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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sagen, daß wir über Cardo nicht soviel wissen, wie wir’s gerne täten. Er ist immer wieder in irgendwelche Politchosen verwickelt, fungiert beispielsweise als Geldgeber für irgendwelche rechtsradikalen Verrückten. Er hat in der Stadt damit geprahlt, daß er Oliver North nach New Orleans holen würde. Er hält sich für einen Intellektuellen, weil er einen Abschluß von irgendeinem Junior College in Miami hat.«
    »Was bedeutet?«
    »Was bedeutet, daß man nicht leicht aus ihm schlau wird. Wir wissen, daß ein paar Jungs in Miami und Chicago der Meinung sind, daß hier vielleicht der falsche Mann den Laden schmeißt, daß Cardo eventuell nicht alle Tassen im Schrank hat oder zumindest nur mit dem Schwanz denkt, auf den er so stolz ist. Machen Sie sich selbst einen Reim drauf, Dave. Was für eine Sorte Mensch ist das, die sich mit Jimmie Lee Boggs abgibt?«
    »Sie machen sich zu viele Gedanken, Minos.«
    »Das kommt, weil ich diesen Job schon seit langer Zeit mache. Ich habe Ihnen gesagt, daß es sich nur um eine einfache verdeckte Aktion handelt. Und so sollte es auch sein. Aber Sie hören mir nicht zu, wenn ich Ihnen etwas sage, und das gefällt mir nicht.«
    Ich verließ das Haus durch den Hinterausgang und ging durch die Gasse zu der Nebenstraße, in der ich meinen Pick-up geparkt hatte. Ich hörte die Straßenbahn über die Schienen auf der St. Charles Street klappern. Der Himmel hatte einen harten, metallischen Blauton, über mir stand die grelle Mittagssonne, und graue Eichhörnchen lieferten sich wilde Rennen um die Stämme der großen Eichen auf der Straße. Jetzt mußte ich nur noch einen Weg finden, in die isolierte und eigenartige Welt Anthony Cardos einzudringen.
    »Das muß man einfach durchziehen, Alter«, sagte Clete, als wir am selben Tag in der Bar des Golden Star auf der Decatur Street zu Mittag aßen. »Schließlich lebt der Kerl in einem Haus, und nicht im Vatikan. Wir reden hier über einen wandelnden Haufen Scheiße, Alter, nicht über den Papst. Man holt sich keine Wartenummer und steht an, wenn man mit einem Haufen Scheiße reden will, oder?«
    Er nahm einen gewaltigen Biß von seinem Austernsandwich. Sein Gesicht war gerötet und fröhlich. Sein Jackett dehnte sich wie eine Wurstpelle über seinem breiten Rücken. Er hatte eine brennende Zigarette in einem Aschenbecher neben sich liegen und dicht bei seinem Ellbogen stand eine Bloody Mary mit einem Sellerieschnitz.
    »Ruf das Dreckschwein einfach an und sag ihm, daß wir kommen«, sagte er.
    »So einfach geht das nicht, Cletus.«
    »Ich seh nicht, wo das Problem liegt.« Er hatte den Mund so voll genommen, daß sich seine Backe aufblähte wie ein Baseball. Wir saßen allein am Tresen. An den Wänden hingen überall gerahmte und signierte Fotografien von Filmstars.
    »Er hat eine Geheimnummer. Minos hat sie mir zwar gegeben, aber ich weiß nicht, wie ich Cardo erklären soll, wie ich an die Nummer gekommen bin. Ich hatte Fontenot darum gebeten, und er wollte sie mir nicht geben. Er sagte, das müsse er erst mit Cardo absprechen.«
    »Fontenot – das ist doch der Fettsack mit dem T-Shirt-Laden auf der Bourbon Street?«
    »Genau der.«
    »Er kontrolliert den Zugang zu den Honigtöpfen, hä?«
    »So in der Art.«
    »Warte mal hier.«
    »Wo willst du hin?«
    »Bleib ganz cool und entspann dich, Alter. Ich bin wieder da, noch bevor du dein Gumbo aufgegessen hast.«
    »Nein, halt, Clete.«
    Aber er war schon zur Tür hinaus. Fünfzehn Minuten später kehrte er zurück, und die grünen Augen unter der kurzen Hutkrempe glänzten fröhlich. Er ließ einen kleinen Papierfetzen mit Cardos Telefonnummer neben meinem Teller auf den Tisch fallen.
    »Was hast du mit ihm angestellt?« fragte ich.
    »Ey, was denkst du denn? Fontenot ist ein vernünftiger Mann. Ich hab ihm nur verklickert, daß du und ich jetzt Partner sind. Das hat ihm gefallen. Wirklich, ich verscheißere dich nicht.«
    »Clete, wenn wir bei Cardo sind, mußt du den Fuß vom Gaspedal nehmen.«
    »Vertrau mir, Alter.« Die Finger seiner großen Hände lagen gespreizt wie Bananenschalen auf der Theke. Er grinste mich an, kniff die Augen zusammen und klackte mit den Zähnen. »Sieh mich an: Ich bin der Inbegriff von Zurückhaltung. Vergiß nicht, daß ich mal bei der Sitte war. Ich kenne diese Arschgeigen in- und auswendig. Die werden sich freuen, mich dabeizuhaben.«
    Es war leichter, als ich dachte. Ich rief bei Cardo an. Ein Hausmädchen nahm ab, dann kam Cardo selbst an den Apparat. Er

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