Flaming Bess 09 - Die Erde
mich später darum kümmern. Jetzt war es an der Zeit, zu den Flüchtlingen zu sprechen und sie auf die Erde vorzubereiten.
Bess trat an das Rednerpult; der Beifall der Menge flaute ab und wich erwartungsvollem Schweigen.
»Freunde!«, rief Flaming Bess. »Hinter uns liegt ein langer, beschwerlicher Weg und wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, aber ich wende mich trotzdem in diesem Augenblick an euch, weil der entscheidende Moment unserer Mission unmittelbar bevorsteht In einer Stunde wird die NOVA STAR diesen Planeten verlassen und durch das Dimensionstor in das irdische Sonnensystem eindringen.
Wir wissen nicht, was uns dort erwartet.
Seit über zwanzigtausend Jahren hat es keine Verbindung mehr zwischen der Erde und ihren ehemaligen Kolonien gegeben, und ich selbst habe die Erde in einer Epoche verlassen, die noch mindestens zehntausend Jahre weiter zurückliegt. Die Urheimat der Menschheit ist für uns alle eine fremde Welt, die wir nur aus Legenden kennen.
Doch diese Legenden haben uns mit Hoffnung erfüllt und uns das Wagnis eines Fluges ins Unbekannte eingehen lassen. In diesen Legenden wird von einer Technik gesprochen, die so hochentwickelt ist, daß sie die Menschen zu Göttern macht. Mit dieser Technik, so hoffen wir, werden wir die Welten des Sternenbunds von den Herculeanern befreien und den herculeanischen Angriff auf das Reich der Dhrakanen verhindern.
Wir hoffen es, aber wir können nicht sicher sein.
Noch nicht.
Auch wenn wir im Lauf unserer Reise auf Artefakte der irdischen Supertechnik gestoßen sind — das Galaktische Archiv, die Sonnensphäre um das Erdsystem, die Torwelt mit ihren Elektrischen Rittern und historischen Zonen -, dies ist keine Garantie dafür, daß wir jenseits des Dimensionstors die erhoffte Hilfe bekommen werden.«
Flaming Bess schwieg einen Moment, um ihre Worte wirken zu lassen.
Auf einigen Gesichtern machte sich Nachdenklichkeit breit, und allmählich schien immer mehr Flüchtlingen zu dämmern, worauf ihre Kommandantin hinaus wollte.
Aus den Augenwinkeln musterte sie Lady Gondelor; ein zynisches Lächeln spielte um ihre blaßrosa geschminkten Lippen, zu zynisch für ihr engelhaftes Antlitz. Aber auch an ihr fiel Bess diese kaum verhohlene Unruhe auf, die sie bereits bei Vordermann Frust bemerkt hatte.
Und ihr Mißtrauen wurde immer stärker.
Mit einemmal hatte sie das Gefühl, daß sich die Atmosphäre in der Masse veränderte — eine zunehmende Spannung lag in der Luft. Keine erwartungsvolle Spannung wie zuvor, sondern ein Warten, das Lauern auf einen Zwischenfall, der unmittelbar bevorstand.
Wie ein feiner Seismograph, der auch auf die leisesten tektonischen Verschiebungen reagierte, spürte Flaming Bess die negativen Schwingungen und verfolgte sie zu ihrer Quelle zurück.
Gondelor.
Und Trimalorius.
Und Vordermann Frust.
Sie hatte nichts anderes erwartet.
Äußerlich gelassen, aber innerlich aufgewühlt, setzte sie ihre Rede fort. »Freunde! Wir müssen uns auf alles einstellen. Auf eine Erde ohne jedes Leben. Auf eine Erde, von Menschen bewohnt, die so hochentwickelt sind, daß uns die Dhrakanen dagegen wie Brüder im Geist erscheinen. Auf eine Erde, deren Bewohner es nicht kümmert, wasdraußen in der Galaxis geschieht. Auf eine Erde, wo degenerierte Menschen in den Ruinen einer glanzvollen Vergangenheit hausen … Alles ist möglich, und wir müssen darauf vorbereitet sein.
Auch auf die Enttäuschung all unserer Hoffnungen — aber nicht auf ein Scheitern unserer Mission.«
Flaming Bess hob ihre Stimme: »Denn selbst wenn wir von der Erde keine Hilfe gegen die Herculeaner erhalten, bedeutet dies nicht das Scheitern unserer Mission. Es bedeutet nur, daß der Kampf für die Freiheit des Sternenbunds mühsamer und langwieriger werden wird, daß wir noch mehr Opfer bringen müssen und daß der Sieg in weite Ferne rückt.
Aber wir werden siegen.
Wir werden siegen!
Bisher hat uns niemand aufhalten können, und auch in Zukunft wird uns niemand aufhalten. Wir haben die MORTUS, das Flaggschiff der herculeanischen Kriegsflotte, im offenen Kampf manövrierunfähig geschossen. Wir haben das Reich der Dhrakanen durchflogen, was noch nie zuvor einem menschlichen Raumschiff gelang. Wir haben die Bedrohung durch den Neuroparasiten abgewehrt, wir sind aus dem Zeitgefängnis von Argylon entkommen und wir haben die NOVA STAR zurückerobert, nachdem sie von Kroms Klonsoldaten besetzt wurde.
Und wir haben Kriegsherr Krom, den größten und gefährlichsten
Weitere Kostenlose Bücher