Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese
sarkastisch zurück. »Und damit es so bleibt, wirst du dich um die Ortungsgeräte kümmern und unseren Blindflug beenden. Vielleicht stürzen wir geradewegs auf eineSonne zu … «
»Die Wahrscheinlichkeit dafür ist äußerst gering«, beruhigte Di Grey, »aber bei unserem Glück ist selbst das möglich.«
Ken Katzenstein hatte indessen Fortunato Stengel ein aufputschendes Mittel injiziert, und der wuschelhaarige Servotechniker war bereits dabei, über sein Terminal einen Computercheck der Bordelektronik abzurufen. Katz eilte zur Galerie und machte sich mit einer Prüfsonde an den Schaltwänden zu schaffen.
Knirschend öffnete sich das Zentralschott, und der junge Arzt, mit dem Bess vor wenigen Minuten gesprochen hatte, kam mit einem Diagnosekoffer in der Hand hereingestürmt. Hinter ihm erschienen Ka und Jasper »Chip« Chipansky; der Clansmann und der Bordkybernetiker hatten zum Zeitpunkt der Katastrophe dienstfrei gehabt.
»Bei Grishnu!« stieß Chipansky hervor und schüttelte seine wallende, orange und blau gefärbte Haarmähne. »Rotlicht in der Zentrale? Was hat das zu bedeuten? Eine Orgie?«
Katzenstein warf ihm einen schrägen Blick zu. »Natürlich. Was sonst? Aber du kommst wie immer zu spät, Chip.«
»Falsch programmiert, mein Lieber«, winkte der Kybernetiker mit einer blasierten Handbewegung ab. »Ich hatte ein Rendezvous mit meinen Computern.«
»Und?« mischte sich Bess ein. »Irgendwelche Schäden?«
Chipansky gähnte. Er machte einen übermüdeten Eindruck, aber solange Flaming Bess ihn kannte, war er übermüdet gewesen. »Der Zustand der Bordrechner ist einwandfrei«, versicherte er. »Und das wird auch so bleiben, bis Grishnu kommt und allem ein Ende macht.« Er blinzelte ihr zu. »Wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde, machte ich mich wieder auf den Weg ins Rechenzentrum. Dort ist es nicht nur heller, sondern auch wesentlich ruhiger.«
»Einverstanden«, sagte Bess. Aus den Augenwinkeln verfolgte sie, wie der Arzt neben Glory Moon niederkniete und die Elektroden seines Diagnosekoffers an der Stirn des Psychonautin befestigte. »Du könntest die vorhandenen Daten über den String auswerten. Vielleicht läßt sich so feststellen, wie weit wir vom Kurs abgekommen sind.«
»Wird sofort erledigt«, sagte Chipansky und verschwand im Kabinengang.
Flaming Bess seufzte und musterte Ka, der sich an seinem Kontrollpult niedergelassen hatte. Das Narbengesicht des Clansmanns war ausdruckslos wie immer, aber das hatte nichts zu bedeuten. Ka hatte gelernt, Schmerz und Schwäche zu unterdrücken. »Bist du in Ordnung, Ka?« fragte sie. Der Clansmann neigte andeutungsweise den Kopf. Er war kein Freund vieler Worte.
»Kommandantin?« Die Stimme des Arztes klang besorgt.
Alarmiert fuhr Flaming Bess herum. »Ja?« Er räusperte sich, und erst jetzt fiel ihr auf, wie jung er wirklich war. Vor kurzem erst erwachsen geworden; nur seine Augen waren die eines alten Mannes.
»Es tut mir leid, aber Glory Moon muß auf der Krankenstation behandelt werden. Organisch fehlt ihr nichts, doch sie hat einen schweren Schock erlitten. Wahrscheinlich wird es einige Tage dauern, bis sie sich wieder völlig erholt hat. Sie braucht jetzt völlige Ruhe.«
»Natürlich.« Sie war erleichtert.
Einen Moment lang hatte sie befürchtet, daß die paraenergetischen Entla dungen während des String-Durchgangs nicht nur die Bordelektronik, sondern auch das empfindliche Gehirn der Psychonautin geschädigt hatten. »Sorgen Sie dafür, daß Glory die beste Pflege bekommt. Es wird sowieso ein paar Tage dauern, bis die Maschinen durchgecheckt sind und wir den Flug fortsetzen können.«
Der Arzt wandte sich wieder seiner Patientin zu.
»Di Grey, was macht die Ortung?« fragte Flaming Bess ungeduldig.
»Die primären Systeme sind noch immer blockiert«, meldete der Di-Analytiker. »Ich versuche es mit dem Reservesystem.«
Er betätigte einige Schaltungen, und seine düstere Miene hellte sich auf. »Reservesystem arbeitet einwandfrei.«
Im gleichen Moment ging ein Flackern über den großen Hauptbildschirm. Das Grau wich dem samtenen Schwarz des freien Weltraums und dem Glitzern ferner Sterne. Der obere Teil des Monitors wurde von einer Wolke leuchtender Tasterreflexe eingenommen — kosmische Trümmerbrocken, angefangen von winzigen Mikrometeoriten bis hin zu kilometergroßen Asteroiden. Im Zentrum der Wolke tobten heftige Energiegewitter und verzerrten die Ortungsergebnisse. Das mußte der String sein, der Webfehler in der
Weitere Kostenlose Bücher