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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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und reichte Louis Ferdinand ihren Arm.
    »Ich lasse zu Tisch bitten. Königliche Hoheit, wären Sie so freundlich, mich in den Speisesaal zu geleiten und mir die Ehre zu erweisen, für heute Abend mein Tischherr zu sein.«
    »Aber mit dem größten Vergnügen«, erwiderte Louis Ferdinand und reichte ihr seinen Arm.
    Gräfin und Prinz schritten an der verwirrten Eleonora vorbei. Gräfin Dorothea würdigte sie keines Blicks, der Prinz lächelte ihr heiter zu. Eleonora starrte ihnen hinterher. Was für ein gegensätzliches Paar, die alte, mittlerweile ziemlich gebrechliche, aber immer noch wunderschöne Gräfin Dorothea und dieser vor Energie und Kraft strotzende preußische Prinz in der Blüte seiner Jahre. Alles in allem ein höchst beeindruckendes Paar. Jean hielt die Tür des Salons immer noch geöffnet und schaute Eleonora fragend an.
    »Was ist passiert?«
    »Sie hat von Alexanders Verletzung erfahren, ausgerechnet vom Prinzen«, hauchte Eleonora.
    »Ach du meine Güte!«, flüsterte Jean bestürzt und schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Sekundenschnell hatte er sich aber wieder gefangen. Auffordernd nickte er nun Eleonora zu, den Herrschaften zu folgen. Diese seufzte. Ihr graute vor dem bevorstehenden Abend, vor dem Essen an der langen Tafel und noch mehr vor ihrem bevorstehenden Auftritt.

    Umso überraschter war sie, Gräfin Dorothea bei Tisch in aufgeräumter, bester Laune zu erleben. Lag es an der Gesellschaft des charmanten Preußenprinzen? Oder lag es an ihr selbst, an der ihr eigenen preußischen Disziplin, die ihr vorgab, sich bei jeder innerlichen Verstörung oder Verwirrung niemals etwas nach außen hin anmerken zu lassen? War es das gar köstliche Menü? Die Gräfin war leiblichen Genüssen keineswegs abgeneigt. Oder war es die Vorfreude auf die bevorstehende »kleine Inszenierung«, die sie die Unerhörtheit ihrer Entdeckung vergessen ließ? Wahrscheinlich wirkten all diese Umstände zusammen, um Gräfin Dorothea diesen Abend doch genießen zu lassen. Als Eleonora sie so fröhlich lachen und entspannt plaudern sah, fiel auch endlich von ihr die Spannung ab. Um alsbald einem schrecklichen Lampenfieber zu weichen.
    »Ich glaube, ich bringe keinen Ton heraus«, jammerte sie, als sie in dem kleinen, zur Künstlergarderobe umfunktionierten Nebenraum des Gartensaals saß. Sie fröstelte und rieb die Hände aneinander. »Ich friere, ich habe eiskalte Hände und Füße.«
    »Das gehört dazu«, sagte Balduin Schilling lachend.
    »Haben Sie denn gar kein Mitleid mit mir?«
    »Nein, überhaupt nicht, denn das ist nun die Strafe für Ihre bisherige Unbekümmertheit und Nonchalance.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Das erkläre ich Ihnen nach Ihrem Auftritt«, wich dieser aus.
    Die Tür sprang auf. Hereingestürzt kamen die beiden Komtessen, mittlerweile Herzogin und Gräfin, und fielen fast über Eleonora her, um sie rechts und links abzuküssen.
    »Aber meine Damen, meine Damen, ich muss doch sehr bitten«, protestierte Balduin Schilling verzweifelt, während die überrumpelte Eleonora lachend versuchte sich der stürmischen Umarmungen zu erwehren.
    »Aber wir müssen Eleonora doch alles Gute zu ihrem bevorstehenden Auftritt wünschen«, verteidigte die mittlerweile noch pummliger gewordene Sophie ihre Attacke.
    »Wo heute Abend doch ein echter Prinz von Preußen anwesend sein wird«, ergänzte Charlotte.
    Lächelnd schaute Eleonora von einer Freundin zur anderen. Jetzt erst wurde ihr bewusst, wie sehr sie die beiden in den vergangenen Jahren vermisst hatte. Mit ihrem Auszug hatten auch das Lachen und die unbeschwerte Fröhlichkeit das Prewitzsche Stadtpalais verlassen.
    »Wie fühlst du dich dabei, heute Abend vor einem richtigen Prinzen singen zu dürfen?«, wollte Charlotte wissen.
    »Ich habe bereits vor einem echten Königspaar gesungen und mit einer echten preußischen Prinzessin im Park von Paretz zusammen gesungen«, erwiderte Eleonora trocken. Verblüfft starrten die Schwestern sie an.
    »Daran haben wir überhaupt nicht mehr gedacht«, gestand Sophie ein.
    »Aber Prinz Louis Ferdinand soll ein ganz besonderer Musikkenner sein«, unterbrach sie Charlotte.
    »Das ist er auch, das ist er auch«, pflichtete Schilling ihr hastig bei. »Und deshalb benötigt unsere Künstlerin vor ihrem Auftritt wirklich noch ein wenig Ruhe und Konzentration. Ich muss Sie deshalb höflichst bitten, die Garderobe zu verlassen.«
    Die beiden bezeugten Einsicht. Beim Hinausgehen zwinkerte Charlotte der Freundin noch

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