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Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Titel: Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Blasen, das Metall brodelte und verflüssigte sich, umim nächsten Moment wieder zu erstarren. Ein Gesicht hatte sich in die Decke geätzt. Dunkel, roh geschnitzt wie eine unfertige Totenmaske. Leere Augenhöhlen, wulstige Lippen. Und die Lippen zuckten, der Mund klaffte auf.
    Worte wie rollende Steine.
    »Angst?« grollte es.
    »Vor dem Tod?« rumpelte es.
    Gelächter.
    »Falsche Prophetin!« schrie das Gesicht. »Hure der Zeit! Des Todes kalte Hand mit Kälte getäuscht, jahrein, jahraus in Lüge gelegen. Und nun erwacht. Ich kenne dich! Du kommst mit Täuschung für die leichtgläubigen Herzen der Menschen. Die Augen schwarz von Schlechtigkeit. Ich kenne dich, Hure der Zeit! Die Rettung versprechen, doch deine Versprechen sind Tand. Der Weg der falschen Propheten: Vor dir der Abgrund, aber sie folgen dir. Sie kennen dich nicht. Doch ich kenne dich.«
    »Angst?« knirschte es.
    »Vor dem Tod?« knarrte es.
    Bess zielte mit dem Destruktor auf das blinde, rohe Gesicht im Metall der Decke.
    »Wer bist du?« sagte sie heiser. »Krom? Kriegsherr Krom?«
    Gelächter. Verächtlich. »Krom? Wer ist Krom? Nur ein anderer falscher Prophet, ein anderer Weg zum Abgrund. Ich bin die Wahrheit. Ich bin die Rettung. Für dich— der Tod.«
    Das Gesicht schmolz dahin.
    Die Decke war wieder glatt.
    Stille.
    Nur in der Ferne … Schritte.
    Der Korridor krümmte sich, die Wände schlugen Wellen, der Boden wogte wie ein unruhiges Meer. Das Rotlicht brach in fließende Schattierungen, in übereinander liegende Lichtebenen, vom Boden bis zur Decke geschichtet, dort ins Dunkle steigend.
    Die Schritte warfen tausend Echos durch den Raum. Sie kamen langsam näher. Für dich — der Tod. Bess wich bis dicht an die rollende Wand zurück. Der Tod war auf dem Weg zu ihr. Ein neuer Feind, dachte sie, ein neuer Gegner. Aber wer? Falsche Prophetin. Hure der Zeit. Er muß krank sein, dachte sie. Verdreht im Geist. Ein Verrückter, einer von den Flüchtlingen im Palast, kein Herculeaner, wie sie zunächst geglaubt hatte.
    Gott! durchfuhr es Flaming Bess. Der Wahnsinn regiert in dieser Welt. Da ist Kriegsherr Krom, der sich dazu berufen fühlt, eine Herrenrasse heranzuzüchten, so wie man Geflügel züchtet, und der zu diesem Zweck Welten verbrennt und ganze Völker versklavt. SD-Chef Muller McLasky, gnadenlos entschlossen, hinter jeder Ecke Spione lauern zu sehen und überall Verrat zu wittern, weil er glaubt, nur so seine Tochter vor Kroms Menschenlagern retten zu können. Lady Gondelor, vollauf damit beschäftigt, Zwietracht zu säen, obwohl eine Armee aus Klon-Soldaten vor den Toren des Magisterpalastes steht. Supervisor Vordermann Frust, der sich wie ein Ertrinkender an Vorschriften und Paragraphen klammert, die längst jeden Sinn verloren haben. Und natürlich Ken Katzenstein, der Mann, der durch die Decke kommt.
    Willkommen in der Zukunft, dachte Flaming Bess. Willkommen im kosmischen Irrenhaus.
    Die Schritte waren jetzt überall. Zahllose Echos; unmöglich, festzustellen, wieviel Gegner es waren, und aus welcher Richtung sie sich näherten. Der Korridor war eine riesige hohle Schlange, ständig in Bewegung, sich hierhin und dorthin windend, hundertfach in Rot schattiert. Die Rampe, die zum Stabsraum führte, war zu einem schmalen Steg geschrumpft und spannte sich hoch hinauf in einen sonnenlosen Himmel. Die Tür am Ende der Rampe hing als Eisenmond am Firmament. Unerreichbar für Flaming Bess. Der Raum war verzerrt, der Raum gehorchte hier anderen Gesetzen. Und die Zeit? fragte sie sich.
    Plötzlich wuchs dicht neben ihrem Kopf eine Hand aus der Wand. Sie fuhr zusammen, doch dann erinnerte sie sich, wie substanzlos Katzensteins Körper gewesen war. Die Hand war nicht wirklich; sie existierte in dieser Dimension nur als Schatten der realen Welt … So plötzlich wie sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder. Bess entspannte sich.
    Im nächsten Moment traf ein Faustschlag ihre rechte Schulter. Der Schmerz zuckte durch ihren Arm bis in ihre Hand, und dem Schmerz folgte ein Gefühl der Taubheit. Die Waffe fiel aus ihren kraftlosen Fingern und versank halb im Boden des schlingernden Korridors.
    Sie hatte sich geirrt.
    Die Hand war kein Schatten der realen Welt wie der Korridor; sie existierte in dieser Dimension, war so wirklich wie sie.
    Erneut schoß die Faust aus der Wand, aber diesmal reagierte sie sofort, und der Schlag streifte nur ihr Ohr.
    Bess stolperte zurück.
    Im gleichen Moment sprang ein Mann aus der Wand.
    Gedrungen,

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