Flames 'n' Roses
zeigen mir plötzlich fünf neue Fußfesseln an. Das verstehe ich nicht.«
»Was, als wären fünf Paranormale auf einmal geschnappt worden?«
Sie nickte stirnrunzelnd. Dann rief sie sofort Raquel an, ohne ihren Videobildschirm abzuschalten. »Raquel, ich habe fünf neue Fußfesseln.«
»Was?«, fragte Raquel.
»Es wurden gerade fünf neue Fußfesseln aktiviert.«
»Wie? Wer?«
»Weiß ich nicht. Die Aktivierung ist nicht komplett erfolgt, ich habe also keinerlei Daten. Alle in derselben Gegend, ein Vorort von Paris. Soll ich jemanden losschicken, der das überprüft?«
»Nein, das Risiko können wir nicht eingehen. Obwohl, doch – schick eine Fee. Sie soll nur kurz gucken, was da los ist, und sofort zurückkommen.«
»Weitere Instruktionen?«
»Nein – es sei denn, es ist einer unserer Agenten, der nicht rechtzeitig zurückgekommen ist. Dann soll sie ihn mitbringen.«
»Okay, ich rufe die diensthabende Fee.«
Lish sah wieder auf und erkannte, dass wir immer noch miteinander verbunden waren. »Tut mir leid, Evie. Ich muss Schluss machen.«
»Na klar, versteh ich.« Ich legte auf und wandte meine Aufmerksamkeit wieder halb der Serie zu, während ich über das eben Gehörte nachdachte. Wie seltsam. Ich meine, jetzt war doch niemand mehr draußen im Einsatz, oder? Alle waren doch hierhergerufen worden. Vielleicht hatte es ja irgendwer nicht mitgekriegt und versuchte nun, uns auf die Art zu kontaktieren. Aber eigentlich konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass sie bei der Komplettabriegelung jemanden vergessen hatten. Wie ich schon sagte, die IBKP arbeitet echt effizient.
Und dann fiel es mir wieder ein. Bei meinem Moorhexen-Einsatz hatte ich meine Tasche mit den Fußfesseln fallen lassen.
Fünf Stück.
Nichts ist in Ordnung
Ich versuchte, die Verbindung zu Lish wiederherzustellen, aber bei ihr war jetzt besetzt. Schnell tippte ich Raquels Nummer in meinen Kommunikator und zog mir währenddessen meinen einen Stiefel an. Auch besetzt. Ich fluchte, schlüpfte in den anderen Stiefel, wobei ich vor Eile fast hinfiel, und schnappte mir Tasey und mein Messer. Während ich den Flur hinunterrannte, betete ich darum, dass meine Ahnung falsch und das alles nur ein irrer Zufall war. Bis jetzt waren die Alarmsirenen nicht losgegangen, das bedeutete doch sicher, dass alles in Ordnung war. Es musste alles in Ordnung sein!
An der Ecke zum Datenverarbeitungszentrum rutschte ich aus, flog mit voller Wucht nach hinten und stieß mit der Schulter hart gegen die Wand. Der ganze Boden war voller Wasser und meine Leggings total durchnässt. Ich bekam keine Luft mehr. Es war nicht alles in Ordnung. Ich stand wieder auf, rannte die letzten Meter – beinahe rutschte ich wieder aus – und presste die Handfläche auf den Scanner an der Schiebetür.
»Nein«, flüsterte ich. Ich war so entsetzt, dass es schien, als sei alles um mich herum langsamer geworden, erstarrt. Ich wusste, ich musste mich bewegen, aber mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich konnte bloß auf das scharfkantige Loch in Lishs Aquarium starren. Im Aquarium stand das Wasser nur noch ungefähr dreißig Zentimeter hoch und dort, neben dem Loch, lag Lish.
Sie durfte nicht tot sein. Sie durfte einfach nicht! Lish war doch immer da gewesen. Sie war meine Freundin, meine beste Freundin. Ich konnte mir kein Leben ohne Lish vorstellen. Vielleicht war sie nur verletzt – ich musste ihr sofort mehr Wasser besorgen.
Ich eilte zu ihr. »Lish! Schon gut. Ich bin hier, ich helfe dir!« Ich krabbelte durch das Loch und watete auf sie zu. Ihre Augen, ihre wunderschönen Augen waren geweitet, die transparenten Lider halb geschlossen. Sie bewegte sich nicht. Und auf ihrer Brust prangte ein flammend goldener Handabdruck, der langsam verblasste.
»Lish?« Ich fiel neben ihr auf die Knie und nahm sie in die Arme. Sie war nicht tot, das konnte nicht sein. Ich streichelte ihre Hand, die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern waren zarter und feiner, als ich je gedacht hätte. Ihre Schuppen schillerten in allen Regenbogenfarben.
Sie regte sich nicht. Sie regte sich einfach nicht mehr. Lish, meine Lish, war tot! Und ich konnte nichts dagegen tun. Es war alles meine Schuld. Ich hatte die Fußfesseln liegen lassen, die zum Köder geworden waren; meinetwegen war dieses Monster hier reingekommen.
Ich beugte mich über sie und küsste sie auf die Stirn. »Es tut mir so leid«, flüsterte ich und meine Stimme löste sich in Schluchzen auf.
Durchnässt, wie ich war, begann ich zu
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