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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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zuvor.
    Nachdem ich aus der Dusche gestiegen war, starrte ich mich lange im Spiegel an, aber ich konnte dieses blöde Feuer nur dann sehen, wenn ich es direkt anschaute. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mein Gesicht jetzt anders aussehen müsste, aber da war immer noch dieselbe alte Evie – ganz niedlich, aber keine Schönheit, mit Stupsnase und einem hübschen Mund. Und darüber meine Augen im blassesten Grau, das man sich vorstellen konnte.
    Doch plötzlich durchzuckte mich ein Gedanke – ein furchtbarer Gedanke. Wenn ich das Paranormale an mir nur dann sehen konnte, wenn ich es direkt anschaute, konnte ich ja gar nicht wissen, ob sich hinter meinem Gesicht nicht doch etwas anderes verbarg. Ich konnte mir schließlich nie ohne Spiegel in die Augen sehen. Wer weiß, vielleicht hatte ich ja schon mein ganzes Leben lang so geglüht? Vielleicht war ja das das Seltsame an meinen Augen, der Grund, warum Lend sie nicht kopieren konnte. Auf einmal fühlte sich mein Gesicht an wie eine Maske, die das verhüllte, was ich wirklich war.
    Was für eine grauenhafte Vorstellung. Und ich konnte sie weder bestätigen noch widerlegen. Das ist das Tolle daran, wenn man einzigartig ist: Es gibt keine Antworten. Niemals.
    Bestürzt trocknete ich mich ab und zog meinen weitesten und weichsten Pulli an. Er war hübsch blassblau und die Ärmel reichten mir bis über die Hände. Das war ein Pluspunkt, denn so musste ich wenigstens mein Handgelenk nicht sehen. Ich flocht mir die Haare und schnappte mir meinen Kommunikator.
    Als ich in der Datenverarbeitung ankam, warf Lish sich geradezu gegen die Scheibe, so dringend wollte sie offenbar mit mir reden.
    »Evie, geht es dir gut? Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Ich lächelte schwach. »Tja, die letzten Wochen waren wirklich ziemlich mies.«
    »Komm, setz dich. Du warst in letzter Zeit so selten hier. Ich habe dich vermisst.«
    Ich nahm mir einen der Drehstühle, setzte mich darauf und zog die Beine an.
    Lish wollte alles über Reth und die Moorhexe hören. Und als ich so bei ihr saß, wurde mir klar, wie sehr mir meine beste Freundin gefehlt hatte. Mit all der zusätzlichen Aufmerksamkeit von Raquel, den zunehmend gefährlicheren und meist verpfuschten Einsätzen und natürlich Lend war ich ziemlich beschäftigt gewesen. Lish, ganz das clevere unsterbliche Amphibienwesen, das sie nun mal war, verengte die Augen zu einem durchtriebenen Grinsen.
    »Und dieser Lend, der dich vor Reth gerettet hat, ist der sehr … süß?«
    Ich lachte. »Landon hat er zumindest perfekt drauf.«
    »Landon aus Easton Heights? Oh, dann musst du ja sehr in ihn verliebt sein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, sein richtiges Gesicht gefällt mir viel besser. Und er ist lustig und lieb. Sag’s nicht Raquel, aber ich mag ihn schon ziemlich …«
    Immer noch lächelnd nickte Lish. »Und, ist er auch so ein wildes Bündel Menschenhormone wie Landon?«
    Ich lachte über die absurde Frage. »Äh, ich glaube nicht. Ist aber auch ganz gut so.«
    »Ah, ja. Zu viel …« Lish hielt inne und zwinkerte mir übertrieben deutlich mit einem ihrer transparenten Augenlider zu, »… emotionaler Ballast, stimmt’s?«
    »Du kennst mich ja. Ich reise lieber mit leichtem Gepäck.«
    Lish blubberte Lachbläschen ins Wasser. »Keine schlechte Metapher, oder?«
    »Du wirst noch zum Vollprofi!« Ich übte oft Metaphern und Klischees mit ihr; es war ihr wichtig, mich trotz der Unterschiede zwischen uns verstehen zu können.
    »Viel wichtiger ist aber die Frage: Mag er dich auch?«
    »Hmm, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Immerhin bin ich das Mädchen, wegen dem er ständig gegrillt wird. Und außerdem sitzt er nur meinetwegen hier fest. Das ist sowieso Schwachsinn. Warum sperren die ihn immer noch ein?«
    »Was sollen sie denn sonst machen?«
    »Was weiß ich – ihm zuhören, ihm helfen! Wo auch immer er herkommt, die Leute da wissen auch, was los ist. Wenn die IBKP nicht so mit Einsacken und Fußfesselnverpassen und Klassifizieren und dem ganzen Quatsch beschäftigt wäre und wenn sie ihn mal wie einen von ihnen oder wie einen Verbündeten behandeln würden, dann könnten wir alle zusammenarbeiten und die Sache vielleicht aufklären, bevor noch mehr Paranormale dran glauben müssen!«
    Lish sah ganz so aus, als wäre sie stolz auf mich. Vielleicht war sie doch kein so großer Fan der IBKP, wie ich immer gedacht hatte.
    »Hast du schon mit Raquel darüber geredet?«
    »Nicht so richtig.« Ich hatte zu viel Bammel davor.

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