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Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Titel: Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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auf und starrte die bewußtlose Gestalt zu ihren Füßen an. Ein paar Meter weiter lagen die beiden anderen Angreifer. Der Hagere stöhnte leise; bald würde er erwachen.
    Bess wandte sich ab und humpelte zu ihrer Waffe. Sie mußte von hier verschwinden. Wenn die Assassinen erneut über sie herfielen, würde sie vielleicht gezwungen sein, sie zu töten, um ihr eigenes Leben zu retten.
    Aber diese drei Menschen waren nicht ihre Feinde, sondern Opfer; willenlose Werkzeuge in der Hand eines gnadenlosen Gegners mit übernatürlichen Fähigkeiten. Sie dachte an das Gesicht in der Decke. Über welche Macht verfügte er, daß selbst Metall seinem Willen gehorchte? Oder hatte er sie mit einer Illusion genarrt?
    Sie erstarrte.
    Schritte!
    Sie warf einen Blick durch den schlingernden Korridor. Schatten im roten Licht. Mehrere Gestalten mit schweren Strahlgewehren in den Händen.
    Erneut krümmte sich der Gang, die Angreifer verschwanden für einen Moment, dann stürmte eine Frau um die neuentstandene Biegung. Klein und dick, das Gesicht rund und rosig. Fast mütterlich — wären diese Augen nicht, diese brennenden, mörderischen Augen. Die Assassine riß ihr Strahlgewehr hoch.
    Flaming Bess schoß aus der Hüfte.
    Der Energieblitz bohrte sich dicht vor der Frau in den Boden und explodierte: lautlos, gespenstisch langsam, wie in einer Zeitlupenaufnahme. Die Frau schrie vor Wut und Enttäuschung. Ein dünner, weißer Laserstrahl stach durch den zögernd wachsenden Feuerball der Explosion und verschwand in der gewellten Wand, ohne Schaden anzurichten. Der Glutball dehnte sich weiter aus, legte einen Vorhang aus waberndem Feuer zwischen Bess und den Assassinen.
    Wieder bohrte sich ein Energiestrahl durch die Flammen, sengte dich über Bess’ Kopf hinweg und zerfaserte in der Tiefe des Korridors zu schillerndem Dunst.
    Das Stöhnen des Hageren wurde lauter; auch der stämmige Mann rührte sich wieder. Blind tastete seine Hand über den Boden, schien nach einer Waffe zu suchen.
    Bess holte tief Luft, warf sich zur Seite, gegen die Wand — und die Wand verschluckte sie.
    Vor ihren Augen lag eine völlig fremde Welt.
    Verblüfft sah sie sich um. Eine weite graue Ebene, durchglüht vom allgegenwärtigen Rotlicht. In der Ferne die gezackte Linie eines Horizonts, darüber Finsternis, und in der Finsternis Strukturen: seltsam verzerrt, wie von einer exzentrischen Geometrie verbogen, verschachtelte Bilder höllischer Landschaften, fremder Welten: Klippen, schroff und himmelhoch, an einer mitternachtsblauen Küste, die von den Wogen eines trägen, zähflüssigen Ozeans umspült wurde. Das All, schwarz und von glitzernden Sternen durchsetzt. Berge aus gesplittertem Quarz, überwölbt von einem Himmel wie fliegender Sand; zwischen den Quarzgipfeln und dem sandfarbenen Firmament, im rechten Winkel aus dem Nichts ragend, die brandigen Mauern geborstener Türme. Kraterübersäte Monde vor einem Hintergrund aus Galaxien und matt leuchtenden Wasserstoffwolken, gesäumt von goldenen Alleen, die ins Nirgendwo führten. Ein Dschungelflecken inmitten bergauf strömender Flüsse; ein Wasserfall, zu einem Möbiusstreifen verformt; eine Landschaft aus Eis und Schnee und wandernden Gletschern, farbenprächtig wie ein Regenbogen; rollende rostige Hügel, überragt vom rußigen Wrack eines fremden Raumschiffs; und tausend andere Bilder, die unaufhörlich wechselten, verblaßten oder von anderen Visionen verdrängt wurden.
    Vor ihren Augen lag die Unendlichkeit.
    Sie sah sich langsam um.
    Der Palast? Wo war der Magisterpalast?
    Hinter Bess formloser Nebel, graue Wolkenbänke, und aus dem Dunst gedämpftes Heulen, die Echos schwerer Schritte.
    Die Verfolger nahten.
    Sie fluchte gepreßt und wandte sich nach links. Kaum hatte sie einige Meter zurückgelegt, verwandelte sich die Welt erneut. Die Ebene verschwand und wurde durch ein Gewirr scharfkantiger Metallkonstruktionen ersetzt; mächtige Rohre verliefen kreuz und quer über den Boden, und hier und dort spannten sich Netze aus armdicken Kabelsträngen. Das Heulen der Verfolger wurde lauter. Bess machte einen Schritt nach rechts — und zu ihren Füßen, winzig klein, ein Spielzeug, die achteckige Pyramide des Magisterpalastes.
    Unter ihr war kein Boden, sondern klare Luft, aber sie stürzte nicht.
    Von irgendwoher blies eisiger Wind; sie fröstelte.
    Wohin? fragte sie sich. Diese Welt war fremd, bizarr, anderen Gesetzen unterworfen. Raum und Zeit besaßen hier eine andere Qualität; Entfernungen

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