Flaming Bess 09 - Die Erde
Waffengurts. »Was ist in diesem Paket?« fragte er barsch.
Lassaner preßte das Paket an seine Brust und sah hilfesuchend zu Flaming Bess hinauf. »Ein Geschenk. Rühren Sie es nicht an, McLasky! Es ist ein Geschenk für unsere Kommandantin.«
»Kommen Sie, Lassan.« Bess beugte sich vor, reichte ihm die Hand und zog den Modeschöpfer auf die Tribüne.
Ein Raunen ging durch die Menge. Die Flüchtlinge spürten, daß etwas Ungewöhnliches im Gange war. Der Modeschöpfer winkte ihnen huldvoll zu, bedachte McLasky mit einem triumphierenden Blick und verbeugte sich dann tief vor Flaming Bess.
»Verehrteste Kommandantin!«, rief er. »Wir sind hier, um Ihnen ein Geschenk zu überreichen, ein bescheidenes Präsent als Dank für alles, was Sie für uns, die Verdammten der Sterne, getan haben. Jeder einzelne Mensch an Bord dieses Schiffes hat Ihnen sein Leben zu verdanken. Jeder einzelne Mensch an Bord dieses Schiffes steht tief in Ihrer Schuld. Nehmen Sie dies als Zeichen dafür, daß wir alle — ohne Ausnahme — diese Schuld anerkennen. Kommandantin, Sie haben fünftausend Freunde, die ohne Zögern ihr eigenes Leben opfern werden, um Ihr Leben zu schützen!«
Lassaner reichte ihr das Paket.
Es war kein großes Paket, nicht größer als eine Hutschachtel, wie in fließende Farben verpackt.
»Vorsicht!« zischte McLasky.
»Aber … !« Der Modeschöpfer schnappte hörbar nach Luft. »Was geht hier vor? Warum mißtraut dieser Mann unserem Geschenk? Wir sind irritiert. Kommandantin, mißtrauen auch Sie uns? Wir haben dieses Präsent kreiert und eigenhändig verpackt. Nie mand sonst hat es berührt. Kommandantin, wie können Sie annehmen, daß wir Ihnen Böses wollen?«
Lassaner sah sie flehend an.
Er meinte es ehrlich. Und er war auch nicht beeinflußt, kein Assassine. Ganz gleich, was Frust von ihm gewollt hatte, es stand in keinem Zusammenhang mit diesem Geschenk.
Flaming Bess nahm das Paket. Das bunt schillernde Papier fühlte sich wie kühler Samt an.
»Öffnen Sie es!«, drängte Lassaner. »Sie werden begeistert sein!«
Und sie tat es. Sie vertraute ihm, und der Inhalt des Pakets rechtfertigte ihr Vertrauen. Fasziniert betrachtete sie den mystisch leuchtenden Sonnensteinflakon, der von der Form her der NOVA STAR nachempfunden und mit einer sprudelnden, pinkfarbenen Flüssigkeit gefüllt war. Ein Parfümflakon mit einem Sprühaufsatz aus purem Platin.
»Es ist wunderschön«, murmelte Flaming Bess, während der Sonnenstein in ihren Händen immer heller leuchtete. »Sie hätten mir kein schöneres Geschenk machen können, Lassan. Ich danke Ihnen.«
Der Modeschöpfer strahlte vor Freude. »Wir sind überglücklich, daß unsere bescheidene Gabe Ihr Wohlwollen findet. Aber wir müssen hinzufügen, daß der Inhalt des Flakons in keinster Weise mit den herkömmlichen Parfüms vergleichbar ist — auch wenn dies wie Eigenlob klingen mag …
Es handelt sich um eine einzigartige, speziell für Sie komponierte Kreation, der wir den Namen Ecstasy verliehen haben. Nur wir kennen die Formel dieses psychoaktiven Aerosols … «
In Bess schrillte eine Alarmglocke.
Ein psychoaktiver Wirkstoff?
»Ecstasy ist wie ein magischer Schleier. Wer diesen unvergleichlichen Duft auf der Haut trägt«, schwärmte Lassaner, »erweist seinen Mitmenschen die Gnade der Erkenntnis. Denn der Duft zeigt allen, die ihm ausgesetzt sind, wie sie sein könnten, wenn sie der Stimme ihres Gewissens, ihres wahren, guten Ichs gefolgt wären.«
Er beugte sich nach vorn, blinzelte ihr verschwörerisch zu und sagte leise: »Eigentlich sollten wir es für uns behalten, aber wir müssen eingestehen, daß Ecstasy zwar unsere Schöpfung ist, wir Ihnen das Geschenk aber nur stellvertretend für eine Gruppe hochrangiger Persönlichkeiten überreichen, die Ihnen äußerst gewogen sind. Selbst Vordermann Frust, der bekanntlich als Ihr Gegner gilt, möchte Ihnen durch dieses Präsent seine Verehrung erweisen … «
»Frust?« Sie sah über die Köpfe der Menge zu dem Supervisor hinüber. »Hat er Sie deshalb in Ihrem Studio aufgesucht?«
»Woher wissen Sie das?« fragte Lassaner verdutzt. »Ja, er kam im Auftrag Ihrer Freunde … Kospodin, Katzenstein, selbst dieses schrecklichen McLaskys, wie er uns unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraute … Wir haben ihm zugesichert, die Angelegenheit diskret zu behandeln, doch angesichts der skandalösen Behandlung durch den Sicherheitsdienst fühlen wir uns gezwungen, die Wahrheit zu enthüllen.
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