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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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Das Personal des Stadtpalais war glücklich, endlich wieder bis an seine Grenzen gefordert zu werden. Babette lief zu Hochform auf, Madame Hortense kujonierte das Heer der Zofen nach bewährter Herzenslust, und Jean ließ die neuen Lakaien nicht aus den Augen. Eleonora hingegen übte mit Balduin Schilling für die verlangte kleine musikalische Aufführung. Auf drei Proben wöchentlich bestand der junge Maestro, selbstverständlich in den Räumlichkeiten der Oper zu absolvieren.
    Eleonora war sogar froh, auf diese Weise ganze Nachmittage dem häuslichen Trubel entrinnen zu können. Sie musste sich ab und an von der Überschwenglichkeit ihrer beiden Freundinnen erholen. Allein die Begrüßung! War das eine Freude gewesen! Umarmungen, Ausrufe der Bewunderung, des Entzückens, des Bedauerns, sich so lange nicht gesehen zu haben. Die beiden jungen Frauen bestanden darauf, in ihre alten Zimmer zu ziehen.
    »Wie in alten Zeiten!«, rief Sophie. Ihr machte es nichts aus, dass ihr Zimmer nun voller Regale und einem großen Schreibtisch stand. »Hauptsache, ich habe ein Bett und kann endlich mal allein schlafen.« Herzog von Lichtenfels schaute ein bisschen schief, aber seine junge Frau warf ihm einen Handkuss zu. Auch der schwedische Graf schien wenig begeistert bei dem Gedanken daran, mit seinem Schwager in einen Nebenflügel des Stadtpalais verbannt zu werden.
    »Das kann ja heiter werden«, sagte er, als er erfuhr, dass im selben Gang die Kindermädchen mit dem gesamten herzoglichen und gräflichen Nachwuchs logieren würden.
    Natürlich hatte Eleonora auch diesen angemessen bewundert, einige Tage mit den Kleinkindern gespielt und sie in den Armen gewiegt. Aber dann genügte es ihr auch. Erleichtert entfernte sie sich nachmittags für die Proben aus dem Trubel des Prewitzschen Stadtpalais. Direkt vor dem Opernhaus lief ihr eines Tages Kapellmeister Himmel über den Weg.
    »Ach, Demoiselle Prohaska, eine Freude, Sie wiederzutreffen«, begrüßte er die überraschte Eleonora. »Ich habe Ihren vortrefflichen Gesangsvortrag auf Schloss Paretz niemals vergessen und schon mit Zelter über Sie gesprochen. Wann glauben Sie denn so weit zu sein, nun endlich richtig auf der Bühne zu debütieren?«
    Überrumpelt starrte Eleonora den preußischen Kapellmeister an.
    »Ich werde einmal mit Zelter und Schilling reden, ich denke, dass wir Ihr Debüt für den nächsten Herbst ernsthaft ins Auge fassen sollten. Eigentlich ist das doch wieder die erste richtige Herausforderung seit Ihrem triumphalen Erfolg als Eurydike«, setzte er lächelnd hinzu. »Wie lange ist das mittlerweile her?«
    »Fast vier Jahre«, erwiderte Eleonora leise und senkte den Kopf.
    »Dann wird es wirklich Zeit, dass Sie auf die Bühne kommen. Ich lasse von mir hören und empfehle mich.« Schon war er um die nächste Hausecke gebogen. Verdutzt starrte Eleonora der nach vorne gebeugten Gestalt hinterher. Das hatte ja wirklich verheißungsvoll geklungen.
    Die »kleine Inszenierung« hatten Eleonora und Schilling gemeinsam erarbeitet, indem sie sich um einige bekannte Arien und Lieder eine romantische Rahmenhandlung hatten einfallen lassen.
    »Es ist ein kleines Schäferspiel, noch fast Rokoko, es müsste der Gräfin daher besonders gefallen«, sagte Schilling nach einer der letzten Proben. »Schluss für heute«, verkündete er dann und klappte den Deckel des Flügels im Probenraum hinunter. Er knetete und massierte seine Hände, ehe er sie in den Schoß legte und sie einer eingehenden Betrachtung unterzog.
    Eleonora hatte sich inzwischen ihren Schal umgebunden und war in ihren Mantel geschlüpft. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, meine Empfehlung an Ihre Frau Gemahlin und auch Ihren kleinen Schilling«, verabschiedete sie sich.
    »Haben Sie eigentlich Lampenfieber, Eleonora?«, erkundigte sich Schilling unverhofft und schaute sie aufmerksam an.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Eigentlich noch nicht so richtig, es scheint mir noch so weit weg zu sein«, meinte sie.
    »Es sind gerade noch zwei Wochen«, gab Schilling zu bedenken. »Wir müssen noch eifrig üben.«
    »Zwei Wochen sind eine lange Zeit«, erwiderte Eleonora leichthin.
    »Daran merkt man, wie jung Sie noch sind, Eleonora«, sagte er lachend. »Einem jungen Menschen kommt die Zeit immer viel länger vor, während sie im fortgeschrittenen Alter zu rasen scheint.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich schon alt fühlen?«, fragte Eleonora überrascht.
    Schilling lachte nun voll heraus. »Nun

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