Flaming Bess 09 - Die Erde
die internen Telekommunikationskanäle des Schiffes übertragen. Vira Mandala, die Mediacontrolerin, die mit Glory Moon in der Zentrale zurückgeblieben war, steuerte die an der Decke und vor der Rednertribüne angebrachten Holokameras.
Raumsoldaten in der purpurroten Flottenuniform und blauuniformierte SD-Männer schirmten Flaming Bess auf ihrem Weg zum Podium ab; weitere Sicherheitsbeamte hatten sich in Zivil unter die Menge gemischt.
McLasky, Ken Katzenstein, Di Grey und Fortunato Stengel begleiteten Bess und boten ihr im Fall eines Attentats zusätzlichen Schutz. Aber der Jubel der Menge und die Zuneigung und Begeisterung in den Augen der Menschen ließen McLaskys Befürchtungen als absurd erscheinen.
Katzenstein bemerkte es auch. »Jeder, der gegen dich die Waffe erhebt, wird von den Leuten in Stücke gerissen«, knurrte er.
»Lassen Sie sich davon nicht täuschen«, sagte McLasky, der Katzensteins Worte ebenfalls gehört hatte. »Eine begeisterte Menge ist keine Garantie dafür, daß Sie überleben.«
Flaming Bess lächelte ironisch. »Ihr Optimismus ist geradezu ansteckend, Muller.«
Für die Flüchtlinge an Bord der NOVA STAR waren die Monitorbilder eine stetige Mahnung. Aus ihnen hatten sie die Kraft geschöpft, die Gefahren und Strapazen der dreißigtausend Lichtjahre langen Reise vom galaktischen Zentrum zu den Randgebieten der Milchstraße zu überstehen. Im Sternenbund warteten Milliarden Menschen auf ihre Befreiung aus den herculeanischen Gefangenenlagern, in denen sie für genetische Experimente mißbraucht wurden, die die Züchtung einer Herrenrasse zum Ziel hatten.
»Realismus, nicht Optimismus.« Der SD-Chef lachte rauh. »Optimistisch bin ich nur in völlig ausweglosen Situationen.«
»Klingt nach einem Fall für Di Grey«, kommentierte Katzenstein.
»Keineswegs.« Der Fremdweltenspezialist, der sich dicht hinter Flaming Bess hielt, die Hand griffbereit am Waffenholster, die Augen in ständiger Bewegung, wachsam die Menge beobachtend, maß McLasky mit einem kurzen, mitleidigen Blick. »Optimismus ist etwas für furchtsame Charaktere. Der Mutige genießt die Ausweglosigkeit und betrachtet sie als Bestätigung seiner Stärke. Natürlich nur hinterher.«
»Hinterher? Wenn er doch einen Ausweg gefunden hat?«, fragte Katzenstein wißbegierig.
»Wenn er gescheitert ist. Denn nur der Starke kann sich ein Scheitern erlauben.«
»Ich verstehe kein Wort«, gestand Fortunato Stengel. »Ich wünschte, die Kiste wäre hier. Sie hätte bestimmt einige kluge Dinge dazu zu sagen.«
Flaming Bess erreichte das Podium und stieg hinauf. Der Jubel ließ langsam nach. Die Raumsoldaten und SD-Männer bildeten auf einen Wink von McLasky eine Sperrkette zwischen der Rednertribüne und der Menge, und verärgert stellte Bess fest, daß weitere Soldaten die Ausgänge blockierten.
Sie beugte sich nach vorn. »Muller!«
Der SD-Chef fuhr unter ihrem scharfen Tonfall zusammen. »Ja?«
»Was soll der Unsinn? Ziehen Sie Ihre Leute ab!«
McLasky versteifte sich. »Ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich, Kommandantin. Es ist meine Pflicht, alle notwendigen Maßnahmen zu Ihrem Schutz … «
»Ziehen Sie Ihre Leute ab«, wiederholte Bess ungehalten. »Sehen Sie sich die Menschen an — sie sind meine Sicherheit, mein Schutz. Und sie haben es nicht verdient, daß ich mich hinter Soldaten verstecke, wenn ich zu ihnen spreche.«
Beifall brandete auf. McLasky fluchte und lief hochrot vor Zorn an, aber er gehorchte und wies die SD-Männer und Raumsoldaten an, sich zurückzuziehen.
Der Beifall steigerte sich, Hochrufe wurden laut, und jemand entrollte ein Transparent:
CLUSTER HAT ES VERSUCHT.
STORK HAT ES VERSUCHT.
KROM HAT ES VERSUCHT.
UND WAS HABEN SIE DAVON GEHABT? FRUST!
Bess schmunzelte. Die Anspielung war deutlich genug. Offenbar war durchgesickert — oder McLasky hatte durchsickern lassen —, daß der ehemalige Supervisor der Inneren Welten sich immer noch nicht mit den Machtverhältnissen an Bord abgefunden hatte. Sie suchte in der Menge nach Vordermann Frust und entdeckte ihn in einer der hinteren Reihen neben Dr. Go und Calvin Kospodin. Während der Bodenarzt und der Raumpilot sich offenbar köstlich über das Transparent amüsierten, schnitt Frust eine säuerliche Miene.
Ein zweites Transparent tauchte über den Köpfen auf:
FLAMING BESS, WIR LIEBEN DICH!
Frenetischer Jubel verriet, daß fast alle Anwesenden ebenso dachten.
Plötzlich hatte Flaming Bess das Gefühl, mitten in
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