Flamingos im Schnee

an, das sich dann als reichlich dürftig erwies im Vergleich zu den Feuerwerken bei Disney, die sie jeden Abend erlebt hatte. Aber dürftig auf eine Art, die ihr den Ort sehr sympathisch machte.
    Cam war mit einem Mal glücklicher. Womöglich lag es an der Pizza in ihrem Bauch, aber sie fühlte sich zufrieden. Und so mutig, dass sie Lily zum ersten Mal seit ihrer Ankunft hier eine SMS schrieb.
    Heute war ein guter Tag , schrieb sie. Sie hoffte, das war positiv genug, um eine Antwort zu verdienen.

Z WANZIG
    »Hilf mir, ihn in den Anhänger zu schaffen.«
    »Du weißt, dass er ein Esel ist, oder? Und ein verwöhnter noch dazu. Er wird nicht einfach tun, was ich ihm sage.«
    »Doch, wird er schon. Komm, James Madison.« Cam schnalzte mit der Zunge und zog an seinen Zügeln.
    James Madison zog in die andere Richtung. Er schüttelte den Kopf und setzte sich dann doch tatsächlich hin, womit Cam nicht gerechnet hatte.
    »Wird sie nicht merken, dass er ein Esel ist und kein weißes Pferd? Er hat nicht gerade die Statur eines mythischen Zauberwesens.«
    »James Madison!«, keuchte Cam. »Willst du dir das gefallen lassen? Steh auf und zeig ihm deine Statur.«
    James Madison saß einfach nur da und schrie. Es klang beinahe wie »Einhorn«.
    »Genau, James Madison. Einhooorn. Du bist ein Einhooorn«, sagte Cam auf Eselisch.
    »Hat das Ding überhaupt Luftlöcher?«, erkundigte sich Asher, als der Esel endlich aufstand und ein paar zögerliche Schritte hinaus aus seinem Pferch machte.
    »Es sind nur fünf Minuten bis zum Haus«, sagte Cam.
    »Es kommt mir halt wie ein Betrug vor. Und obendrein stehlen wir, womit ich mich auch nicht gerade wohlfühle.«
    »Hast du noch nie etwas gestohlen?«, fragte Cam. »Jeder klaut doch mal was, und sei es nur einen Eislutscher aus der Kühltruhe als Kind.«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Lieber Himmel, wie niedlich. Wir borgen ihn uns doch nur, Slasher. Wir bringen ihn zurück. Das ist die Definition von Borgen. Man nimmt etwas und gibt es später zurück«, sagte Cam seufzend, ließ die Zügel fallen und machte eine Pause vom Eselziehen. Dann hob sie sie wieder auf und zerrte weiter. »Wie ein Buch aus der Bücherei«, fuhr sie fort. »Elaine ist Bibliothekarin. Sie wird das verstehen.«
    »Erstens bittet man normalerweise um Erlaubnis, wenn man sich etwas ausleiht, und zweitens hast du Elaine noch nie wütend gesehen«, erwiderte Asher. Er hob ein Stöckchen auf und tippte James Madison damit auf den Hintern. Der Esel machte ein paar Schritte vorwärts.
    »Schlimmer als meine Mom kann sie auch nicht sein«, stellte Cam fest, während sie sich mühsam dem Vagina-Anhänger näherten. Es gab keine Rückgabestation der Verleihfirma in der Nähe, also hatten sie die vorläufige Miete für ihn bezahlt und würden ihn zurückbringen, wenn sie wieder in Florida waren. Einen Mietanhänger rechtzeitig zurückzubringen gehörte zu den Nebensächlichkeiten, die unter den Tisch fielen, wenn man sich ums Sterben Gedanken machte.
    James Madison rutschte nur einmal heraus.
    Es passierte, als sie etwas zu schnittig in die lange Kurve vor dem Hummerzwinger fuhren. Sie hörten seine Hufe herumschlittern und dann etwas, das klang wie ein auf einer Mülltonne steppender Elefant. Plötzlich wurde es still, und Cumulus zog leichter. Als Cam in den Rückspiegel blickte, stand James Madison seelenruhig mitten auf der Straße.
    »Keine Panik«, sagte sie zu Asher und warf eine von den Ativans ein, die der Arzt ihr nach ihrem Panikanfall verschrieben hatte. Sie waren winzig und lösten sich zu einer kreidigen Pampe unter der Zunge auf. Cam durfte sie nehmen, wann immer sie ein wenig nervös wurde, denn was machte es jetzt noch aus, wenn sie tablettensüchtig wurde?
    Sie setzten mit dem Anhänger ein Stück zurück, bis er direkt vor dem Esel stand. Cam beschloss, James Madison hineinzureiten. Sie stieg auf, beugte sich dicht zu seinem langen Ohr vor und flüsterte ihm zu, er möge langsam wieder in den Anhänger klettern. Der Esel richtete sich auf, als hörte er ihr zu, und stakste dann vorwärts in den Bauch des Gefährts. Cam klopfte an die Wand als Zeichen für Asher, dass er losfahren konnte. Sie blieb bei dem Esel in dem engen, dunklen Raum, bis sie beim Haus waren. Die Kehrseite der gelungenen Operation war, dass Asher sie nun »Eselflüsterer« nennen konnte, was ihr nur recht geschah, nachdem sie ihn für die Eselentführung, die ihn seinen freien Nachmittag kostete, rekrutiert hatte.
    »Ich denke, du