Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde
breitschultrig, mit mächtigen Oberarmen, der Schädel kahlgeschoren, das breite Gesicht zu einer Fratze verzerrt. Und seine Augen … Die Pupillen waren so vergrößert, daß sie fast das Weiß der Augäpfel bedeckten.
Er grunzte und kam langsam auf sie zu.
Unvermittelt riß er den Arm hoch und holte zum nächsten Schlag aus. Sie tauchte unter dem Hieb hinweg und schmetterte ihm von unten die Handkante gegen das Kinn. Ein Knirschen wie von splitternden Zähnen. Blut lief ihm aus dem Mund. Er schwankte, schüttelte benommen den Kopf und stürmte auf sie los.
Geschmeidig wich Flaming Bess zur Seite aus und versetzte ihm einen Handkantenschlag in den Nacken. Der Schlag hätte ihn fällen müssen, aber er schien ihn nicht einmal zu spüren. Mit einem wütenden Knurren warf er sich herum und stieß mit den Fingern nach ihren Augen. Sie blockte den Stoß ab und trat ihm mit aller Kraft gegen die Brust.
Aufstöhnend taumelte er gegen die Wand — und verschwand.
Bess machte zwei Schritte und bückte sich nach dem Destruktor.
Ein Fußtritt traf ihre Hüfte und schleuderte sie zu Boden. Der Schmerz war wie Feuer. Sie kam hoch; vor ihr das verzerrte Gesicht des Mannes. Er packte sie an den Schultern und wirbelte sie herum. Bess ließ sich fallen, riß ihn mit, zog die Beine an und katapultierte ihn durch die Luft. Schwer schlug er auf; er knurrte wieder, wie ein wildes Tier. Ehe er sich aufrichten konnte, war sie über ihm. Er hob den Kopf, und ihre Stiefelspitze traf ihn genau am Kinn. Ein Beben durchlief seinen massigen Körper. Die Augen wurden glasig, der Kopf sackte nach unten, dann rührte er sich nicht mehr.
Flaming Bess keuchte. In ihrer Schulter und in der Hüfte wühlte der Schmerz wie eine blanke Klinge.
Ein gellender Schrei zerriß die Stille.
In der Drehung sah sie eine hagere Gestalt vor sich aufwachsen. Das Gesicht verzerrt, die Pupillen unnatürlich vergrößert, der Blick wild und fiebrig wie der eines tollwütigen Tieres. In der Hand des Angreifers blitzte die Lichtklinge eines Lasermessers. Das Messer schnitt durch die Luft und verfehlte ihre Kehle nur um Haaresbreite. Ehe er erneut ausholen konnte, traf ihre Handkante sein Gelenk; der Knochen brach. Mit einem animalischen Heulen ließ er das Lasermesser fallen; die Lichtklinge erlosch, als der Knauf den Boden berührte. Im gleichen Moment schmetterte sie ihm die Faust gegen die Schläfe.
Er brach zusammen. Aus den Augenwinkeln nahm sie einen Schatten wahr. Ein zischelndes Knistern. Funken tanzten um ihren rechten Oberschenkel.
Dann kam der Schmerz: Roh und gewalttätig brannte er in ihrem Fleisch. Ihre Muskeln verkrampften sich. Sie spürte, wie sie fiel, wie sie auf den Boden prallte, aber sie war wie gelähmt. Kalter Schweiß bedeckte ihre Stirn, und einen schrecklichen Moment lang setzte ihr Herz aus. Wie nach einem Stromschlag. Eine Gestalt tauchte in ihrem Blickfeld auf, eine kleine, magere Frau mit einer Elektropeitsche in der Hand. Ihr Gesicht war eine Maske des Wahnsinns. Fiebrige Blicke aus aufgerissenen Augen. Pupillen groß und dunkel wie geschwärzte Münzen. Die Zähne gefletscht in stummer Raserei.
Flaming Bess kannte die Frau. Sie hatte sie schon einmal gesehen, im Tempel, nach dem Erwachen aus dem Eisschlaf. Sie war eine der Flüchtlinge aus dem Tempel. Bess hatte ihr das Leben gerettet, und nun war sie gekommen, um sie zu töten. Ihre Augen, ihre brennenden Augen … Eine Assassine, durchfuhr es Bess, eine Meuchelmörderin, durch Drogen zum Mord gedungen, unempfindlich gegen Schmerz. Sie steht unter Drogen, sie weiß nicht, was sie tut. Ein Werkzeug …
Der Schmerz in ihrem Fleisch ließ langsam nach, ihre verkrampften Muskeln lockerten sich, der Schock wich.
Die magere Frau hob die Elektropeitsche. Eine Funkenschnur knisterte durch die Luft. In einer verzweifelten Anstrengung rollte sich Bess zur Seite, und der Schlag traf nur den Boden. Funken tanzten wie Mücken aus blauem Licht. Krachend entlud sich die elektrische Spannung, und die Funkenschnur erlosch. Bess warf sich nach vorn und brachte die magere Frau zu Fall. Sie kreischte und schlug um sich. Eine Funkengarbe flackerte auf, dann hatte Flaming Bess ihr den Peitschengriff entwunden und fortgeschleudert.
Sie wehrte sich wie ein wildes Tier. Ihre Finger, zu Klauen gekrümmt, stießen nach Bess’ Augen. Ruckartig riß Bess den Kopf zurück, holte aus und versetzte der Frau einen Hieb mit der Faust.
Der magere Körper erschlaffte.
Keuchend richtete sich Flaming Bess
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