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Flaming Bess 09 - Die Erde

Flaming Bess 09 - Die Erde

Titel: Flaming Bess 09 - Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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der Menge zu stehen und nicht erhoben auf der Rednertribüne, daß sie zu diesen Menschen gehörte, als Gleiche unter Gleichen, als Freund unter Freunden, und nicht mehr als Kommandantin oder legendäre Kälteschläferin von der alten Erde.
    Am Anfang war sie für die Flüchtlinge ein Mythos gewesen, eine Gestalt aus der fernsten Vergangenheit, fremd, geheimnisvoll, unverständlich — und die einzige Hoffnung in einer Zeit völliger Hoffnungslosigkeit.
    Aber jetzt war sie eine von ihnen.
    Ihre Augen wurden feucht. Manchmal hatte sie daran gezweifelt, ob es richtig gewesen war, diese Menschen den Gefahren eines Fluges quer durch die halbe Milchstraße auszusetzen. Sie hatte sich gefragt, wie sie reagieren würden, wenn sie die Erde erreichten und dort keine Hilfe fanden, wenn all die Opfer, Mühen und Entbehrungen umsonst gewesen waren.
    Jetzt wußte sie, daß sie richtig gehandelt hatte.
    Ganz gleich, was sie jenseits des Dimensionstors erwartete — die Mehrheit der Flüchtlinge würde sie auch nach einem Scheitern der Mission unterstützen. Weil es ihrer aller Mission war.
    Sie ließ ihre Blicke über die Menge wandern, und überall fand sie vertraute Gesichter.
    Da war Gahl Belfort, blond und mädchenhaft, die beim Angriff der Herculeaner auf Dragensteyn ihre Eltern verloren hatte und an Bord der NOVA STAR in die Fänge des Kultes geraten war, und die trotz all ihrer schrecklichen Erlebnisse niemals aufgegeben hatte; da war Samwell A. Goldberg, der listig dreinblickende, rothaarige Flüchtling aus dem Eiry-System, ohne dessen Organisationstalent die Bordcomputer aus Mangel an Ersatzteilen längst zusammengebrochen wären; Nelson »Biggs« Beiderbecke, wie stets betrunken, mit ungekämmter Haarmähne und struppigem grauen Bart, der sein Leben dem Ziel gewidmet hatte, alle Menschen mit Vurguzz und Lyrik glücklich zu machen oder zumindest in den Wahnsinn zu treiben; Lagoslav Vanshunje, der hagere, übernervöse Westwolken-Bewohner, der im Auftrag des SD die Aktivitäten des Chefregistrators Frust überwachte; Donnister Gorram, Veteran des Herculeaner-Kriegs, einst Raumadmiral Clusters Verbindungsoffizier zum SD und in dieser Eigenschaft während Clusters Meuterei für ihre Bewachung zuständig, doch inzwischen einer ihrer glühendsten Anhänger; Cyna Than, die zierliche, mandeläugige Radiologin aus Dr. Gos Medi-Team und Glory Moons ständige Begleiterin …
    Und Lady Gondelor.
    Blond und schön wie ein Engel, dezent, aber wirkungsvoll geschminkt, in einem Kleid aus schimmerndem Gespinst, tief ausgeschnitten und eng tailliert, wirkte sie wie eine Fee inmitten lauter Mauerblümchen. Hinter ihr, sie um zwei Köpfe überragend, stand der Zyn-Gladiator Brisco in einem schwarzen, speckig glänzenden Lederoverall und mit dem fünfzackigen Eisenstern der Gladiatorenschule auf der Stirn. Ein paar Schritte weiter Trimalorius, der galaktische Händler, wie immer prächtig herausgeputzt: Er trug eine himmelblaue Seidenbluse, eine orangefarbene Pluderhose, giftgelbe Mokassins und eine totengräberschwarze Schärpe um den voluminösen Bauch. Seinen hochstehenden Haarkranz hatte er mit Glitter besprüht, so daß die Kraterfrisur wie ein Heiligenschein aussah — ein größerer Kontrast zu seinem heimtückischen Charakter war schwer vorstellbar.
    Der Händler schien sich äußerst unwohl in seiner Haut zu fühlen; er schwitzte, tupfte sich unablässig mit einem bestickten Seidentuch die Stirn ab und blickte immer wieder verstohlen zu Vordermann Frust hinüber. Dann schien er zu spüren, daß Flaming Bess ihn beobachtete, und rang sich ein falsches Lächeln ab.
    Hatte McLasky mit seinem Verdacht doch recht gehabt?
    Gab es tatsächlich eine Verschwörung mit dem Ziel, sie zu beseitigen und das Kommando über das Schiff zu übernehmen?
    Sie suchte in der Menge nach Lassan Lassaner, doch der Modeschöpfer war nirgends zu sehen.
    Ihr Argwohn wuchs. Sie mochte Lassaner, und sie wußte, daß er sie verehrte. Warum war er nicht zur Bordversammlung gekommen? Oder verfolgte er ihre Ansprache am Monitor? Unwahrscheinlich. Das widersprach seinem egozentrischen Charakter — der Modeschöpfer liebte es, sich in der Öffentlichkeit darzustellen, und er würde sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, vor den Augen der ganzen Besatzung freundschaftlich mit der Kommandantin zu plaudern.
    Besorgt fragte sich Bess, ob es einen Zusammenhang zwischen Vordermann Frusts Besuch bei Lassaner und seiner Abwesenheit gab.
    Später, dachte sie. Ich werde

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