Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv
wogten die rosigen Fleischmassen hin und her, wölbten sich zehn, zwanzig oder fünfzig Meter in die Höhe und sackten dann wieder in sich zusammen. Träge pulsierten die mächtigen Adern und pumpten das Blut aus der Tiefe des titanischen Organismus empor.
Flaming Bess fragte sich, ob das Archivwesen auf natürlichem evolutionären Weg entstanden war. Sie bezweifelte es. Trimalorius hatte angedeutet, daß das Archiv älter als die Frühen Menschenreiche war, die schon seit über zehntausend Jahren der Geschichte angehörten. Aber der legendären Supertechnik der Erde war eine derartige Schöpfung ohne weiteres zuzutrauen, und das machte ihr Hoffnung.
Wer in der Lage war, einen weltumspannenden organischen Informationsspeicher mit der Kapazität von hundert Milliarden menschlichen Gehirnen zu konstruieren, der mußte auch über die Machtmittel verfügen, die herculeanische Terrorherrschaft zu brechen.
Bess schloß die Augen und versuchte erneut, Verbindung mit dem Archivbewußtsein aufzunehmen.
Larn-Saan! dachte sie mit äußerster Konzentration. Melde dich, Larn-Saan! Zeige uns, wie wir dir helfen können!
Nichts.
Das Archivbewußtsein schwieg.
Doch als sie wieder die Augen öffnete, bahnte sich eine überraschende Entwicklung an — aus den dichten Schwaden der Informationspollen lösten sich mehrere Exemplare und strebten zielsicher auf sie zu. Die erste Polle prallte gegen ihre Brust und blieb dort haften.
Im gleichen Moment erklang direkt in ihrem Kopf eine Stimme.
… reichhaltige Uranlager auf den Monden Vier und Sieben des Willard-Planeten. Die Vorkommen sind zu vierundsechzig Prozent im Tagebau …
Ein heftiger Windstoß trug die Polle davon, doch schon setzte sich die nächste an Bess’ Schulter fest.
… Wolken wie Silber, Wolken wie Gold, der Himmel aus Seide gesponnen, die Luft prickelnd und von Duftschneisen durchzogen. Wer kennt Ty Almyn, wo Gedanken stofflich werden ? Berge wie gefrorene Farben, Flüsse wie geronnenes Licht, die Erde aus flüsternden Schatten geformt, das Wasser singend und von Notenbahnen zerschnitten. Wer kennt Ty Almyn, wo Gedanken stofflich werden? Regen wie Feuer …
Die Informationspolle wurde davongeweht, und die nächste trieb heran.
… My-Komponente vorgeschaltet und durch einen 5-TMegakristallwiderstand gesichert. Oszillationsphänomene, wie Sie beim Kontakt mit Gravitationsfeldern ab 8 Norm-G-Stärke aus konstruktionsbedingten Gründen auftreten können, lassen sich durch einen Standard-Nullgrav-Generator …
Flaming Bess löste die Polle und fing eine andere aus der Luft.
… führten die verlustreichen Kolonialkriege während der Regierungszeit des Titulardiktators Magno zum vollständigen Zusammenbruch der Germanikanischen Hegemonie und dem Aufstieg des Perseus-Monopoltrusts, dem als ersten interstellaren Wirtschaftskonzern von der imperialen Erde quasistaatliche Souveränität zugebilligt wurde. Im Laufe der folgenden zweihundert Jahre weitete PMT seinen Einflußbereich mit politischen, wirtschaftlichen und militärischen Mitteln bis zum ..
Bess schüttelte die Informationspolle von ihrer Hand, und sofort brach der extrasensorische Datenstrom ab.
Also hatte Di Grey mit seiner Vermutung recht gehabt. Die pollenähnlichen Objekte waren die Informationsspeicher des Archivs, und ihre Daten ließen sich per Gedankenbefehl abrufen.
Sie schaltete an den Gürtelkontrollen ihres Raketentornisters und drehte sich in der Luft, sah zu ihren Begleitern zurück, die ebenfalls herausgefunden hatten, wie sich die Pollen anlocken ließen. Während Di Grey und Katzenstein nach kurzer Zeit das Interesse verloren, schoß Trimalorius mit manischer Besessenheit hin und her, von Pollenwolke zu Pollenwolke, war bald lückenlos von den flauschigen Bällchen bedeckt.
»Die Formel!« keuchte er. »Die Unsterblichkeitsformel! Wo ist sie gespeichert, wo? Ich muß sie haben, ich muß sie einfach haben! Archiv, ich brauche die Unsterblichkeitsformel … !«
»Trimalorius!« sagte Flaming Bess. »Verdammt, seien Sie vernünftig! Selbst wenn die Formel in einer der Pollen gespeichert ist, werden Sie den richtigen Speicher ohne Hilfe des Archivbewußtseins nicht finden. Zum Teufel, es gibt Milliarden und Abermilliarden Informationspollen!«
Der Händler bremste ab, ofensichtlich ernüchtert, und versetzte sich mit einem kräftigen Schubstoß seiner Korrekturdüsen in kreisende Bewegungen.
Die an ihm haftenden Pollen wirbelten wie große Schneeflocken davon.
Dann kam er auf Bess
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