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Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Titel: Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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zugeflogen. Sein feistes Gesicht glühte, und seine Augen funkelten wie die eines Wahnsinnigen.
    »Das Archivbewußtsein«, stieß er hervor. »Ja, das Bewußtsein wird mir helfen. Es muß mir helfen! Orat-Madurs Unsterblichkeitsformel kann nicht mit ARAK-NOR verglüht sein! Sie ist hier im Archiv gespeichert, ich spüre es, ich weiß es. Ewig leben … Zwanzig Jahre habe ich nach der Formel gesucht. Zwanzig Jahre! Bei den Sternen, sie können nicht umsonst gewesen sein!«
    Flaming Bess sah den Händler mitleidig an. »Sie haben wirklich nichts aus Orat-Madurs Schicksal gelernt«, sagte sie leise.
    »Pah!« Er schnaubte verächtlich. »Orat-Madur war ein Narr, ein Verrückter. Es war nicht die Unsterblichkeit, die ihm den Verstand geraubt hat, sondern die Einsamkeit. Jahrtausende allein in einer alten Raumfestung — jeder wird unter diesen Umständen verrückt, jeder!«
    »Bei einigen genügen schon zwanzig Jahre Einsamkeit«, meldete sich Di Grey mit einem anzüglichen Unterton über Funk.
    Trimalorius fluchte und setzte zu einer wütenden Antwort an, aber Bess brachte sie mit einem scharfen Befehl zum Schweigen.
    Sie flogen weiter.
    Der See war in greifbare Nähe gerückt. Die Abenddämmerung brach herein, und der Himmel färbte sich violett, mit einem Strich ins Grünliche. Die Schatten wurden länger und breiteten sich wie eine dunkle Decke über das rosige Fleischland und den rostroten Schorf, der südlich und nördlich des Sees das Land verkrustete. Im Dämmerlicht erinnerten die Hornklippen an trutzige Türme, die hornigen Ufer an verwitterte Wälle, vor Urzeiten zur Verteidigung gegen einen eroberungslüsternen Feind errichtet.
    Sie kreisten über den verschorften Flächen, die sich viele Kilometer weit erstreckten und erst in der dunstigen Ferne in gesundes Fleisch übergingen, und an einigen Stellen entdeckte Flaming Bess offene Geschwüre, groß wie Marktplätze, und knotige Pusteln.
    Das Archiv ist krank, dachte Bess.
    Aber trotz der Größe der erkrankten Fläche konnten die Entzündungen unmöglich für die Schmerzen des Planetenorganismus verantwortlich sein. Sie waren ein Symptom, aber nicht die Ursache.
    Bess gab ihren Begleitern ein Zeichen, und sie landeten auf einer der hohen Hornklippen. Durch die Sohlen ihres Raumanzugs spürte Bess ein leises Beben, als hätte der Boden unter ihrem Gewicht kurz nachgegeben.
    Sie lauschte, aber das Säuseln des Windes war der einzige Laut in der zunehmenden Nacht. Der See war spiegelglatt, und obwohl das Wasser kristallklar zu sein schien, reichte der Blick nur wenige Meter in die Tiefe.
    Sie blickte nach oben und stellte fest, daß die Informationspollen spurlos verschwunden waren, als wären sie der Sonne hinter den Horizont gefolgt. Selbst das wogende, pulsierende Fleisch jenseits der hornigen Klippen war zur Bewegungslosigkeit erstarrt.
    Katzenstein räusperte sich unbehaglich. »Irgend etwas liegt in der Luft«, murmelte er. »Spürt ihr es auch? Oder bilde ich es mir nur ein?«
    »Ich spüre es«, flüsterte Flaming Bess.
    Die Welt schien den Atem anzuhalten, auf etwas zu warten. Und gleichzeitig hatte sie das Gefühl, daß irgendwo außerhalb ihres Wahrnehmungsbereichs ein lautloser, erbitterter Kampf stattfand.
    Sie horchte in sich hinein.
    Ja, etwas hatte sich verändert. Das dumpfe mentale Hintergrundrauschen war lauter geworden. Erwachte das Archivbewußtsein aus dem Koma?
    Larn-Saan! dachte sie wieder. Hörst du mich, Larn-Saan? Antworte, wenn du mich hörst!
    Sie wartete.
    Plötzlich schwoll das mentale Rauschen an — zu einem Schrei — einem gepeinigten, markerschütternden Schrei — einem Schrei, aus Schmerz und Verzweiflung geboren — der Schrei eines Wesens, das litt, wie noch nie ein Mensch gelitten hatte.
    Bess taumelte. Ihr Kopf schien zu zerspringen, während der Schrei anhielt und anhielt — und unvermittelt abbrach.
    Halbverständliche Gedankenfetzen erreichten ihr Bewußtsein. … frißt mich … Gift… kein Mittel… Hilf mir… wächst und wächst… keine Kontrolle mehr… jetzt… jetzt! Und die Wasser des Sees wölbten sich tosend in die Höhe, und aus der Tiefe wuchs ein riesiger fleischiger Schlauch empor, wie ein gigantischer Wurm mit einem klaffenden Maul, und der Wurm stieß auf sie nieder, verschlang sie, verschluckte sie …
     

8.
     
    Flaming Bess stürzte in den Schlund, stürzte tief ins lebende Fleisch, überschlug sich mehrfach, prallte gegen die weiche, feuchte Schleimhautwand und glitt weiter in die dunkle

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