Flamme der Leidenschaft - Roman
Schultern eingezwängt, fühlte sie sich nicht wohl. Wenigstens könnte sie im Regen freier atmen.
»Oh, nicht Sie!«, protestierte Millie bestürzt. »Sie werden
sich den Tod holen. Lassen Sie Charles hinausgehen. Oder Peter.«
»Damit ich mir den Tod hole?«, schnaufte Peter verächtlich. »Vielen Dank, Millie, ich spiele lieber nicht deinen galanter Ritter.«
»Oh, das stört mich kein bisschen«, beteuerte Maggie. »Wie Sie wissen, wuchs ich auf dem Land auf. Da habe ich mich an Regengüsse gewöhnt.« Um weiteren Einwänden zuvorzukommen, öffnete sie eine Glastür, überquerte die Veranda und rannte über den Rasen, ihre Pelisse fest um die Schultern gezogen.
»Bitte, Charles, du musst ihr folgen!« Hinter ihr erklang Lady Edgingtons sorgenvoller Ruf. Aber Maggie schaute nicht zurück. Wenn sie mit diesem Verhalten aus ihrer vornehmen Rolle fiel, umso besser. Dann würde sie Danny wahrscheinlich nichts mehr nützen. Vielleicht würde er Frankie dann freilassen, falls er ihn überhaupt gefangen genommen hatte.
Schnelle Schritte folgten ihr und holten sie bald ein. Während Charles an ihrer Seite dahinlief, starrte er sie missbilligend an. »Was treibst du denn?«
»Ich fliehe.«
»Aber der Regen wird dich bis auf die Haut durchnässen.«
Der Wind blies eisige Nadeln in ihr Gesicht, an ihrem Nacken rann Wasser hinab. »So schlimm ist es nicht.«
»Sicher wirst du dich erkälten.«
»Du auch.« Den Kopf gesenkt, konzentrierte sie sich darauf, im kurzen Gras des Rasens nicht auszurutschen.
»Wie albern du bist! Willst du mit aller Macht krank werden? Damit hilfst du niemandem.«
Die Augen zusammengekniffen, entdeckte sie den Sonnenschirm etwa zwanzig Schritte von den Dienstboten entfernt. »Immerhin meide ich die Party-Gesellschaft. Einer der Gäste ist mit Danny im Bunde. Ich überlege dauernd, wer das sein könnte. Das macht mich halb wahnsinnig.«
»Keine Bange, Maggie, das alles werden wir überstehen.« Aus dem Mund eines anderen Mannes hätten die Worte sanft und tröstlich geklungen. Aber Charles stieß sie mit einer wilden Entschlossenheit hervor, die zweifellos Berge versetzen konnte.
Doch seine geballte Energie würde ihn nirgendwo hinführen. Seufzend hob Maggie den Sonnenschirm auf. »Ja, natürlich«, log sie und stürmte zum Haus zurück. Verwirrt schaute er ihr nach.
Wieder im Damenzimmer übergab sie Millie den Sonnenschirm. Dann wollte sie sich in ihre Suite zurückziehen, um die nassen Kleider auszuziehen und dem Getue der Ladys zu entrinnen, die ihr eine gefährliche Erkältung prophezeiten.
In der Halle hörte sie Charles’ Schritte hinter sich. Er folgte ihr die Treppe hinauf, vorbei am ersten Stock, in dem seine Räume lagen, bis nach oben zum zweiten. Beharrlich ignorierte sie ihn. Jedes weitere Gespräch war sinnlos. Zwischen ihnen gab es nichts mehr zu sagen, die schmerzliche Diskussion des letzten Abends würde sich nur wiederholen.
Im düsteren Korridor, der zur Wintersuite führte, holte
er sie ein, packte ihren Ellbogen und drehte sie so vehement zu sich herum, dass sie an seine Brust sank.
Als sie den Mund öffnete, erstickte er ihren Protest mit einem verzehrenden Kuss. Was sollte sie dagegen tun? Ihre angespannten Muskeln erschlafften. Hilflos lehnte sie an ihm, genoss seine Glut, seine Kraft, die sie einzuhüllen schien. Süße Leidenschaft erwachte in ihrem Blut. Und beinahe auch Hoffnung.
Nach viel zu kurzen Sekunden ließ er sie los und trat zurück.
»Das hättest du nicht tun dürfen«, schalt sie, weil es ausgesprochen werden musste, obwohl sie den Kuss nicht bereute. »Wenn uns jemand gesehen hat …«
»Hier ist niemand.« Unverwandt schaute er in ihre Augen. Der Regen hatte sein Haar gekräuselt und die normalerweise perfekte Frisur durcheinandergebracht.
»Willst du mich wieder anschreien?«, fragte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
»Kein einziges Mal habe ich dich angeschrien.« In seinem Blick kämpfte Belustigung mit tiefem Kummer. »Vielleicht genügen Worte nicht, um dich umzustimmen. Ich wollte dich an alles erinnern, was wir geteilt haben. Und ich wünschte, es würde dich von deinem Entschluss abbringen.«
»Wie könnte ich es jemals vergessen?«
»Gut.« Charles streckte eine Hand aus und strich behutsam über ihr Kinn. »Jetzt muss ich mich umziehen. Wenn ich mich zu lange von den Gästen fernhalte, werden sie sich wundern.«
Sie nickte schweigend, und er kehrte ihr abrupt den Rücken. Steifbeinig ging er davon, eine
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