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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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Champagner?«
    »Um Himmels willen doch jetzt nichts Kaltes für die Stimme«, meldete sich Kapellmeister Himmel entsetzt aus dem Hintergrund.
    »Er hat recht«, bestätigte Eleonora bedauernd.
    »Kamillentee oder heiße Milch mit Honig«, schlug der Kapellmeister vor.
    »Ich bin doch nicht krank«, protestierte Eleonora.
    »Dann erst einen Kamillentee für die Stimme und anschließend ein Gläschen Champagner zur Belohnung«, beschied Königin Luise und gab einem der neben der hohen Tür harrenden Diener ein Zeichen. Eleonora wurde auf ein kleines Sofa bugsiert und war im Nu von den Angehörigen der preußischen Familie umringt. Auf Geheiß ihrer Mutter beugten sich die beiden kleinen Prinzen sogar zu einem Handkuss über Eleonoras Rechte, was diese mit einer Mischung von Entzücken und Scham erfüllte. Und plötzlich zupfte es wieder leicht an ihrem langen Rock. Sie wandte sich um und schaute zum zweiten Mal in das Pausbackgesicht von Prinzessin Charlotte.
    »Du hast nicht ›Der Kuckuck und der Esel‹ gesungen«, sagte Charlotte vorwurfsvoll.
    »Ich kenne das Lied doch gar nicht«, verteidigte sich Eleonora lächelnd.
    »Dann musst du es eben lernen. Soll ich es dir beibringen?« Charlotte machte Anstalten, sich in Positur zu stellen und draufloszuschmettern.
    Hilflos schaute Eleonora um sich. Das wäre jetzt bestimmt nicht comme il faut, wenn die kleine Prinzessin einfach so und unangekündigt lossang. Es war die Oberhofmeisterin Gräfin von Voss, die Eleonora aus ihrem Dilemma befreite.
    »Mes enfants, il est temps pour vous, il faut se retirer«, rief sie und klatschte diskret in die Hände. Wie aus dem Nichts tauchten eine Zofe und zwei junge Diener auf, die die protestierenden Kinder sanft, aber doch unnachgiebig zur Tür hinausschoben.
    Im Rahmen blieb Charlotte stehen und drehte sich halb herum. »Du kommst doch morgen wieder?«, rief sie über die Schulter zurück.
    Alle wussten, wen sie meinte, und schauten Eleonora schweigend an. Manche lächelten, andere schauten verdutzt. Eleonora wurde dunkelrot.
    »Votre Altesse«, mahnte die Oberhofmeisterin mit tiefer Stimme.
    Königin Luise schien amüsiert. »Mademoiselle Prohaska logiert im Gärtnerhaus, da kannst du sie morgen doch besuchen, und nun geh zu Bett«, befahl sie ihrer kleinen Tochter.
    »Gut, dann komme ich dich dort besuchen und singe dir ›Der Kuckuck und der Esel‹ vor.« Endlich schien die kleine Prinzessin befriedigt und folgte ihren Geschwistern. Leise wurde die Tür hinter dem königlich preußischen Nachwuchs ins Schloss gezogen. Nur Alexandrine zappelte noch in den Armen ihrer Mutter.
    Gräfin von Voss seufzte abgrundtief. »Sie kommt ganz nach Ihnen, Majestät«, sagte sie. Es klang bekümmert.
    »Wäre das so schlimm?«, fragte Königin Luise lächelnd und schaute mit kokett geneigtem Kopf in die Runde.
    »Ganz im Gegenteil, meine Liebe«, meldete sich der König zu Wort.
    Alexandrine begann zu krähen. Sofort beugte sich ihr Vater über sie und kitzelte sie sanft mit dem Zeigefinger. »Und wenn du nach deiner Mutter kommst, wäre das noch schöner für mich«, sagte er.
    Eleonora beobachtete ihn verstohlen und fragte sich zum wiederholten Male, warum Friedrich Wilhelm immer als so eine humorlos knöchern trockene Persönlichkeit beschrieben wurde. Sie erlebte ihn als zwar zurückhaltenden Mann, aber äußerst liebevollen Vater. Sein Verhalten wirkte eher etwas unbeholfen als hochmütig arrogant. Vielleicht war er einfach nur schüchtern?
    Es war noch vor Mitternacht, als sich Eleonora und Gräfin Dorothea, von einem Diener durch den Park zum Gärtnerhaus geleitet, zur Nachtruhe zurückzogen.
    »Diesen Tag darfst du niemals vergessen, du wirst ihn bis an dein Lebensende in deinem Gedächtnis bewahren«, beschwor Dorothea Eleonora und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich bin so stolz auf dich, mein Kind. Dass du dich künstlerisch behaupten kannst, habe ich ja schon längst gewusst. Aber heute Abend habe ich mich überzeugen können, dass du dich souverän und gelassen in den höchsten Kreisen zu bewegen verstehst. Die Oberhofmeisterin ist überaus angetan von dir. Und von Prinzessin Charlotte ganz zu schweigen.« Sie lachte entzückt und zog die Tür ihres kleinen Schlafzimmers hinter sich zu.

    Eleonora ertappte sich dabei, wie sie leise die Melodienfolge von »Der Kuckuck und der Esel« auf dem Flügel des Neuen Salons im Prewitzschen Stadtpalais klimperte. Es bereitete ihr fast körperlichen Schmerz, aus den wunderschönen

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