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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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sie nicht, denn es war unwahrscheinlich,
dass einer der Gentlemen ihr verraten würde, er stecke mit einem Londoner Schurken unter einer Decke und leite dessen Botschaften weiter.
    »Was Gifford davon hält, kann ich nicht sagen«, bemerkte Sir Nathaniel gedehnt. »Jedenfalls fühle ich mich nicht wie eine Nymphe.« Die blauen Augen halb geschlossen, strich er über sein glatt rasiertes Kinn. Miss Howser, die sich an seinen Ellbogen klammerte, kicherte schrill. Wie Maggie vermutete, war sie nicht die Einzige, die diese Nacht in einem fremden Zimmer verbracht hatte.
    »Nymphen oder Jäger«, erklärte Millie. »Wir veranstalten einen Wettbewerb im Bogenschießen.«
    Erschrocken unterbrach Lady Rushworth ihr Gespräch mit Lord Hyde. »Bogenschießen? O Gott, das habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr praktiziert.«
    »Ja, ich dachte mir, heutzutage wäre das ganz was Neues«, warf Lady Edgington ein.
    »Gehen wir zum Schießplatz«, schlug Charles mit kühler Stimme vor und richtete sich vom Fenstersims auf, an dem er gelehnt hatte.
    Peter Radcliffe nahm eine dramatische Pose ein. »Hinaus mit euch allen! Im satten Grün warten furchtsame, mit Heu gefüllte Säcke auf eure kühnen Pfeile!« Schwungvoll öffnete er eine Glastür und stolzierte auf die Veranda. Aber seine heroische Attitüde wurde ruiniert, als ein lachender Zwilling hinter ihm herlief und die wackeligen Lorbeerkränze mit einem gezielten, wuchtigen Stoß ins taufeuchte Gras beförderte.
    Auch die anderen verließen den Salon, was einige Minuten
dauerte, denn die Dienstboten mussten Handschuhe, Hüte, Mäntel und Capes bringen. Schließlich hatten sich alle auf dem Rasen vor der Veranda versammelt. Die Damen rafften die Röcke ihrer dünnen Morgenkleider, um sie vor den Tautropfen zu schützen. In der frischen Brise schwankten die Krinolinen wie groteske Kirchenglocken.
    »Hättest du uns bloß gestern Abend verraten, was du planst, Millie«, klagte Faith Weldon. »Dann hätte ich ein passendes Kleid für diese sportliche Betätigung angezogen.«
    »Damit hätte ich die Überraschung verdorben«, erwiderte Millie leichthin und wies einen Lakaien an, vier Bögen zu verteilen.
    Maggie beobachtete die Prozedur voller Unbehagen, denn sie hatte noch nie einen Pfeil auf einen Bogen gespannt. Aber ein Großteil der anderen wohl auch nicht, sie wäre eher eine verdächtige Ausnahme, wenn sie unerwartete Geschicklichkeit demonstrierte.
    Etwa zwanzig Yards entfernt erhoben sich keine Säcke, wie Peter Radcliffe vermutet hatte, sondern drei Heuballen. Daran waren Zielscheiben befestigt, bunt bemalte Kreise aus Papier.
    Flora stand neben Maggie und schaute sorgenvoll zum Himmel hinauf. »Glauben Sie, es wird regnen?«
    Prüfend spähte Maggie nach oben. Schiefergraue Wolken zogen dahin, schoben sich unter- und übereinander. So stellte sie sich Meereswellen vor einem drohenden Sturm vor. In London sah man nur selten einen solchen Himmel. Dort presste schwere, feuchte Luft den Rauch, der die Wolken verbarg, auf die Straßen hinab, und man konnte den
Regen nur riechen. Die Fassade des Edgington House schien weiß vor dem Dunkelgrün des Waldes und dem düsteren Grau des Himmels zu pulsieren. Verglichen mit der Länge und Höhe des ganzen Gebäudes, wirkte die Kuppel über der Eingangshalle eher unbedeutend.
    Charles’ Gemahlin, die Herrin dieses Hauses … Wehmütig erkannte Maggie, dass eine solche Zukunft unmöglich war, und der Schmerz einer hoffnungsvollen Sehnsucht erfüllte ihr Herz. Närrin, verspottete sie sich, dumme Gans. Für dich ist er nicht bestimmt. Das war er nie und wird es niemals sein, du wusstest das von Anfang an. Auch er weiß es. Bald wird er zur Vernunft kommen …
    Entschlossen setzte sie eine ausdruckslose Miene auf, die sich steif und starr anfühlte wie eine Totenmaske, die für einen anderen Menschen angefertigt worden war. »Zweifellos«, beantwortete sie Floras Frage. »Hoffen wir, dass wir nicht völlig durchnässt werden.«
    Als Lady Edgington die Gesellschaft in vier Gruppen teilte, sträubte sich niemand gegen den Wettkampf, nicht einmal Lady Rushfords sarkastische Tochter. Sie umklammerte einen Pfeil, und ihre bleichen, dünnen Lippen zuckten. Offenbar amüsierte sie sich über irgendetwas, das nur ihr bewusst war.
    Nun gingen sie alle in Stellung, und abwechselnd feuerte jeder drei Pfeile ab. Gewissenhaft notierte Millies Zofe die Punkte, und vier Lakaien sammelten die abgeschossenen Pfeile ein.
    Maggie gehörte der dritten
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