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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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Beginn des Feuerwerks. Irgendjemand würde es hinter dem Leuchtturm abbrennen, und hier oben, von Avalon am Atlantik aus, hatten sie den schönsten Blick.
    Cam beobachtete, wie Perry und ihre Freundinnen ihre Flirtfähigkeiten an Asher ausprobierten und verfeinerten. Er war bestens dazu geeignet, klasse aussehend, aber ungefährlich, und er hatte eine Engelsgeduld mit ihnen und zündete immer wieder ihre Wunderkerzen für sie an, weil sie einen auf ängstlich machten und es nicht selbst tun wollten.
    Cam hingegen hatte das Flirt-Gen nicht abbekommen – sie war davon überzeugt, dass es sich um eine genetische Veranlagung handelte. Entweder war man zur Koketterie in der Lage oder eben schlichtweg unfähig, sich dumm zu stellen. Denn darauf lief es hinaus, das wollten die Männer. Sie wollten den Frauen zeigen können, wie viel schlauer sie waren, und Cams Ego ließ das nicht zu. Was im Grunde auch wieder dumm war, denn wenn sie clever wäre, würde sie sich dumm stellen, um weniger allein zu sein.
    Sie war froh, dass Perry es konnte. So brauchte sie sich weniger Sorgen um sie zu machen.
    Asher hatte die Außenlautsprecher mit der Stereoanlage verbunden, und ihre Mom legte nun den Soundtrack von The Spirit of Aloha auf. Cam sehnte sich danach zu tanzen, fürchtete sich aber auf einmal schrecklich, es vor Asher zu tun. Vielleicht hatte sie doch eine Spur von Koketterie in sich.
    »Komm schon«, rief ihre Mom. »Das ist deine Nummer, Campbell.«
    »O Gott.« Cam hievte ihr pizzaschweres Selbst von der Bank. »Aber nur ein Minütchen«, sagte sie, doch dann verlor sie sich in der Musik, aus einer Minute wurde eine halbe Stunde, und sie vergaß völlig, wer alles zusehen könnte. Sie tanzte den ganzen Hula der Vulkangöttin, der den Ursprung des Tanzes beschreibt. Pele, die Vulkangöttin, wollte unbedingt ihrer Schwester, dem Meer, entkommen. Das Meer aber löschte immer wieder ihre Flammen, und so stieg Pele auf den Gipfel des höchsten Berges und fand dort ein Zuhause, einen Ort, wo sie endlich ihre Persönlichkeit ausdrücken konnte. Sie feierte das mit einem Tanz.
    Als Cam fertig war, setzte sie sich hin, um sich auszuruhen. Sie verfolgte, wie Perry einer Gruppe von Leuten, die sich mit ihrem Nachtisch aus einem geschmolzenen Marshmallow mit Schokolade zwischen zwei Crackern um sie herum versammelt hatten, sehr lebhaft ihre Einhorntheorie auseinandersetzte.
    Sie hatte Perrys Theorie schon mindestens tausend Mal gehört. Sie beruhte auf der Schlussfolgerung, dass es zu viele Erwähnungen von Drachen in den Kulturen der Welt gab, als dass sie purer Mythos sein könnten. All die Drachen konnten unmöglich frei erfunden sein. Die Menschen mussten irgendwann einmal eine Art fliegende Echse mit Feueratem gesehen haben.
    »Es muss einen Ursprung geben«, verkündete Perry gerade. Ihr Publikum lauschte gebannt. »Und der ursprüngliche Drache war wahrscheinlich, wie das Ungeheuer von Loch Ness, das übrigens auch kein Mythos ist, ein Dinosaurier. Irgendwann, vor langer, langer Zeit, müssen Dinosaurier gleichzeitig mit Menschen auf der Erde existiert haben. Nicht mehr viele, natürlich, aber ein paar Nachzügler, die nach der Eiszeit aufgewacht waren, so wie Leguane das manchmal nach einem langen kalten Winter tun, wenn man schon dachte, sie wären tot. Kaltblüter können wieder aufwachen, wenn sie sich erwärmen. Ein paar von diesen Dinosauriern, Pterosaurier, um genau zu sein, denn sie konnten fliegen, sind also wieder munter geworden, und die Menschen haben sie gesehen, sonst gäbe es nicht all diese Drachengeschichten. Und wenn man an die Existenz von Drachen glaubt, dann muss man auch an Einhörner glauben, weil die Leute etwa um die gleiche Zeit herum anfingen, Geschichten über Einhörner zu erzählen.«
    Cam fragte sich, wer von ihnen beiden Pele und wer das Meer war. Sie brauchte nicht lange darüber nachzudenken. Ihre Schwester hatte einen phantasievollen, übersprudelnden Geist, und sie, Cam, löschte ihre Ausbrüche immer wieder mit ihrem nasskalten Zynismus.
    »Das war der Hammer«, sagte Asher und setzte sich rittlings zu ihr auf die Bank an dem Biertisch.
    Sie wollte gerade antworten, ja, Perry werde eines Tages bestimmt eine berühmte Einhornologin abgeben, als Asher ergänzte: »Diese Hulasache. Echt toll. Du bist richtig gut.«
    Ihr lag eine ironische Erwiderung auf der Zunge, doch genau in dem Augenblick ging die erste Rakete los und kündigte den Beginn von Promises Feuerwerksspektakel zum vierten Juli

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