Flamme der Leidenschaft - Roman
mir?«, fragte er und zeigte auf das Kutschenfenster.
Seufzend setzte sie sich auf. »Nirgendwo bin ich sicher.«
»Wenn ein Ort so gut ist wie der andere, solltest du eine komfortable Unterkunft vorziehen.« Automatisch legte er einen Arm um ihre Schultern. Aber als er spürte, wie sie sich versteifte, ließ er sie los.
»Ja, vielleicht …«, flüsterte sie und berührte seine Hand als stumme Entschuldigung für ihre Reaktion.
»Ich schicke Lakaien zum Haus in Chelsea, die werden Wache halten. Wenn du drinnen bleibst, wird dir nichts zustoßen.«
»Und meine Kinder?« Eindringlich schaute sie in seine Augen. »Gewiss, du fühlst dich für mich verantwortlich. Aber sie sind von mir abhängig.«
»Sagtest du nicht, Nan und Sally sollten in meinem Haus arbeiten?« Sofort erwärmte er sich für das Thema, denn jetzt sah er eine Möglichkeit, Maggie für seinen Plan zu gewinnen.
»Und Moll und Jo? Ganz zu schweigen von Harry, Frankie und Giles?« Bedrückt runzelte sie die Stirn.
»Nun, mein Anwalt stellt immer wieder vielversprechende junge Schreiber ein.« Eifrig fuhr er fort, erfreut über die Idee, die ihm soeben gekommen war. »Sie studieren Rechtswissenschaft, wohnen in seinem Haus und essen an seinem Tisch. Davon kann Danny nichts erfahren, er wird glauben, der Schreiber wäre einfach verschwunden. Wenn Harry tüchtig ist, könnte er sich eine Karriere aufbauen, sobald das alles überstanden ist.«
Nur ganz langsam nahm Maggies Gesicht einen Ausdruck an, den es offenbar nicht gewohnt war - Hoffnung. »Das würdest du tun?«, wisperte sie.
»Warum nicht?« Unbehaglich zuckte Charles mit den Schultern. »Natürlich ist das kein Versprechen, der Erfolg hängt von dem Jungen ab. Mein Anwalt unterstützt aufstrebende Talente, und wenn sie Karriere machen, ersetzen sie ihm die Unkosten, die sie verursacht haben. Das gefällt ihm besser als entnervende Auseinandersetzungen mit Vätern, die ihren unbegabten Söhnen eine Ausbildung bezahlen wollen. Dieses System hat mein Anwalt erfunden. Es ist nicht mein Verdienst.«
»Aber du wirst Harry diese Chance verschaffen. So etwas hätte ich mir niemals träumen lassen. Vielen Dank.« Er glaubte Tränen in ihren Augen zu sehen. Aber dann blinzelte sie hastig, und der verräterische Schimmer erlosch.
»Für den kleinen Giles gibt es sicher ein abgeschiedenes, strenges Internat auf dem Land, das seine verborgenen moralischen und intellektuellen Fähigkeiten fördern wird«, fügte er in munterem Ton hinzu. Seltsamerweise machte es ihn verlegen, Maggies Schwäche zu beobachten. Oft genug hatte er Frauen weinen sehen, aber nicht Maggie . Und er hatte nie zuvor den Eindruck gewonnen, es wäre fast unanständig, eine so persönliche Regung zu beobachten. »Und Frankie? Besitzt er auch irgendwelche Talente?«
Maggie lächelte wehmütig. »Am besten kann er andere Leute beim Kartenspielen betrügen.«
»Vielleicht sollte ich ihn zum Lakaien ausbilden lassen«, meinte er skeptisch. »Draußen auf meinem Landsitz.«
»Und Moll und der kleine Jo? Die beiden müssten bei Nan bleiben. Würde sie tagsüber als Köchin arbeiten,
könnte sie abends nach Hause gehen. Aber sie müsste in deinem Haus wohnen …«
»Dann soll sie die beiden eben mitnehmen.« Entschlossen verdrängte er das leise Missbehagen, das er bei dem Gedanken empfand, so genannte unerwünschte Elemente in seinem Haus aufzunehmen. Immerhin würde er dieses Domizil mit seiner neuen Geliebten teilen. Mochte sie diese Rolle auch ungern spielen, die Tatsachen ließen sich nicht länger leugnen.
Langsam knöpfte sie ihr Kleid zu. Jede einzelne Bewegung ihrer Finger war ein Sinnenreiz für ihn. Aber Charles bezwang den Impuls, sie erneut zu umarmen.
»Anscheinend meinst du es ernst«, bemerkte sie. »Und du fürchtest trotzdem noch, du wärst ehrvergessen.«
Charles lachte bitter. »Vielleicht tue ich das alles nur, damit du bei mir bleibst und damit ich dich jederzeit lieben kann.«
»Das glaube ich nicht, Mylord.« Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Um mich bei dir zu behalten, musst du Giles nicht in ein Internat schicken. Es würde genügen, wenn du ihn einfach irgendwo versteckst.« Zögernd fragte sie: »Warum traust du dir nicht zu, ein gutes Werk zu vollbringen?«
»Weil ich mich selber schon sehr lange kenne«, entgegnete er kategorisch. »In meinen Gesellschaftskreisen würde niemand diese Frage stellen. Sobald man den Namen Edgington hört, weiß man, wer ich bin und was all die Barone vor mir
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