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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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und unwiderruflich in das Gedächtnis seiner Zeitgenossen eingrub. Ein markantes Gesicht, mit einer ausgeprägten Nase, einem sinnlichen Mund, großen, tiefliegenden Augen unter dunklen Augenbrauen. Ein schöner Mann, stellte Eleonora fest. Der schönste Mann, den ich jemals gesehen habe, gestand sie sich ein. Damit erging es ihr wie so vielen anderen Frauen jener Zeit, denen allein der Anblick dieses preußischen Prinzen fast die Sprache verschlug, denen es unmöglich war, sich seiner Anziehungskraft zu entziehen.
    Prinz Louis Ferdinand verschränkte die Hände auf dem Rücken, wippte elastisch auf den Fersen und ließ neugierig den Blick durch den Raum schweifen.
    »Wo ist Ihr schöner Flügel, Madame?«, erkundigte er sich überrascht.
    »Er steht schon seit Jahren im Neuen Musiksalon, dem Übungszimmer meiner Eleonora«, erklärte Gräfin Dorothea. »Dass Sie sich an meinen Flügel noch erinnern«, wunderte sie sich. »Daran können Sie jedoch ermessen, wie lange Sie mir nicht mehr die Ehre Ihres Besuchs erwiesen haben.«
    »Was ich zutiefst bedaure, Erlaucht«, erwiderte Louis Ferdinand galant und verbeugte sich erneut. Beim Aufrichten blieb sein Blick an Eleonora hängen, die bislang stumm neben der Gräfin gestanden hatte.
    »Darf ich vorstellen, Eure Hoheit, das ist Demoiselle Prohaska, die jetzige Nutzerin meines Flügels, eine hoffnungsvolle junge Sängerin unmittelbar vor ihrem großen öffentlichen Debüt, Schülerin unseres unvergessenen Farini und des geschätzten jungen Maestro Balduin Schilling«, stellte Gräfin Dorothea Eleonora förmlich vor. Ihr schien sehr daran gelegen, beim Prinzen Eindruck für ihren Schützling zu machen.
    Umso eingeschüchterter streckte Eleonora nun ihre Hand aus. Der Prinz ergriff sie und küsste sie mit der gleichen Ehrerbietigkeit, wie er sie zuvor der alten Gräfin erwiesen hatte. Ihr, Eleonora Prohaska, der Tochter eines Potsdamer Feldwebels. Schon lange nicht mehr war Eleonora sich ihrer eigentlichen Herkunft so schmerzlich und andererseits mit Stolz bewusst geworden.
    »Es ist mir eine Ehre, Demoiselle Prohaska, ich habe schon von Ihnen gehört«, sagte der Prinz. »Mehrfach sogar«, setzte er lächelnd hinzu.
    »Mehrfach?«, vergewisserte sich Eleonora perplex.
    »Mindestens dreifach«, bestätigte Louis Ferdinand.
    Nun schien auch Gräfin Dorothea überrascht. »Verraten Sie uns mehr?«, bat sie.
    »Zum einen hat mir meine Lieblingsnichte Charlotte von Demoiselle Prohaska vorgeschwärmt«, leistete der Prinz ihrer Aufforderung bereitwillig Folge. »Kein anderer Mensch habe so schön mit ihr ›Der Kuckuck und der Esel‹ gesungen wie diese Demoiselle. Erst neulich hat sie sich bei mir beschwert, dass ich nicht richtig iahen kann.«
    Eleonora lächelte beschämt und entzückt zugleich. Also hatte die kleine Charlotte sie noch nicht vergessen.
    »Ach ja, damals, dieser wunderschöne Sommer in Paretz«, seufzte Gräfin Dorothea versonnen.
    »Den auch mein Freund Friedrich Heinrich Himmel nicht vergessen hat«, fuhr Louis Ferdinand fort. »Er hat mit großer Begeisterung von Ihrem gesanglichen Können geschwärmt und will alles tun, um Demoiselle Prohaska bei Ihrem Operndebüt zu unterstützen und zu fördern.« Er verneigte sich in Eleonoras Richtung.
    »Sie schulden uns noch einen weiteren Freund«, erinnerte ihn Gräfin Dorothea.
    »Sehr wohl, Erlaucht, sehr wohl. Der weitere Freund ist Ihnen übrigens wohlbekannt, denn es handelt sich um Ihren eigenen Enkel, meinen lieben Freund Alexander. Erst vor wenigen Tagen hat er mir noch von jener Sommeraufführung auf Sophienhof erzählt. Was für eine bezaubernde Eurydike Sie gewesen seien, Mademoiselle Eleonora. Niemals würde er diese Aufführung vergessen können«, erzählte er unbefangen.
    »Vor wenigen Tagen?«, wiederholte Gräfin Dorothea. »Wieso vor wenigen Tagen?« Sie war kreidebleich geworden. Eleonoras Herz begann wild zu schlagen. Dennoch ergriff sie instinktiv den Arm der Gräfin, um ihr Halt zu bieten. Vorsichtig geleitete sie sie zu ihrem Sessel, in den diese sich entkräftet niederließ.
    »Ja, vor wenigen Tagen. Ich habe Ihren Enkel an seinem Krankenlager besucht«, fuhr Louis Ferdinand ahnungslos fort. »Seine Mutter kümmert sich wirklich rührend um ihn. Wenn sie und ihre Freundin, die Fürstin Schwarzenberg, nicht gewesen wären, wäre Alexander nicht mit dem Leben davongekommen. Aber so lässt er Sie herzlich grüßen und Ihnen von mir ausrichten, dass er sich schon auf seine Heimkehr freue. Wenn

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