde eine Seele aus ihrem Körper gerissen. Jacques’ Seele. Jacques’ Körper.
    Ich hasste mich dafür, aber ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte, so schnell ich konnte, zu dem toten Baum. Wenn dieses Wesen eine Moorhexe und Jacques überwältigen konnte, dann hatte ich keine Chance. Meine Lunge war kurz vor dem Zerplatzen, während ich mich zwang, schneller zu laufen, als ich das je für möglich gehalten hätte. Ich lief vor dem Tod davon und fürchtete, dass er mich jeden Moment einholen könnte.
    Der Baum kam immer näher – aber es war nichts zu sehen. Fehl hatte noch nicht auf meinen Hilferuf reagiert. Schluchzend rannte ich weiter. Wenn sie nicht bald kam, würde ich sterben!
    Als ich am Baum ankam, war immer noch niemand da. So heftig zitternd, dass ich dachte, ich würde gleich zerspringen, drehte ich mich um, um meinem Verderben wenigstens von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.
    Die Wiese war leer.
    Ich schluchzte laut. Ich wusste nicht, ob ich besser auf Fehl warten oder es riskieren sollte, sie bei ihrem Namen zu rufen. Gerade als ich mich zu Letzterem durchgerungen hatte, erstrahlte ein Licht hinter mir und ich ergriff Fehls ausgestreckte Hand. »Weg hier, schnell!«
    Hinter den Bäumen tauchte eine Gestalt aus lodernden Flammen auf, dann schloss sich die Pforte.

Runter vom Egotrip
    Raquel saß auf einem Stuhl vor meiner Küchenzeile und sprach leise in ihren Kommunikator, als ich auf der Couch aufwachte. Sie war die ganze Nacht geblieben. Ich hatte nicht allein sein wollen.
    Ihre Augenbrauen berührten sich fast, so sehr hatte sie die Stirn gerunzelt, über die sie die ganze Zeit mit der freien Hand rieb. Ich setzte mich auf. Sie sah zu mir rüber und lächelte angespannt, dann führte sie ihr Gespräch noch ein paar Minuten weiter fort. Ich setzte mich auf meine Hände, damit sie nicht so zitterten. Schließlich war Raquel fertig.
    »Haben sie es gefunden?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf und stieß einen Seufzer aus, der so viel Stress und Anspannung ausdrückte, wie ich es noch nie zuvor gehört hatte. Sogar mehr als ihr »Evie, Evie, Evie« -Seufzer, der traditionell meinen größten Vermurksaktionen vorbehalten war, wie zum Beispiel, als ich vierzehn war und ihren Kommunikator geklaut hatte, weil ich meinen so programmieren wollte, dass ich damit Musik hören konnte. Damals hatte ich es geschafft, das ganze System lahmzulegen und alle für ein paar

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