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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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den Lafourche Parish gefahren. Der Rest ist Schweigen. Die Schlußfolgerung ist einfach. Wenn man das Leben führen will, das ich führe, Dave, zerbricht man sich nicht unnötig den Kopf. Hey, Mann, was sag ich, die meisten Leute werden steinalt und sitzen nutzlos auf der Veranda herum und hören zu, wie ihnen die Leber verrottet.«
    »Ich hab da noch ein Problem, Tony. Meine Leute in Lafayette wollen eine Chance, ihre Verluste auszugleichen. Eine halbe Million ist nicht von Pappe, wenn sie den Bach runter geht.«
    Er nahm die Schlägerhülle und zog sie über den Schläger.
    »Sie sind nicht drauf aus, einen Riesendeal zu machen«, sagte ich. »Sie wollen nur ihre Verluste wieder wettmachen.«
    Er zog den Reißverschluß der Lederhülle zu und legte den Schläger quer über die Oberschenkel.
    »Clete sagt, in den Projects soll demnächst ein größeres Geschäft über die Bühne gehen. Ich würde da gerne einsteigen«, sagte ich.
    Er nickte aufmerksam, den Blick irgendwo in die Bäume gerichtet.
    »Ich hab’s vernommen, Dave, aber wie ich Ihnen schon einmal gesagt habe, keine Geschäfte in meinem Haus.« Dann blickte er mir wieder ins Gesicht.
    »Das respektiere ich, Tony, aber diese Burschen aus Lafayette machen mir mächtig Druck.«
    »Scheißen Sie drauf.«
    »Ich muß schließlich in der Gegend leben.«
    »Hey, kommen Sie mir nicht auf die Tour. Kümmere ich mich um Sie oder nicht?« Sein kleiner Mund bekam wieder die seltsame Schmetterlingsform.
    »Ich beschreibe Ihnen nur meine Lage.«
    »Okay, wenn Sie’s unbedingt wollen. Machen wir eine kleine Spazierfahrt. Sie sind ja noch schlimmer als meine Frau.«
    Wenige Minuten später saßen wir im Lincoln und fuhren auf der erhöhten Schnellstraße auf dem vierundzwanzig Meilen langen Damm, der den Lake Pontchartrain umgibt. Jess und die anderen Bodyguards folgten uns mit dem Cadillac. Die Sonne stand hoch am harten, blauen Himmel, und die Wellen waren grün, mit weißen, windgepeitschten Schaumkronen. Tony saß am Steuer, einen Arm aufs Fenster gelegt, eine Armeemütze der Marines bis tief auf die Sonnenbrille ins Gesicht gezogen. Die grauschwarzen Ringellöckchen in seinem Nacken flatterten im Wind. Er blickte hinaus auf eine lange Barkasse, deren Deck mit irgendwelchen Metallfässern beladen war.
    »Als ich klein war, haben wir in dem See immer geangelt und sind geschwommen«, sagte er. »Jetzt ist er so verseucht, daß es verboten ist, ins Wasser zu gehen.«
    »New Orleans hat sich sehr verändert.«
    »Und nur zum Schlechten. Nur zum Schlechten«, sagte er.
    »Dürfte ich vielleicht erfahren, wo die Reise hingeht?«
    »An einen Ort, von dem ich wette, daß Sie ihn noch nie gesehen haben. Vielleicht zeig ich Ihnen auch noch meinen Flieger.«
    »Können wir jetzt reden?«
    »Sie können reden. Ich höre zu«, sagte er und lächelte mich durch die Brillengläser hindurch an.
    »Diese Burschen wollen mir noch mal fünfzig oder sechzig Riesen geben, wenn ich damit auf die Schnelle ein Geschäft tätigen kann.«
    »Und?«
    »Lassen Sie mich einsteigen?«
    »Dave, bei dem Deal, von dem Sie reden, wandert die ganze Ware schnurstracks in die Projects. Da stecken haufenweise farbige Dealer und auch ein paar üble Burschen draußen in Metairie drin, mit denen ich nur sehr ungern zu tun habe.«
    »Ja, machen Sie denn keine Geschäfte mit den Projects?«
    »Das ist momentan ein ziemlich heißes Pflaster. Alle sind ziemlich aufgebracht, weil sich diese Kids in der ganzen Stadt gegenseitig umnieten und die Touristen verscheuchen. Dazu kommt noch, daß ich niemals bewußt Stoff an Jugendliche verkauft habe. Ich weiß zwar, daß sie’s in die Finger bekommen, aber ich hab es ihnen nicht verkauft. Als ob das eine Rolle spielte. Aber wenn Sie wollen, daß ich Sie mit den richtigen Leuten in Verbindung bringe, kann ich das tun.«
    »Dafür wäre ich Ihnen sehr verbunden, Tony. Allerdings denke ich, daß das mein letztes Geschäft ist. Ich bin dafür nicht geschaffen.«
    »Im Gegensatz zu mir«, sagte er. Sein Gesicht war flach und ausdruckslos, als er mich ansah.
    »Das wollte ich damit nicht sagen.«
    »Ja, das wollen sie alle damit nicht sagen. Ich sag Ihnen was, Dave. Gehen Sie mal an einem Mittwochabend ins Copelands auf der St. Charles Street. Mittwoch ist der Abend, an dem die Yuppies in New Orleans alle ausgehen. Da treffen Sie Leute, die würden auf einen Italiener, der in einem Beerdigungsinstitut aufgewachsen ist, nicht einmal spucken. Aber auf ihren Kaffeetischen

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