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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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eine flammende, heiße Wut, die immer unbezwingbarer in ihrem Inneren tobte – Auflehnung und der leidenschaftliche Wunsch nach Gegenwehr und Befreiung. Wer trug die Schuld an dieser Bedrückung, an der Angst, an der Verunsicherung, die seit Wochen nicht nur in Berlin, sondern in ganz Preußen die Menschen belasteten. Angst vor Krieg, vor Hunger, Tod und Not. Dieser emotionale Aufruhr war inzwischen auch direkt bis zu Eleonora durchgedrungen. Sie vermeinte einen messerscharfen Schnitt in ihrem Inneren zu verspüren, einen durchdringenden Schmerz. Es gab einen Verursacher für all diese Ungemach. »Napoleon«, sagte Eleonora mit fester Stimme. »Ich hasse dich!« Und sie verstand nun Gräfin Dorotheas fassungslose Reaktion.

14
    G räfin Dorothea war nach der verheerenden Niederlage von Austerlitz zutiefst erschüttert. Tagelang verließ sie nicht ihr Zimmer, was Eleonora von ihr überhaupt nicht kannte. Wie könnte es ihr nur gelingen, sie aufzuheitern? Vergeblich zermarterte sie sich mit dieser Frage den Kopf. Aber dann gab es doch eine ganz große freudige Überraschung. Unerwartet und unabhängig voneinander kündigten Charlotte und Sophie ihren Besuch in der alten Heimat an.
    Sophie war inzwischen dreifache Mutter geworden, hatte nach dem kleinen Herzog einem Zwillingspaar das Leben geschenkt, während Charlotte im fernen Schweden eine kleine Tochter geboren hatte. Nach ihrer verehrten Großmutter war sie auf den Namen Dorothea getauft worden, eine Tatsache, die die Urgroßmutter mit Stolz und Rührung erfüllte.
    Sie las Charlottes Bericht von der Taufe »unserer kleinen schwedischen Prinzessin« Eleonora sogar laut vor. Gräfin Dorothea hatte es sich in den letzten Monaten angewöhnt, »le petit déjeuner« nicht mehr im dazu bestimmten Frühstückszimmer einzunehmen. Immer häufiger ließ sie es sich stattdessen von Emma oder Paula auf einem großen Tablett noch im Bett servieren. Gerne bat sie Eleonora hinzu, um sich von dieser Gesellschaft leisten zu lassen. Wenn sie sich nach deren neuesten musikalischen Fortschritten erkundigt hatte, verwickelte sie sie in hitzige Debatten.
    Gräfin Dorothea war bestens über die politischen Entwicklungen Europas unterrichtet, las nicht nur deutsche, sondern auch französische und englische Zeitungen, dazu die neuesten Bucherscheinungen. Dabei rückte immer mehr die Person des selbsternannten französischen Kaisers in den Fokus ihrer Betrachtungen und Ausführungen. »Er hat die Französische Revolution verraten«, warf sie ihm vor. Es entbehrte nicht einer gewissen Absurdität, dass eine Dame des hohen, ungebrochen seit Jahrhunderten herrschenden preußischen Adels Napoleon, diesem korsischen Aufsteiger, gerade diesen Vorwurf machte. Schlummerte in ihr etwa ein revolutionärer Freigeist? Schon häufiger war in Eleonora dieser Verdacht aufgekeimt. »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!« Auch sie selbst hätte sich am Klang dieser ideellen Maxime berauschen können. Aber was war davon umgesetzt worden?
    Wie pervertiert die ursprünglichen Ideen schließlich in die blutige Jakobinerherrschaft mündeten, hatte sich Eleonora oft genug von Mademoiselle Durand während der vielen Anprobestunden im provisorischen Atelier des Stadtpalais anhören müssen. Auf Bitten der beiden Komtessen erzählte diese nur zu gerne von ihren Erlebnissen in Paris. Zum eigenen Schutz als Dienstmagd verkleidet, hatte sie sich den marodierenden, sich durch die engen Pariser Gassen schiebenden Menschenmassen angeschlossen und war unfreiwillig Zeugin etlicher Hinrichtungen geworden, ehe sie sich zur Flucht über den Rhein entschloss. Eleonoras Vater hingegen hatte den umgekehrten Weg eingeschlagen, um als einfacher Feldwebel in der preußischen Armee seine Pflicht zu tun und sein Teil dazu beizutragen, dem Wüten der Jakobiner Einhalt zu gebieten.
    Mittlerweile hatte sich das Blatt gewendet. Französische Soldaten tummelten sich in ganz Europa. Ihre Armeen und deren Verbündete stießen immer weiter gen Osten vor. Ein Ende des napoleonischen Herrschaftsanspruchs und des damit einhergehenden Vormarschs seiner Armee waren kaum absehbar.
    Dazu dieser Zwang Preußens zur absoluten Neutralität. Königin Luise und der einflussreiche Graf Hardenberg hätten den preußischen König lieber heute als morgen überzeugt, diese Zurückhaltung endlich aufzugeben. Ganz zu schweigen vom temperamentvollen Prinzen Louis Ferdinand, der aus seiner Meinung niemals ein Hehl machte und sie in den literarischen Salons von

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