Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
Vom Netzwerk:
stehen. Stattdessen führte er Maggie zielstrebig davon. Offenbar kannte er die verborgenen Teile des Operngebäudes ebenso gut wie sie selbst. Sie erreichten den menschenleeren Flur bei den Garderoben, wo eine schwefelgelbe Gaslampe flackerte.
    Als er seinen Griff um Maggies Hand lockerte, entzog sie ihm ihre Finger und wich vor ihm zurück. Er lächelte, was sie vermutlich beruhigen sollte, aber ihre Wachsamkeit noch erhöhte. Denn seine Lippen erweckten nicht den Anschein, dass sie oft lächelten. Prüfend betrachtete sie sein restliches Gesicht und erkannte fast erschrocken, wie attraktiv er war. Von den Anzeichen seiner Macht und seines Reichtums beeindruckt, hatte sie bisher nichts anderes festgestellt. Nun sah sie seine klassischen Züge, die ebenmäßigen weißen Zähne, das dichte, pomadisierte hellbraune Haar. Er strahlte eine so intensive Vitalität aus, dass sie sich an seiner Seite müde und verbraucht vorkam, obwohl er mindestens ein halbes Jahrzehnt älter sein musste als sie. Viel zu weltgewandt, um vertrauenswürdig zu wirken, dachte sie. Aalglatt. Wie ein Fisch, der silbrig durch die Wellen huscht, ehe er plötzlich emportaucht und nach dem Insekt über der Wasserfläche schnappt. In diesem Moment fühlte sie sich tatsächlich wie ein wehrloses Insekt.

    Aufmerksam inspizierte er ihr Gesicht, ihre zierliche Figur, ihre Haltung. In seinen Augen las sie eine gewisse Anerkennung - und noch etwas anderes, Intimeres, das brennende Röte in ihre Wangen trieb. Instinktiv entfernte sie sich aus seiner Reichweite. Sie misstraute vornehmen, attraktiven Männern. Ersteres entsprach oft nicht der Wahrheit, was sie häufig genug erkannt hatte, und Letzteres … Auch Danny sah gut aus. Sogar Johnny war auf seine Weise hübsch gewesen.
    »Ich habe Sie hierher gebracht, weil ich mit Ihnen sprechen will«, erklärte der Gentleman. Anscheinend ahnte er, dass sie das Schweigen nicht brechen würde.
    »Reden ist kein Verbrechen«, murmelte sie. Vor lauter Angst fiel sie in ihren St.-Giles-Dialekt zurück. Erschrocken über den Fauxpas, biss sie auf ihre Lippen, und er zuckte zusammen.
    »Das habe ich auch gar nicht angedeutet.« Dann verstummte er, musterte sie wieder, und sie wusste nicht, ob sie zurückweichen oder näher zu ihm treten sollte. »Ich muss sagen, Ihre schauspielerischen Fähigkeiten haben mich beeindruckt.«
    Um einen kultivierteren Akzent bemüht, räusperte sie sich. »Aber mein Gesang nicht.«
    »So schlecht fand ich Ihren Vortrag gar nicht. Allerdings muss ich gestehen - meine Bewunderung gilt nicht Ihrer Singstimme.«
    Seine Ehrlichkeit beruhigte sie ein wenig. »Diese Ansicht scheint Mr Larson zu teilen.«
    Eine Schulter an die getünchte Wand gelehnt, verschränkte
er die Arme vor der Brust. Doch die Lässigkeit, die er demonstrierte, überzeugte sie nicht. Dafür wirkte seine Haltung zu angespannt, seine Miene zu intensiv. »Erinnern Sie sich, was er Ihnen empfohlen hat? Wenn Sie Ihre Ausbildung fortsetzen würden …«
    Lachend schüttelte sie den Kopf und unterbrach ihn. » Fortsetzen ? Ich wurde niemals ausgebildet. Das kann ich mir nicht leisten.«
    Entschlossen erwiderte sie seinen forschenden Blick und bekämpfte ihr Unbehagen. Solche vornehmen Gentlemen beachteten ein Mädchen von ihrer Sorte nur, wenn sie nichts Gutes im Schilde führten.
    »Nun, das ließe sich ändern«, entgegnete er, als wollte er ihre Gedanken bestätigen.
    Ihre Augen verengten sich. Jetzt müsste sie einfach davongehen. Und doch - hatte sie eine Wahl? »Wenn Sie mich ausbilden, was muss ich dafür tun?« So viel Geld konnte eine Frau nur auf dem Rücken verdienen oder mit einer Arbeit, die sie ins Gefängnis, in Abschiebehaft oder an den Galgen bringen würde. Inzwischen hatte sie den Punkt erreicht, wo sie Ersteres akzeptieren würde - gern sogar, wenn sie Dannys Klauen damit zu entrinnen vermochte. Aber Letzteres? So verzweifelt war sie noch nicht. Einmal war sie schon verhaftet worden. Falls man sie erneut festnahm, durfte sie nicht auf Milde hoffen. Und Leeds war ein angenehmeres Schicksal als die Deportation nach Australien.
    Erstaunt hob er die Brauen. »O nein, ich würde Sie nicht unterrichten. Ich bin ein Kenner und Förderer. Kein Lehrer.«

    Spielte er nur mit ihr? Machte er sich über sie lustig? Offenbar hatte er gar nicht vor, ihr irgendetwas anzubieten. Maggie presste die Lippen zusammen, wandte sich ab und ging zur Bühnentür, die Schultern von Verzweiflung und Enttäuschung verkrampft. Für

Weitere Kostenlose Bücher