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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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haben sie Kristallschalen voller Koks. Sie schleppen das Zeug in ihren Handtäschchen mit sich rum, sie ziehen sich Lines rein, wenn sie miteinander bumsen. Meiner Meinung nach sind viele davon schlicht und einfach degeneriertes Pack, aber Scheiße, wer bin ich schon, daß ich mir da ein Urteil anmaßen kann? Das sind promovierte Juristen und Leute mit Wirtschaftsdiplomen. Ich war bloß auf einem mickrigen Winz-College in Miami. Wissen Sie übrigens, warum? Weil dort die besten Leichenbestattungskurse in den ganzen Vereinigten Staaten angeboten wurden. Nur daß ich halt Englisch und Journalismus studierte. Ich war in der Redaktion der verfluchten Collegezeitung, Mann. Das war unmittelbar, bevor ich zum Korps gekommen bin.«
    »Ich maße mir nicht an, über Sie ein Urteil zu fällen, Tony.«
    »Von wegen«, sagte er.
    Diesmal versuchte ich nicht, ihm zu antworten. Er fuhr mehr als einen Kilometer, ohne ein Wort zu sagen. Sein hellbraunes Gesicht wirkte so flach und hart wie ein Kieselstein, und der Wind blähte sein Flanellhemd auf. Auf den dunklen Brillengläsern tanzte das Sonnenlicht. Dann sah ich, wie er tief durch die Nase einatmete.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Wenn man versucht, vom Speed loszukommen, ist man wie vernagelt.«
    »Geht schon in Ordnung.«
    »Lassen Sie uns hier anhalten und Krebse essen. Wenn ich die Burschen hinter uns nicht füttere, fressen sie mir noch das Leder von den Sitzen. Sie sind nicht sauer?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Und Sie wollen wirklich, daß ich Sie in diesen Deal reinbringe?«
    »Es ist sehr wichtig für meine Leute.«
    »Vielleicht sollten Sie diese Schwanzlutscher mit Aktenkoffer und Anzug ihren eigenen Deal machen lassen.«
    Ich hatte ganz das Gefühl, daß Clete mit ihm einer Meinung gewesen wäre.
    Wir aßen außerhalb von Covington, fuhren dann auf einer zweispurigen Straße in Richtung Mississippi und des Gebiets um den Pearl River. Schließlich bogen wir auf eine unbefestigte Straße, überquerten auf einer schmalen Brücke den Fluß und schlängelten uns entlang des Flußufers durch ein dichtes Gehölz. Der Fluß hatte nur wenig Wasser, und die Uferseiten waren steil und voller Gestrüpp und festgetrocknetem Unrat, den der Fluß einst hierher geschwemmt hatte.
    »Seltsame Gegend, finden Sie nicht?« sagte Tony. »Sind Sie schon mal hier gewesen?«
    »Nein, nicht richtig. Nur oben auf der großen Straße«, sagte ich. Aber immer, wenn ich den Namen Pearl River hörte, fielen mir die Lynchmorde ein, die in Mississippi in den fünfziger und sechziger Jahren stattgefunden hatten, und die Toten, die sie mit Stahlhaken aus dem Pearl River geborgen hatten. »Warum haben Sie Ihr Flugzeug hier draußen?«
    »Ein Biber hat immer eine Hintertür«, sagte er. »Und außerdem schert sich hier keiner um mich.« Wir schlängelten uns mühsam in Richtung Küste. Aus den Pfützen auf der Straße unter unseren Rädern spritzte gelbes Wasser. Dann wurden die Pinien immer weniger, und ich konnte den Fluß wieder sehen. An dieser Stelle war er breiter, auch das Wasser stand höher, und in schrägem Winkel zum Ufer auf unserer Seite lag im Wasser das Wrack einer alten Barkasse, wie sie früher die Ölfirmen zu seismographischen Bohrungen verwendeten. Rost hatte das ganze Schiff orange gefärbt, und über Deck, Reling und die vier hydraulischen Türme zogen sich graue Netze vertrockneter Algen.
    »Was schauen Sie da so interessiert?« sagte Tony.
    »Ich habe früher auf so einem Schiff gearbeitet. Damals in den Fünfzigern«, sagte ich. »Man nannte sie Hummelbohrer, weil sie von Bohrloch zu Bohrloch schipperten.«
    »Ah ja«, sagte er ohne echtes Interesse.
    Ich drehte mich um und blickte wieder zu dem Bohrschiff. Aus dem metallverkleideten Steuerhaus war alles Glas gebrochen, und von den Ästen der Bäume wehte es Blätter in die Löcher, wo einst Scheiben gewesen waren.
    »Sollen wir anhalten und es uns anschauen?« sagte Tony.
    »Nein.«
    »Zeit dazu hätten wir.«
    »Nein, schon okay.«
    »Erinnert es Sie an Ihre Jugend oder so was?«
    »Ja, schätze schon«, sagte ich.
    Aber das war es nicht. Das Bohrschiff beunruhigte mich, als blickte ich da auf etwas aus meiner Zukunft und nicht aus meiner Vergangenheit.
    »Sehen Sie den Hangar und die Landebahn dahinten?« sagte Tony.
    Der Baumbewuchs endete, und vor uns lag eine Weide, in deren Mitte eine Strecke gemäht war. Ein Blechhangar mit geschlossenen Toren und einer Windfahne auf dem Dach stand alleine in der Gegend.
    »Hier

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