Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
auf dem Tennisplatz spielte mit dem Rücken zu mir, aber ich fühlte, daß er sich dessen bewußt war, daß ich ihn durch die Myrtenbäume, die entlang der Spielfeldumrandung wuchsen, beobachtete. Er blieb auf den Fußballen, und die Muskeln an den braunen Waden und Schenkeln waren stramm und von einer glänzenden Schweißschicht bedeckt. Seine Vorhand fegte weiße Striche über das Netz.
Clete kam aus einer Seitentür ins Freie, in der Hand ein Highball-Glas. Er setzte sich schwer in einen Liegestuhl neben dem meinen.
»Das Klo mußt du sehen«, sagte er. »Sieht aus wie ein Bordell in Rosa. Erotische Bilder auf der Tapete, in den Toilettensitz sind Silberdollars eingelegt. Als ich rauskam, ist der schwarze Typ reingehuscht, um die Toilette mit einer Bürste zu reinigen. Ob das persönlich gemeint war?«
»Wahrscheinlich.«
»Vielen Dank.«
Der Mann auf dem Tennisplatz schaltete die Ballmaschine ab und zog den Reißverschluß der Hülle seines Schlägers zu, als er über den kurzgemähten Rasen auf uns zu kam. Er sah wahrhaft seltsam aus. Sein Kopf war lang und schmal, und die winzigen Ohren lagen so dicht am Schädel, als wäre ein Teil von ihnen chirurgisch entfernt worden. Sein Haar wuchs in grauen und schwarzen Ringellöckchen, die hinten im Nacken spitz zuliefen. Sein Lächeln entblößte lange weiße Zähne, und das Haar auf seiner Brust war schwarz und glänzte vor Schweiß.
»Tony Cardo«, sagte er und streckte dabei die Hand aus, als mache er die Honneurs in einem Restaurant.
»Schön, Sie zu sehen, Tony«, sagte ich. »Das ist ein Freund von mir, Clete Purcel.«
»Wie läuft’s denn immer so, Tony?« sagte Clete und erhob sich gerade so weit aus dem Liegestuhl, daß er ihm die Hand schütteln konnte.
»Sie hab ich doch schon irgendwo mal gesehen«, sagte Cardo zu ihm.
»Sie trinken Wodka-Collins«, sagte Clete.
Cardo schürzte die Lippen, bis sie die Form eines kleinen Schmetterlings hatten.
»Sie sind Barkeeper im Quarter«, sagte er.
»Die Bar gehört mir.«
»Sie waren bei den Marines.«
»Stimmt.«
»Wir hatten einen kleinen Wortwechsel.«
»Nein, ich lasse mich nie auf Wortwechsel mit Kunden ein.«
»Doch, doch. Es hatte irgendwie mit den Marines zu tun. Nein, halt, jetzt hab ich’s, es war dieser Spruch übers Korps. Stimmt’s?«
»Da wissen Sie mehr als ich. Ich streite nie.«
»Wer streitet? Aber Sie haben etwas gesagt, fast als suchten Sie Streit. Dann haben Sie sich verzogen. Ich wollte gerade dem Sergeant einen Drink ausgeben.«
Clete zuckte mit den Schultern.
»Sie müssen jemand anderen meinen. Ich weiß nur noch, daß Sie Wodka-Collins trinken«, sagte er.
»Hey, kein Grund zur Panik. Sie sind ein Diplomat. Das ist gut. Das zeichnet einen guten Geschäftsmann aus.«
»Ich will niemandem an den Karren pinkeln, Tony.«
»Das gefällt mir«, sagte Cardo.
»Clete war vor ein paar Jahren mein Partner bei der Mordkommission«, sagte ich. Ich beobachtete Cardos Gesicht.
»Und weshalb haben Sie sich beruflich verändert?« In seinen Augen stand ein Lächeln, als habe er für sich selbst einen Schluß gezogen. Der schwarze Hausdiener brachte ein Tablett mit einem Tom Collins und einer Schale eisgekühlter Shrimps. Er stellte es auf einen runden Tisch aus Redwood-Holz neben Cardos Stuhl.
»Es gab ein wenig Ärger im Department. Nichts Großes«, sagte Clete. »Ich habe mich für ein Weilchen in die Tropen abgesetzt, um mal ein paar Dinge für mich zu regeln. Dann hab ich für Sally Dio den Sicherheitsdienst von Casinos in Vegas und Tahoe gemacht.«
»Ach ja, Sally Dee aus Galveston«, sagte Cardo. »Sein Flugzeug ist irgendwo in Montana oder sonstwo auf einen Berg geprallt.«
»Ja, das war sehr schade. Ich habe sehr gerne für ihn gearbeitet«, sagte Clete.
»Ich habe immer gehört, er sei ein übles Arschloch gewesen«, sagte Cardo.
»Nun ja, es gab schon Leute, die so dachten«, sagte Clete.
»Trinken Sie denn gar nichts, Dave?«
»Nein danke. Können wir jetzt über’s Geschäft reden, Tony?«
»Ziehen Sie ein paar Badesachen an. Gehen wir ein bißchen schwimmen«, sagte er.
»Bißchen kühl dafür, finden Sie nicht?« sagte ich.
»Das Wasser hat immer achtundzwanzig Grad. Es wird Ihnen gefallen. In dem Häuschen da drüben sind Badesachen«, insistierte er.
Er ging in sein Haus, um sich umzuziehen, und Clete und ich gingen über den Rasen zu einem kleinen weißen Häuschen mit Stuckfassade, das von Palmen und Bananenstauden umgeben war.
»Das ist ein
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