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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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hinbringen?«
    »Nimm mich wieder mit zurück nach Berlin!«, befahl Eleonora. »Ich werde wohl wieder auf Stellungsuche gehen müssen.«
    Es war schon dunkle Nacht, als sie in Berlin eintrafen.
    »Halt an!«, rief Eleonora, als Oskar gewohnheitsmäßig in die Straße einbiegen wollte, in der das Prewitzsche Stadtpalais stand.
    Oskar gehorchte verdutzt. Eleonora nahm ihren kleinen Koffer und stieg vom Kutschbock hinunter.
    »Aber wo wollen Sie denn hin, Demoiselle?«, fragte er fast verzweifelt.
    »Keine zehn Pferde würden mich jetzt nur noch in die Nähe des Palais bringen«, sagte Eleonora entschieden.
    »Aber es ist doch schon späte Nacht, wo wollen Sie jetzt noch Unterkunft finden?«
    »Das lass mal meine Sorge sein«, antwortete Eleonora und setzte sich in Bewegung. Oskar starrte ihr hinterher.
    »Moment, Moment, Demoiselle Prohaska, Sie haben etwas vergessen.«
    Erstaunt drehte sich Eleonora herum. Oskar beugte sich ihr entgegen und überreichte ihr den Proviantkorb.
    »Sie können ihn die nächsten Tage bestimmt gut gebrauchen«, sagte er. »Er wird Ihnen gute Dienste leisten.«
    Eleonora nahm ihm den Korb ab und wunderte sich, wie schwer er war.
    »Adieu, Demoiselle Prohaska. Ich muss leider fahren, aber ich wünsche Ihnen wirklich alles, alles Gute!« Oskar fiel der Abschied sichtlich schwer. Doch dann schnalzte er mit der Zunge, und die Kutsche mit dem Prewitzschen Wappen setzte sich in Bewegung.
    Eleonora fand in dieser Nacht Unterkunft in einer dieser billigen Herbergen, in denen Reisende mit wenig Geld eine Bleibe suchten. Es war ein Gasthof, dessen Wirt im oberen Stockwerk einige Gästezimmer eingerichtet hatte. Hier wurden keine Fragen gestellt, keine neugierigen Blicke auf sie gerichtet, sondern lediglich Vorauszahlung verlangt. Eleonora zog sich sofort auf ihr Zimmer zurück. Es war winzig, aber erstaunlich sauber. Erschöpft ließ sie sich auf das schmale Bett fallen und starrte an die Decke. Da spürte sie es. Es war zuerst ein ganz leichtes Flimmern, kaum wahrnehmbar. Es kam ihr vor wie das Schlagen von Schmetterlingsflügeln. Aber dann begriff sie. Mit einem staunenden Lächeln legte sie beide Hände auf den Bauch. Zum ersten Mal spürte sie, wie sich ihr Kind bewegte.
    Noch in dieser Nacht fasste sie ihren Entschluss. Sie würde zu ihrem Vater nach Potsdam gehen. Es gab für sie keine andere Möglichkeit. Sie hatte sonst niemanden auf dieser Welt.

[home]
    Teil V
    31
    Z um ersten Mal seit Monaten erwachte Eleonora an diesem Morgen nicht mit dem Gefühl der tiefen Niedergeschlagenheit und Erschöpfung. Zum ersten Mal seit Wochen hatte sie fast sechs Stunden an einem Stück durchgeschlafen, denn Friederike hatte nicht geschrien.
    Langsam und sehr vorsichtig erhob sie sich. Nicht, dass ihr erneut schwindlig wurde. Zu häufig war sie in den vergangenen Wochen umgefallen, einfach in sich zusammengesunken. Etliche Male hatte ihr Vater oder die Nachbarin Marie sie ohnmächtig auf den hölzernen Dielen liegend vorgefunden und mühselig zurück in das Bett gebracht.
    »Du sollst doch liegen bleiben, du bist noch viel zu geschwächt, du musst dich erst einmal richtig erholen!« Wie oft hatte Marie so liebevoll mit ihr geschimpft, während ihr Vater stumm mit dem Kopf dazu nickte.
    »Ich muss so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen«, erwiderte Eleonora meist trotzig. »Ich kann Vater nicht länger auf der Tasche liegen. Ich muss mir eine neue Stellung suchen. Vielleicht schreiben Pistors oder die Humboldts mir ja eine Empfehlung.«
    »Du liegst mir nicht auf der Tasche, Eleonora«, erwiderte ihr Vater dann stets. »Meine Invalidenrente ist zwar kaum ausreichend, aber die Nachfrage für Trompetenunterricht ist in den letzten Jahren erfreulich angestiegen. Niemals zuvor habe ich so viele Schüler gehabt. Ich werde euch schon satt bekommen, dich und deine kleine Tochter.«
    Nun war Friederike Ulrika schon drei Monate alt und schrie nicht mehr ununterbrochen wie in den ersten Lebenswochen, sondern schlief endlich auch mal ein paar Stunden durch. Geradezu verblüffend machten sich bei Eleonora die Folgen dessen bemerkbar. Innerhalb weniger Tage schien die alte Energie in sie zurückzukehren. Vorbei war es mit Melancholie und Traurigkeit. Nein, sie wollte nicht resignieren. Sie konnte es nicht, sie durfte nicht, denn sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen.
    »Ich werde dir beides sein, mein Kind«, hatte sie ihrer winzigen Tochter unmittelbar nach der schweren Geburt versprochen. »Mutter und Vater

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