Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
der Ecke in einem Garagenapartment hinter einem einstöckigen Holzhaus mit Säulenvorbau, das wie viele der Häuser in New Orleans, die vor dem Bürgerkrieg erbaut wurden, zum Schutz vor Überschwemmungen auf Pfeilern ein ganzes Stück über dem Boden stand. Aber das Holztor zur Auffahrt war verriegelt, und das eiserne Tor, das in einen Hof an der Seite führte, ließ sich auch nicht öffnen. Ich sah einen Mann, der in der Auffahrt unter einem Wagen lag und im Licht einer Lampe, mit der ein Verlängerungskabel verbunden war, daran arbeitete.
    Ich rüttelte am Tor, daß die Scharniere in der Ziegelmauer klapperten. Der Mann glitt auf einem Rollbrett unter dem Auto hervor. Neben seinem Kopf lag auf dem Zementboden eine brennende Zigarre. Ein scharfer Blick aus einem zusammengekniffenen Auge sprang mir förmlich entgegen.
    »Was wollen Sie?« sagte er.
    »Ich bin auf der Suche nach Lionel Comeaux.«
    »Was wollen Sie?«
    »Sind Sie Lionel Comeaux?«
    »Ja. Was wollen Sie?«
    »Kann ich reinkommen?«
    »Der Riegel ist oben am Tor, auf der Innenseite«, sagte er und nahm einen Schraubenschlüssel vom Betonboden, um sich unter dem Auto wieder an die Arbeit zu machen.
    Ich trat in den Hof und ging durch Blumenbeete voller Begonien und Calladien. Ich wartete darauf, daß er wieder unter dem Wagen hervorrollte. Als das nicht geschah, ging ich in die Hocke, um mit ihm zu reden. »Ich will was kaufen.«
    »Was kaufen?« sagte er. Er mußte blinzeln, weil von der Karosserie Rost in seine Augen fiel. Er trug Jeans und einen LSU-Sweater in lila und gold, dessen Ärmel an den Schultern abgeschnitten worden waren. Seine Arme waren kräftig und sonnengebräunt. Auf einem Bizeps war eine dunkelrote Tätowierung mit dem Emblem der US-Marine. Sein Schädel war kantig, das dunkle Haar militärisch kurz geschnitten. Er hatte einen Kaugummi im Mund, und hinter seinen Ohren waren knotige Knorpel.
    »Ich will reinen Stoff, unverschnitten, zu einem fairen Preis«, sagte ich. »Man hat mir gesagt, da war ich bei Ihnen richtig.«
    »Reinen was? Wovon reden Sie, Meister?«
    »Sie wissen verflucht genau, wovon ich rede.«
    Er hielt mit der Arbeit inne, strich mit dem Daumen übers Auge, um sich etwas aus den Wimpern zu wischen, und sah mich an. Wagenschmiere glänzte auf seinen Handrücken.
    »Wer hat Sie zu mir geschickt?«
    »Jemand aus Lafayette.«
    »Wer?«
    »Geschäftspartner von mir. Was geht Sie das an?«
    »Eine ganze Menge, Mann. Wie heißen Sie?«
    »Dave Robicheaux.«
    Er stieß sich ab, so daß er auf dem Rollbrett unter dem Wagen hervorrollte, und richtete sich auf einen Ellbogen gestützt auf. Er war vielleicht fünfundzwanzig und hatte an Hals und Schultern die Muskulatur eines Gewichthebers.
    »Sie reden von Drogen, stimmt’s? Hasch, Marihuana, so in der Art?« sagte er. Er hob die Zigarre vom Boden auf und paffte daran, bis sie wieder zog.
    »Ich meine Kokain, Partner. Zehn Riesen das Kilo. Ich kann Ihnen fünf Kilo abnehmen.«
    »Kokain?«
    »Genau.«
    »Sehr interessant. Aber erstens bin ich nicht Ihr Partner, weil ich nämlich keine Ahnung hab, wer Sie sind. Und zweitens weiß ich zwar nicht, woher Sie meinen Namen und meine Adresse haben, aber Sie sind falsch informiert. Sie sind beim falschen Mann, im falschen Haus.«
    »Sehen Sie Tony Cardo bei Gelegenheit?«
    »Wen?«
    »Hören Sie, ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber Ihre Idiotennummer ist ziemlich schwach. Sagen Sie Cardo, daß da ein paar Leute aus Lafayette sind, die in Öl machen und reichlich Kapital zur Verfügung haben. Wenn er das Geschäft nicht machen will, soll’s mir nur recht sein. Wir können jederzeit in Houston kriegen, was wir brauchen. Wissen Sie, wo Clete’s Club ist?«
    »Nein.«
    »Kennen Sie Joe Burda’s Golden Star in der Decatur Street?«
    »Ja.«
    »Clete’s ist zwei Türen weiter. Wenn Sie mit mir ins Geschäft kommen wollen, hinterlassen Sie eine Nachricht an der Bar.«
    »Machen Sie das Tor wieder richtig zu, wenn Sie rausgehen«, sagte er.
    Bei den nächsten beiden Typen, deren Namen und Adressen mir Minos gegeben hatte, hatte ich auch nicht mehr Glück. Der eine, ein Barbesitzer, saß in Baton Rouge im Gefängnis, und der andere, ein Promoter von Catch-Veranstaltungen, war an Aids gestorben.
    Um elf Uhr abends lief ich über die Bourbon Street. Lärm dröhnte aus den Bars und Striplokalen, und um mich herum wimmelte es nur so vor Leuten, die Halloween feierten, Geschäftsreisenden aus dem Mittleren Westen, die irgendeine Tagung

Weitere Kostenlose Bücher