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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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genügte ihm nicht. Also bildete er uns zu Taschendieben aus. Von Tag zu Tag ging er brutaler mit uns um. Die größeren Kinder mussten ihm ein Pfund pro Woche bringen,
die kleinen sechs Shilling. Auf ehrliche Weise kriegt man so was nicht hin. Aber irgendwie mussten wir es schaffen, sonst hätte er uns grausam verprügelt.«
    »Warum bist du nicht weggelaufen?«, fragte Charles.
    »Wohin?«, fauchte Maggie. »Zu wem? Ein Junge namens Jamie versuchte zu fliehen. Als Johnny ihn einfing, schlug er ihn so gnadenlos zusammen, dass der Arme überall hinkotzte. Danach war er nie mehr ganz richtig im Kopf. Die meisten Mädchen wurden dazu getrieben, sich selber zu verkaufen, damit sie die wöchentlichen Abgaben zahlen konnten. Die Jungs schlugen sich mit Diebstählen und Betrügereien durch.«
    »Aber du hast dich nicht verkauft.« Charles’ Worte enthielten eine stumme Frage. Was hast du getan?
    Ironisch verzog Maggie die Lippen. »Nicht bevor ich dich traf, eh? Nein, ich war kleiner als die meisten Jungs, genauso mager und zweimal so flink. Manchmal sang ich auf der Straße, meistens stahl ich. Oh, ich war eine erstklassige Taschendiebin und eine noch bessere Einbrecherin. Behände und geschmeidig kletterte ich durch Fenster in unbewachte Läden oder unbewohnte Häuser und ließ die Männer herein, die vor der Tür warteten. So geriet ich in die Londoner Unterwelt. Eine Zeitlang ging ich bei einem Spezialisten in die Lehre, der mir beibrachte, alle Schlösser zu knacken, außer diesen neuen Sicherheitsschlössern. Wenn ich auf die stieß, entwendete ich Schlüssel, fertigte einen Wachsabdruck an und gab das Original zurück, bevor der Besitzer was merkte. Ich war eine Diebin, Charles. Und noch was Schlimmeres, bevor das alles zu Ende ging.«

    »Zu Ende?« Seine Kehle verengte sich. »Auf welche Weise?«
    »Ich habe Johnny getötet«, erklärte sie in ruhigem Ton und hielt der Bestürzung in seinen Augen stand. »Deshalb weiß ich, dass ich auch fähig wäre, Danny umzubringen. Sogar mit Freuden, denn meine armen Kinder müssten ihn dann nicht mehr fürchten.«
    »Nein, Maggie, du bist keine Mörderin«, erwiderte Charles entschieden. »Das glaube ich nicht.«
    Gleichmütig zuckte sie mit den Schultern. »Johnnys Gehilfen mussten jemanden töten, wenn sie eine Beförderung anstrebten. Dadurch hatte er sie in der Hand. Falls sie ihm in die Quere kamen, konnte er sie jederzeit bei den Bullen verpfeifen, denn er wusste, wen sie ermordet hatten. Wenn er einen fragte, ob man sich seiner Gang anschließen würde, wagte man nicht, Nein zu sagen. Wer sich weigerte, wurde von einem seiner Gehilfen abgemurkst. Weil er mich befördern wollte, sollte ich Danny abknallen. Der war damals ein neuer Gangsterboss und machte sich in Johnnys Territorium breit. Ich hatte keinen Grund, einen Mann zu töten, den ich gar nicht kannte. Aber dann schaute ich Johnny an und sah Frankie in diesem Milieu viel zu schnell altern, Harry mit eingeschlagenem Schädel, Sally mit blutiger Nase und tränenüberströmt, weil ein Kerl sie verprügelt und ihr Geld gestohlen hatte. Ich sah Moll Blut husten, zur Strafe für dieses Vergehen wurde sie in die Rippen getreten. Und als ich die Pistole hob und abdrückte, war’s Johnny, den ich erschoss. Nicht Danny. Ich erinnere mich noch gut, wie die Leiche übers Brückengeländer in den Fluss fiel. Tausendmal
sah ich das in meinen Träumen - die Brücke, den Nebel, das plötzliche Feuer in der Revolvermündung. Der Schuss knallte unendlich laut. Mit einem Loch in der Stirn stürzte Johnny hinab. Immer wieder, immer wieder …«
    Schaudernd rang Charles nach Luft und befreite sich von der grausigen Vision, die Maggie heraufbeschworen hatte. »Du hattest keine Wahl.«
    »Doch. Ich hätte Johnny den Gehorsam verweigern und meinen Tod riskieren oder Danny erschießen können, so wie es geplant war. Aber ich tat es nicht. Und ganz egal, wie oft ich Johnny in meiner Fantasie sterben sehe - ich bereue nichts. Im Gegenteil, ich bin froh, dass ich ihn beseitigt habe, weil niemand anderer das gewagt hätte. Nur eins bedaure ich, dass ich Danny nicht ebenfalls erschoss, als ich die Chance dazu hatte.« Mit durchdringenden schwarzen Augen starrte sie Charles an. »Jetzt weißt du alles über mich. Womöglich wirst du mich hassen. Aber ich hoffe nicht, dass du mich der Polizei auslieferst, wie verwerflich meine Taten auch sein mögen.«
    »Natürlich hasse ich dich nicht, Maggie«, entgegnete er erschrocken. »Du bist kein
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