Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
Vom Netzwerk:
verplappern?
    Ein Ding der Unmöglichkeit, dachte Eleonora, als sie einmal nachmittags der Gräfin in ihrem Salon Gesellschaft leistete.
    »Was Alexander wohl dazu sagen würde, dass seine Karoline inzwischen verheiratet ist«, riss Gräfin Dorothea sie unerwartet aus ihren Grübeleien. Überrascht schaute sie hoch. »Hast du davon nichts gewusst?«, tat sie ihrerseits erstaunt.
    »Woher soll ich davon gewusst haben?«, entgegnete Eleonora steif.
    »Aber ich habe dir den Brief doch vorgelesen. Caroline von Humboldt hat sich lang und breit darüber ausgelassen.« Auch die Gattin des preußischen Gesandten im Vatikan, der Gelehrte Wilhelm von Humboldt, gehörte zu den vielen Brieffreundinnen der Gräfin und hielt sie schon seit geraumer Zeit über die Ereignisse der Gesellschaft von Rom auf dem Laufenden. »Ich habe dir doch erzählt, dass Karoline sich unsterblich in einen hohen katholischen Geistlichen verliebt hat und er sich in sie«, behauptete Gräfin Dorothea. »Vom Papst persönlich hat er sich von seinem priesterlichen Gelübde Dispens erteilen lassen, um Karoline von der Marwitz heiraten zu können.«
    »Kein Wort haben Sie mir davon erzählt.«
    »Es handelte sich sogar um einen der Privatsekretäre des Papstes«, fuhr Gräfin Dorothea begeistert fort. »Wie groß muss seine Liebe zu Karoline sein, dass es ihm gelang, den Papst so weit zu bringen, ihn aus dem Priesterstand und der damit verbundenen Verpflichtung zum Zölibat zu entlassen, damit er eine preußische Protestantin heiraten kann. Eine Protestantin!«, setzte sie hinzu.
    Irrte sich Eleonora, oder schwang da nun wirklich ein klitzekleiner Unterton von Schadenfreude mit? Gräfin Dorothea liebte solche Geschichten.
    »Sie haben dann ganz schnell im bescheidensten Rahmen geheiratet. In einer kleinen Dorfkirche nahe den sizilianischen Gütern des Visconte. Er stammt nämlich aus Sizilien. Der Mann von Karoline ist ein feuriger Sizilianer wie unser verstorbener Farini. Gott hab ihn selig!«
    Gräfin Dorothea seufzte und versank in wehmütige Erinnerungen. Eleonora schwieg und wartete, denn sie ahnte, dass ihre Geschichte noch nicht zu Ende war.
    »Inzwischen hat Karoline einem gesunden Jungen das Leben geschenkt«, kehrte die Gräfin wieder in die Gegenwart zurück. »Ein strammes Kerlchen von fast neun Pfund Gewicht, hat mir Caroline von Humboldt geschrieben. Erstaunlich für ein Siebenmonatskind«, setzte sie genüsslich hinzu. Gespannt lauerte sie auf Eleonoras Reaktion. Aber die tat ihr nicht den Gefallen. Sie zeigte sich nicht überrascht, geschweige denn pikiert. »Contessa und Conte Alberobello di Puglia sind überaus glücklich miteinander und sehr stolz auf ihren kleinen Cesario Manfredo. Aber das habe ich dir doch alles schon einmal vorgelesen.«
    »Nicht ein Wort«, widersprach Eleonora. »Alles, was Sie mir soeben erzählt haben, ist mir vollkommen neu.«
    »Na so was, dann muss ich das irgendwie vergessen haben«, tat Gräfin Dorothea leichthin ab.
    Wurde sie allmählich vergesslich? Der verstohlene Seitenblick, den sie ihr dabei zuwarf, ließ Eleonora misstrauisch werden. Nein, die Gräfin hatte gar nichts vergessen, denn sie besaß ein hervorragendes Gedächtnis, das noch in keiner Weise getrübt war. Eleonora war soeben nur wieder einmal Zeugin eines der brillanten Kabinettstückchen Prewitzscher Verstellungskunst geworden. Aber warum hatte sie ihr auf diese Art und Weise diese Neuigkeit vermittelt, anstatt sie ihr einfach aus dem Brief von Caroline von Humboldt vorzulesen? Das sollte das Geheimnis der Gräfin bleiben.

16
    E leonora wollte sich schon längst in den Salon der Gräfin begeben haben, aber die Schneiderin war immer noch nicht fertig damit, an ihr herumzuzupfen. So hatte sie an diesem Abend außergewöhnlich viel Zeit für die Toilette benötigt. Mademoiselle Durand und deren Assistentin waren ihr beim Ankleiden behilflich gewesen, während die Komtessen von ihren eigenen Zofen bedient wurden. Eleonora trug Smaragdgrün mit einem ganz leichten Stich ins Türkise. Der weiche glänzende Stoff umschmeichelte ihre schlanke Figur. »Comme une vague«, sagte Mademoiselle Durand begeistert und glättete vorsichtig die kleine, knapp bis zum Boden reichende Schleppe. »Es ist, als ob eine Welle Sie küssen würde. Die Weber von Lyon haben die Farben der Côte d’Azur in diesen Stoff eingewoben.«
    »Ach, Nora, du wirst die schönste Frau des Abends sein«, rief Paula, die ihr die Haare frisierte, begeistert aus. Spontan hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher