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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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als seine Vorleserin und Gesellschafterin«, erklärte Eleonora.
    »Du wirst es nicht mehr nötig haben zu arbeiten. Wir werden schon eine Nachfolgerin für ihn finden. Und jetzt gehen wir ins Bett«, setzte er unverhofft und unmissverständlich hinzu.
    Eleonora erschrak.
    »Keine Angst, du brauchst wirklich keine Angst zu haben«, beruhigte er sie sofort. »Ich werde mich ganz comme il faut in meinen Junggesellenflügel zurückziehen, und du wirst heute Nacht in deinem alten Zimmer schlafen.«
    Er griff nach einer silbernen Klingel, die auf der Mitte des Tisches stand, und läutete. Ein paar Minuten später stand Richard vor ihm und verneigte sich gemessen.
    »Zu Diensten, Erlaucht.«
    »Ist das Zimmer für Mademoiselle Prohaska inzwischen fertig? Sie ist von den Aufregungen des Tages erschöpft und möchte sich zurückziehen.«
    »Es ist alles vorbereitet«, erwiderte Richard noch ein bisschen gemessener. Mit einer würdevollen Halbdrehung wandte er sich nun Eleonora zu. »Haben Mademoiselle Prohaska noch irgendwelche Wünsche für die Nacht? Vielleicht eine heiße Milch mit Honig?«
    »Wie kommen Sie denn ausgerechnet darauf?«, ächzte Eleonora.
    »Katharina lässt es aus der Küche fragen«, erklärte Richard noch gemessener.
    Katharina? Babettes Nachfolgerin, und sie wusste um diese alte Gewohnheit, dieses Ritual aus längst vergangenen Kindertagen?
    Eleonora stiegen Tränen in die Augen.
    »Ich nehme gerne einen großen Becher mit ganz viel Honig«, sagte sie erstickt und drehte sich ganz schnell um.

27
    W eißt du, was du mir bislang immer noch nicht verraten hast«, sagte Alexander am nächsten Morgen beim Frühstück. Einander gegenüberzusitzen hatte für Eleonora, genauso wie am Vorabend neben ihm durch die Stadt zu laufen, etwas Selbstverständliches. Tief und fest, so gut wie seit Jahren nicht mehr, hatte sie die vergangene Nacht geschlafen. Lag es vielleicht an der heißen Milch mit Honig, die sie nach ihrer Abendtoilette auf ihrem Nachttisch vorgefunden hatte.
    Ihr ehemaliges Zimmer hatte sie fast unverändert vorgefunden. Ja, im Schrank hingen tatsächlich noch einige ihrer Kleider. Gut verhüllt unter einem Leinensack entdeckte sie das beige Sommerkleid, das sie beim Sommerball auf dem Sophienhof und während ihres Aufenthalts in Paretz getragen hatte. Ob es ihr wohl noch passen würde? Als sie mit beiden Händen über die weiche Mousseline strich, stiegen ihr Tränen in die Augen.
    Nur der große Flügel stand nicht mehr an seinem Platz. Ihn hatte man wieder zurück an seinen ursprünglichen Standort im Musiksalon der Gräfin gestellt. Sekundenlang hatte Eleonora das Gefühl, jeden Moment würde sich die Tür öffnen und Gräfin Dorothea über die Schwelle schreiten, um mit gewohnt anmutiger Eleganz am Frühstückstisch Platz zu nehmen und an der seidenen Schnur über dem Tisch zu ziehen.
    »Warum hast du bei Nacht und Nebel damals das Haus verlassen?«, unterbrach Alexander ihre Reminiszenzen.
    Eleonora zuckte zusammen.
    »Kannst du es mir nicht sagen?«, wollte er wissen.
    Sie drehte den Kopf beiseite und schaute aus dem Fenster. Es war ein klarer Julimorgen. Noch war es angenehm frisch, aber gegen Mittag würde die Hitze wieder so unerträglich werden, dass die gesamte Stadt wie gelähmt dalag und jegliches Leben in ihren Straßen erlosch. Umso erstaunlicher, wie viele Menschen sich am Vortag dennoch auf die Beine gemacht hatten, um sich von Königin Luise zu verabschieden. Wie viel ruhiger und stiller hingegen war es heute auf den Straßen, als müsste sich die Stadt erst wieder von den Turbulenzen der letzten Wochen erholen.
    »Oder willst du es mir nicht sagen?«, riss Alexander sie erneut aus ihren Gedanken.
    Eleonora löste den Blick von den über den blauen Himmel ziehenden Schäfchenwolken und ließ ihn zurück zu Alexander wandern. »Ich möchte es dir eigentlich nicht sagen«, erwiderte sie zögernd.
    »Es hat also etwas mit meiner Mutter zu tun.« Es war keine Frage, es war eine Feststellung.
    Eleonora zuckte zusammen.
    »Ach, Eleonora, es war doch die ganzen Jahre nicht zu übersehen, dass meine Mutter sich niemals so richtig mit deiner Anwesenheit in unserem Hause hat abfinden können. Lieber heute als morgen wäre sie dich wieder losgeworden«, sagte Alexander. »Sie hatte jedoch keine Chance, sich gegen den Willen ihrer Schwiegermutter durchzusetzen. Die schlimmste aller Kränkungen war dann, dass auch noch ihre Töchter dich nicht nur selbstverständlich in unsere Familie

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