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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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besuchten, College-Kids, außer Atem und mit roten Gesichtern, denen das Bier aus den Pappbechern vorne auf die Kleidung schwappte, schwarzen Straßentänzern, die sich zum Steppen Stahlkappen an die Schuhe montiert hatten, die auf dem Straßenbeton wie Hufeisen klackerten. Bourbon Street ist eine Fußgängerzone, was die Straße wie einen großen Open-Air-Zoo erscheinen läßt, aber im großen und ganzen ist alles ganz harmlos. Auf den Laufstegen ziehen sich immer noch die Mädchen aus, und in den frühen Morgenstunden gehen Nutten von Taxis aus ihren Geschäften nach. Gelegentlich beruhigt ein Streifenpolizist einen Betrunkenen in einer der Bars in den kleinen Seitenstraßen mit dem Schlagstock, und die Varietékünstler in den bonbongestreiften Westen und den Strohhüten schaffen es, Bilder heraufzubeschwören, die den Masturbationsphantasien eines pubertierenden Jünglings entsprungen sein könnten, aber letzten Endes bietet Bourbon Street den Touristen einen gewissen Halbwelt-Touch – gepaart mit dem Bewußtsein, daß ihnen keine wirkliche Gefahr droht.
    In der Tat hatte der Mann, den ich suchte, einen Laden für T-Shirts und Souvenirs, und seinem Äußeren und Auftreten nach zu urteilen war er so harmlos wie ein Eisverkäufer. Er trat hinter einem Vorhang auf der Ladenrückseite hervor, nachdem der Verkäufer ihm ausgerichtet hatte, daß ich mit ihm reden wollte. Sein ovales Gesicht glänzte rosig, das dünne rote Haar war naß zurückgekämmt, der Mund grinste breit, und der Hals war mit Talkum gepudert. Er trug einen weißen Anzug und ein silberfarbenes Seidenhemd. Auf den ersten Blick wirkte er in jeder Hinsicht wie ein harmloser, fröhlicher dicker Mann – erst wenn man näher hinsah, fiel einem auf, daß die Brust genauso breit wie der Bauch war und daß er Goldketten um den Hals trug. Seine Augen musterten mich gründlich von Kopf bis Fuß; das Lächeln des Mundes erreichte sie nicht.
    »Sie kenn ich doch«, sagte er und hob neckisch den Zeigefinger. »Sie sind Polizist. Nein, Sie waren mal einer, direkt hier im Quarter.«
    »Stimmt.«
    »Sie waren Lieutenant.«
    »Stimmt.«
    »Sie werden sich nicht mehr an mich erinnern, aber Sie und Ihr Partner sind mir drüben im Acme öfters über den Weg gelaufen. Sie kamen immer mittags, um Austern zu essen. Wie hieß er doch gleich? Er hat jetzt ein Lokal hier um die Ecke.«
    »Cletus Purcel.«
    »Genau. Ich war letztens in seinem Laden. Sehr nett. Ich glaube, er kommt zurecht.«
    »Kann ich irgendwo ungestört mit Ihnen reden?«
    Er sah auf die rubinbesetzte goldene Uhr an seinem Handgelenk.
    »Aber sicher doch«, sagte er und hielt mir den Vorhang auf.
    Sein Büro war ein kleiner, unaufgeräumter Raum hinten im Laden, mit einem Schreibtisch und drei Stühlen. An der Wand hingen alte Jazzplakate. Er nahm in dem Drehstuhl hinter dem Tisch Platz und tippte mit dem Finger auf den unteren Rand eines Plakats.
    »Sehen Sie den Namen da?« sagte er. »Man muß schon genau hinsehen, aber das bin ich, Uncle Ray Fontenot. Ich hab Posaune gespielt, gleich hier ein paar Häuser weiter, in Sharky Bonnano’s Dream Room. Erinnern Sie sich noch an ihn?«
    »Klar.«
    »Erinnern Sie sich auch noch an die zwei Farbigen, die dort auf der Bühne gesteppt haben, Pork Chops und Kidney Beans?«
    »Ich will fünf Kilo unverschnittenes Kokain kaufen. Wenn Sie gute Ware zu einem fairen Preis liefern, könnten wir richtig ins Geschäft kommen.«
    Er pulte die Plastikfolie von einer Schachtel Picayune-Zigaretten.
    »Passiert nicht oft, daß ein Ex-Cop hier reinschneit und ein solches Statement abläßt«, sagte er. Das Lächeln war die ganze Zeit nicht von seinem Gesicht gewichen.
    »Vergessen Sie den Ex-Cop-Scheiß. Geld ist Geld.«
    »Oh, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich nehme es einem Mann nicht übel, wenn er etwas Geld verdienen will. Aber Sie sind nicht auf dem neusten Stand. Das wollte ich sagen.«
    »Wie kommt das?«
    Er lehnte sich in dem Drehstuhl nach hinten. Das Silberhemd spannte über seiner breiten Brust und dem Bauch. Seine Augen funkelten, und er kniff sie schalkhaft zusammen.
    »Ich hatte immer Probleme mit Übergewicht und hohem Blutdruck«, sagte er. »Ich hab jeden Abend einen Joint geraucht, um den Blutdruck unten zu halten, und dann bin ich losgegangen und hab eine ganze Familienpizza in mich reingestopft. Anschließend hab ich Schlankheitspillen genommen, danach dann Zeug, mit dem weniger zu spaßen war. Schließlich war ich voll dabei, wenn Sie verstehen, was

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