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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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sollte unbedingt von Perry ferngehalten werden, konstatierte Cam.
    »Hast du wenigstens mein Notizbuch eingesteckt?«, fragte Perry. »Ich wollte es Izanagi zeigen.«
    »Er steht zuoberst auf der Liste von Leuten, die du unbedingt sehen möchtest?«, fragte Cam.
    »Ziemlich weit oben, ja. Warum?« Perry watschelte in Nanas blauen Hausschuhen und der zeltartigen, pinkfarbenen, nylonglatten Trainingsjacke von einem ihrer Anzüge in den Flieger.
    »Nur so. Ich dachte bloß, du hättest andere Prioritäten.«
    Cam fielen gut zwanzig andere Leute und Dinge ein, die sie gern sehen würde, bevor sie Izanagi auch eines Anrufs würdigte. Was sie daran erinnerte, dass sie Jackson anrufen wollte. Sie hatte schreckliche Lust, ihn zu besuchen und nachzuschauen, ob er gut durch seinen Tigger-Sommer hüpfte.
    Im Flugzeug wünschte sie, sie hätte noch etwas von dem Ativan, um es Asher zu verabreichen, der wie versteinert auf seinem Sitz in der ersten Klasse saß, aber Tranquilizer waren ihr jetzt grundsätzlich verboten.
    »Setz dich auf ihn, Cam«, riet Sunny. »Das nennt man eine Kuhpresse. Das Gewicht und der Druck wirken beruhigend auf autistische Kinder. Es hilft.«
    Cam setzte sich auf Asher und machte sich so schwer wie möglich. Tatsächlich merkte sie, wie er sich unter ihr ein wenig entspannte, doch beim Start, als sie wieder nebeneinander sitzen mussten, konnte sie nicht sagen, was ihr lauter in den Ohren hallte: Ashers Herzschlag oder Alicias Schrei »Cam!« zehntausend Meter unter ihnen, als sie aufwachte und feststellte, dass sie weg waren.

D REISSIG
    »Kommt, Perry und Perry«, sagte Cam. Asher war derart ausgelassen, nachdem er den Flug überlebt hatte, dass Cam ihn nun Perry 2 nannte. »Asher, wenn du jetzt noch anfängst zu hüpfen, muss ich möglicherweise mit dir Schluss machen.« Er war natürlich zu cool und zu stoisch, um tatsächlich zu hüpfen, aber sein Gang hatte etwas fröhlich Beschwingtes, als sie den See in Disney World umrundeten.
    Nach dem Köpfezusammenstecken über dem Lageplan und einigem Hin und Her darüber, wohin man gehen und was man sich anschauen sollte, hatte sich die Gruppe schließlich getrennt. Sunny und Autumn waren zum Erlebnisbad aufgebrochen, Royal und Grey zur Sportsbar an der Uferpromenade und Cam, Asher und Perry zum »Weltschaufenster« im Epcot-Themenpark.
    »Was denn, ich bin einfach glücklich. Du hattest Recht, Cam, ich musste das tun.« Im Flieger hatten sie über Ashers Angst, Promise zu verlassen, gesprochen. Seine Furcht hing zum Teil damit zusammen, dass er von klein auf das Gerede der Einheimischen darüber mitbekommen hatte, wie sehr der »Zauber« von Promise mit seiner Familie verknüpft sei. So hatte er es sich in den Kopf gesetzt, dass der Zauber mit ihm verschwinden würde, sobald er den Ort verließ.
    »Promise wird seinen Zauber immer bewahren, Asher, besonders für dich«, hatte sie erwidert. »Weil es deine Heimat ist. Das ist das Wunderbare an der Heimat, dass man glücklich ist, sie zu verlassen, und noch glücklicher, wieder zurückzukommen.«
    Cam merkte nun, wie sehr das stimmte, als sie durch Epcot spazierte. So gut es ihr in Maine gefiel, war dieser Ort hier doch ihr Ort. Der Himmel war ihr Himmel. Die Flora, auch wenn sie säuberlichst gepflegt und zu den Gestalten von Zirkustieren zurechtgestutzt war, war ihre Flora. Sie sog tief die schwere, sumpfige Augustfeuchtigkeit ein und genoss es, wie sie das Stechen in ihrer Lunge linderte. Woher hatte Lily gewusst, dass sie das brauchen würde?
    »O Gott«, rief Perry, »hast du ihr gerade gesagt, dass sie Recht hatte? Das darfst du nicht. Sag ihr nie, dass sie Recht hat, das steigt ihr sofort zu Kopf. Leider hat sie zwar meistens Recht, aber es ist besser für uns alle, wenn du sie darüber im Ungewissen lässt. Sie braucht ein bisschen Unsicherheit.«
    »So gehst du also mit mir um, Perry?«
    »Eine meiner Methoden«, erwiderte Perry.
    »Hier«, sagte Cam zu Asher, als sie auf ihr erstes »Land« zugingen, die rosa-goldene Pyramide des mexikanischen Pavillons, und gab ihm ein Paar schwarze Mäuseohren, die an einem schwarzen Kunststoffzylinder befestigt waren. Es waren die Ohren für den Bräutigam, exklusiv für Leute, die ihre Flitterwochen in Disney World verbrachten. Cam hatte sie zusammen mit einem Paar weißer Brautohren für sich selbst aus dem kleinen Büro gleich hinter dem Eingang gemopst.
    »Was soll ich damit machen?«, fragte er und nahm widerstrebend sein Red-Sox-Basecap ab.
    »Na

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