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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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das du getan hast?« sagte sie.
    »Nein.«
    »Reden wir in Wirklichkeit von einer anderen Frau?«
    »Mein Leben ist momentan eng verstrickt mit dem mehrerer anderer Menschen, aus denen ich irgendwie nicht schlau werde.«
    Sie schwieg einen Moment lang; dann sagte sie: »Wer ist sie?«
    »Ich bin dir nicht untreu geworden.« Die Worte klangen hohl, unglaubwürdige Beteuerungen eines Ehemannes, das banale Ende einer Sache.
    »Gehört sie zu Tonys Clique?«
    »Ich befinde mich in einer Situation, die es mit sich bringt, daß ich einigen Menschen weh tun muß. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Ich habe mich in die Sache hineinziehen lassen, weil Jimmie Lee Boggs mich niedergeschossen hatte. Jetzt hab ich den Punkt erreicht, wo ich meine eigenen Gefühle nicht mehr verstehe.«
    »Du bist ein Undercover-Cop, stimmt’s?«
    »Ich habe mich mit Leuten eingelassen, die Polizisten untereinander als Abschaum, Gesocks und Schmalzlocken bezeichnen. Nur daß ich das gefühlsmäßig jetzt nicht mehr so über einen Kamm scheren kann, wo ich es doch sollte. Darauf läuft es hinaus, Bootsie.«
    »Willst du, daß wir Schluß machen?«
    »Ich glaube nicht, daß zwischen uns je richtig Schluß sein kann.«
    »Darauf solltest du nicht zählen«, sagte sie, und ich fühlte mein Herz sinken.
    »Kannst du mir verraten, weshalb du im Krankenhaus warst?« sagte ich.
    »Nicht heute. Für heute ist es genug.«
    »Willst du mich ausschließen? Gerade in dem Augenblick, wo du einen Freund brauchst?«
    »Liebst du mich oder die Vergangenheit, Dave? Oder meinst du, ich sei die Vergangenheit? Seh ich so aus? Bin ich der Sommer von 1957?«
    In ihren Augen und ihrer Stimme lag keine Schärfe, aber ich hatte keine Antwort, weder für sie noch für mich, und im Raum war es so still, daß ich die Bananenblätter draußen vor dem Fenster rascheln hören konnte.
    Drei Stunden später saß ich an einem Holztisch neben Tonys Tennisplatz und sah zu, wie er Jess Ornella Bälle über das Netz zuschlug. Jess trug einen roten Trainingsanzug und blaue Segelschuhe und drosch nach den Bällen, als stünde er unter schwerem Beschuß. Auf dem Aschenplatz lagen mindestens drei Dutzend Bälle herum, die meistens davon auf seiner Seite des Spielfeldes.
    »Ich sag dir was, warum holst du uns nicht ein bißchen Eistee?« sagte Tony.
    »Ich hab dir gesagt, ich kann das nicht«, sagte Jess.
    »Du machst dich prächtig. Immer nur dranbleiben. Deine Vorhand wird immer besser«, sagte Tony. Er setzte sich zu mir an den Tisch, während er Hals und Gesicht mit einem Handtuch trocknete, und sah Jess nach, der zum Haus ging. »Er sieht aus wie ein Schwein am Spieß, aber Sie sollten ihn mal sehen, wenn er am Steuer eines Flugzeugs sitzt.«
    »Jess?«
    »Sein Alter flog während der Depressionszeit eines dieser kleinen Flugzeuge, mit denen sie Dünger und Insektengift auf die Felder gesprüht haben. Jess kann alles, was Flügel hat, durch ein Nadelöhr steuern. Einmal ist er mit uns mit dem Kopf nach unten unter einer Hochspannungsleitung durch geflogen.«
    Automatisch berührte ich die Fäden in meiner Lippe. Sie waren so straff und hart wie Draht.
    »Wann kommen die raus?« sagte er.
    »Morgen.«
    »Brennt Ihnen was auf der Seele, Dave?«
    »Schätze, das mit meiner Wohnung gibt mir immer noch zu denken.«
    »Gehen Sie nicht wieder hin. Bleiben Sie hier bei mir, solange Sie in New Orleans sind. Sie brauchen keine Wohnung.«
    »Außerdem versuche ich auch immer noch, aus Boggs schlau zu werden.«
    »Warum? Macht’s Ihnen Spaß, sich in den Kopf eines degenerierten Idioten zu versetzen? Hören Sie mal, was meinen Sie denn, warum ein Typ wie ich in dieser Branche so erfolgreich ist? Ich werd’s Ihnen sagen. Jeder, der hier gleichzeitig auf der Straße laufen und Kaugummi kauen kann, ist automatisch der King. Nehmen Sie nur mal Jess – und vergessen Sie nicht, daß er noch einer der wenigen ist, denen ich traue –, der weiß nicht mal, wer Peter Pan ist.«
    »Boggs ist nicht so dumm, wie Sie ihn einschätzen.«
    »Er ist ein Psychopath. Schauen Sie, die richtig schlimmen Finger sind im Gefängnis oder auf dem Friedhof. Und wenn sie’s noch nicht sind, dann landen sie bald dort. Ungefähr alle zwei oder drei Monate höre ich ein Gerücht, daß jemand mir ans Leder will. Und ab und zu versucht’s tatsächlich einer. Aber hier stehe ich immer noch und spiele Tennis. Und diverse andere Kerls, Typen, die jemand in Houston oder Miami auf den Job angesetzt hat, die hat Jess runter in

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